Kreis Pinneberg. DAK-Analyse: Krankenstand in Schleswig-Holstein stabil, aber Dauer von Krankschreibungen während der Pandemie steigt.
Die Corona-Pandemie hat sich in Schleswig-Holstein deutlich auf das Krankheitsgeschehen in der Arbeitswelt ausgewirkt: Zwar nahm die Zahl der Krankschreibungen um 11,8 Prozent ab, aber ein durchschnittlicher Fall dauerte länger als 2019. Das zeigt die Krankenstandsanalyse der DAK für das gesamte Jahr 2020.
Fehltage wegen Muskel-Skelett-Problemen haben deutlich zugenommen, und bei psychischen Erkrankungen gab es einen neuen Höchststand. Insgesamt lag der Krankenstand im nördlichsten Bundesland mit 4,1 Prozent gleich und liegt damit im Bundesdurchschnitt. Für die Krankenstands-Analyse hat das Berliner IGES Institut die Daten von rund 116.000 erwerbstätig Versicherten der DAK in Schleswig-Holstein ausgewertet.
Dauer der Krankschreibungen hat sich verlängert
„Einen deutlichen Zuwachs gab es bei Fehltagen wegen Rückenschmerz und bei psychischen Erkrankungen“, sagt auch Claudia Janthor, Leiterin des Servicezentrums Hamburg Altona/Elmshorn. Jeder fünfte Fehltag war demnach auf Rückenschmerz oder andere Probleme mit dem Muskel-Skelett-System zurückzuführen. Statistisch gesehen hatte jeder DAK-versicherte Beschäftigte 3,2 Ausfalltage wegen „Rücken“ – zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die DAK-Analyse zeigt auch, wie sehr sich 2020 die Dauer von Krankschreibungen verlängert hat: Über alle Erkrankungen hinweg betrug sie durchschnittlich 13,8 Tage – 1,6 Tage mehr als im Jahr 2019.
„Durch Lockdown und Homeoffice hat sich die Arbeitswelt drastisch verändert“, sagt Claudia Janthor. „Die Menschen verharren noch länger bewegungslos vor dem Bildschirm, und in vielen Branchen steigt die Arbeitsdichte. Wir sehen im Allgemeinen eine höhere Anspannung, was offensichtlich zu einer Zunahme von Fehltagen wegen Rückenschmerzen und bestimmten psychischen Diagnosen führt.“
Weniger Atemwegserkrankungen
Seelenleiden waren der zweithäufigste Grund für eine Krankschreibung. Bei dieser Gruppe gab es in Schleswig-Holstein einen Zuwachs an Fehltagen von drei Prozent und einen neuen Höchststand. Atemwegserkrankungen verursachen hingegen weniger Fehlzeiten. Mit einem Minus von über vier Prozent gegenüber 2019 belegten sie Platz drei der wichtigsten Krankheitsarten.
Die Pandemie hat in Schleswig-Holstein zudem massive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Minderjährigen. Während des ersten Lockdowns im März und April 2020 gab es laut DAK 40 Prozent weniger Krankenhausbehandlungen und 42 Prozent weniger Operationen bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre. Bis Ende Juni folgte zwar ein Anstieg auf Normalniveau, einen Anstieg zum Nachholen der Behandlungen war aber nicht zu verzeichnen.
Jugendliche gehen nicht mehr zur Therapie
Besonders fiel der Rückgang bei psychischen Erkrankungen auf. Hier war ein Minus von 16 Prozent zu verzeichnen. Das ist das Ergebnis des Kinder- und Jugendreports Schleswig-Holstein, für den die Universität Bielefeld im Auftrag der DAK die Daten von mehr als 40.000 Kindern und Jugendlichen auswertete. „Auf den ersten Blick wirkt der Rückgang der Behandlungen von psychischen Erkrankungen wie eine erfreuliche Nachricht“, sagt Claudia Janthor. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar: Weniger Behandlungen psychischer Erkrankungen bedeutet nicht automatisch, dass es im Frühjahrs-Lockdown weniger psychische Leiden der Kinder gab. „Es drängt sich vielmehr die Vermutung auf, dass viele psychische Leiden von Kindern im Frühjahrs-Lockdown einfach nicht behandelt wurden.“
Psychische Erkrankungen seien ernst zu nehmen. Das Versäumen von ärztlicher Behandlung könne weitreichende Folgen haben, so die Gesundheitsexpertin. „Eltern sollten nicht nachlässig sein und womöglich aus Angst vor einer Ansteckung notwendige Behandlungen verschieben. Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen hat einen hohen Stellenwert. Unser Gesundheitssystem muss Eltern und Kindern in Schleswig-Holstein Sicherheit geben, damit sie sich vertrauensvoll versorgen lassen können.“
Viel weniger Kinderkrankheiten
Unbestritten sei, dass der Lockdown und die Pandemie deutliche negative Folgen für die Psyche und körperliche Gesundheit der Kinder und Jugendlichen haben. „Vor allem die Zunahme von schweren Verläufen bei chronischen Krankheiten ist ein deutliches Warnsignal. In der aktuellen Corona-Diskussion spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine zu geringe Rolle. Das müssen wir ändern, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden“, sagt Janthor.
Es gibt auch einen positiven Effekt durch die Pandemie: Durch die Hygienemaßnahmen sind viele Infektionskrankheiten zurückgegangen. So gingen 2020 Norovirus-Infektionen in Schleswig-Holstein um 60,7 Prozent zurück. Diese sich gerade in Gemeinschaftseinrichtungen rasch verbreitende Erkrankung wurde im vergangenen Jahr 1818-mal gemeldet, im Jahr zuvor waren es noch 4631 Fälle gewesen. Auch Kinderkrankheiten kamen seltener vor. Windpocken gingen um mehr als ein Drittel zurück, Erkrankungen durch Rota-Viren um 77 Prozent.
So bleiben Sie im Homeoffice fit
1. Fester Arbeitsplatz und Zeitplan: Auch zu Hause sollte ein fester Platz zum Arbeiten geschaffen werden. So fällt es auch leichter, die nötige Konzentration aufzubringen und zwischen Arbeitszeit, Pausen und Feierabend zu unterscheiden.
2. Austausch mit Kollegen: Im Büro wird oft auf Zuruf gearbeitet, und offene Fragen lassen sich schnell und unkompliziert mit der Kollegin gegenüber oder im Nachbarzimmer klären. Das ist im Homeoffice anders. Ein Telefonat oder eine E-Mail kann das Problem oft schnell lösen.
3. Pausen und Arbeitszeit: Feste Pausen- und Essenszeiten sind gut für das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit.
4. Feierabend nicht vergessen: Homeoffice bedeutet nicht, rund um die Uhr zu arbeiten. Da aber bei vielen das Gefühl vorherrscht, sich besonders beweisen zu müssen, weil die direkte Kontrolle durch anwesende Kollegen entfällt, neigen sie schnell zur Selbstausbeutung. Laut einer Studie der Universität Basel kommen viele im Homeoffice auf 2,5 Stunden mehr pro Woche als die Kollegen im Büro.
5. Bewegung und Lüften: Bewegung und ausreichend Sauerstoff sind auch im Homeoffice ein Muss. Regelmäßiges Lüften und Spaziergänge bringen frische Energie.