Pinneberg. Mit Illuminationen verhilft Gisela Meyer-Hahn auch umstrittenen Bauwerken zu Glanz. Jetzt hat sie ein Buch dazu herausgegeben.

Wenn es dunkel wird, schlägt die Stunde der Pinneberger Designerin und Künstlerin Gisela Meyer-Hahn. Dann setzt sie ihre zunächst mal kalte Maschinerie in Gang, um auf faszinierende Weise Kirchen, Technik-Labors oder Windkraftanlagen in einem selbst geschaffenen Rhythmus aus Licht, Farben und oft auch Ton zu einem neuen, magischen Eigenleben zu erwecken.

Über einige ihrer Windpark-Illuminationen, etwa in Uetersen oder Dithmarschen, hat sie jetzt eine Publikation im Selbstverlag herausgebracht, die bei ihr käuflich zu erwerben ist.

Es ist relativ einzigartig, was Gisela Meyer-Hahn macht. Denn es ist weit mehr, als einfach nur ausgewählte Bauten raffiniert zu beleuchten. Die Publikation ist selbstverständlich kein Ersatz für das Dabeisein im Moment der Kunst­werdung, denn dieser ist und bleibt live am wertvollsten. Aber das Buch vermittelt einen Eindruck von der Tragweite und der Komplexität an Vorbereitungen, die die Künstlerin auf sich nimmt, um ihre Vorstellungen immer von Neuem umzusetzen.

Die Idee, Windkraftanlagen zu beleuchten, entstand aus einem Schreck, den der Künstlerin vor einigen Jahren die rot blinkenden Lampen in der Höhe eingejagt hatten, als sie eine Kurve auf der Autobahn umrundet hatte. Gisela Meyer-Hahn hatte im ersten Moment gedacht, die Türme stünden auf der Straße – und sie vor einem Unfall. Oder war es ein Flugzeug im Landeanflug? Nichts von alledem, stellte sie schließlich fest und begann, darüber nachzudenken.

Da sie die Anlagen ästhetisch findet, sie aber nachts Ängste auslösen können, überlegte sie, wie sie sich in freundliche Riesen verwandeln ließen – „mit meinen künstlerischen Mitteln: mit Licht und Farbe“. Das ist dieses Ziel offenkundig gelungen ist, belegt die Publikation. Die farbig variantenreich aufleuchtenden Windtürme sind weit mehr als freundliche Riesen geworden. Über ihre Lichtkunst werden sie zu Gestalten im Dunkeln, die sich ständig verwandeln und mit allem, was ringsum wächst, in Beziehung treten – Bäume, Sträucher und Gräser leuchten kontrastierend aus dem Dunkeln hervor. So schafft Gisela Meyer-Hahn bisweilen eine meditative Atmosphäre, die über die Farbwechsel in sanften Wellen wieder in eine neue Stimmung übergeht.

So illuminierte Gisela Meyer-Hahn die Windkrafträder bei Uetersen
So illuminierte Gisela Meyer-Hahn die Windkrafträder bei Uetersen © meyer-hahn©VG Bildkunst Bonn | meyer-hahn©VG Bildkunst Bonn

Die Künstlerin will damit auch die Wahrnehmung auf die schöne Seite dieser nicht unumstrittenen Art der Energiewende lenken, „auf die majestätische Ästhetik der Architektur der Anlagen“ und ein visuelles Konzert erschaffen. Schließlich sei der Rhythmus allein schon durch die Bewegung der riesigen Rotorblätter vorgegeben, beeinflusst von Witterung, Umgebung, Temperatur, Luftbewegungen.

„Die künstlerischen Inhalte der Farb-Licht-Kompositionen beziehen sich auf die Region, Landschaft, musikalische Kompositionen, Texte oder sind abstrakt“, sagt Gisela Meyer-Hahn. Je nach den Bedingungen vor Ort legt sie den zeitlichen Ablauf fest, wählt Stücke und Themen aus – oft auch spontan der Witterung, den Jahreszeiten oder dem Ort folgend.

Die Publikation „Lichtkunstprojekt“ist zu bekommen über gisela@meyer-hahn.de.Sie kostet 12,50 Euro plus Versand.