Pinneberg. Experten haben sich die 1969 eingeweihte Hans-Hermann-Kath-Brücke ganz genau von unten angesehen. Bahnverkehr wird gesperrt.
Eine große Maschine krallt sich um den Beton der Hans-Hermann-Kath-Brücke in Pinneberg wie ein langer, metallischer Finger. Unten ist ein Korb angebracht, in dem der Brückenprüfer Siegfried Stahl steht und eine Metallklappe an der Unterseite des Bauwerks öffnet. Dann verschwindet Stahl durch die Luke, sodass nur noch der Saum seiner neonorangefarbenen Hose zu sehen ist. Er befindet sich nun in der Widerlagerkammer, in der die Bewegungen der Straße über ihm abgefedert werden sollen.
Alle sechs Jahre wird die Brücke in einer Hauptuntersuchung überprüft. Eine einheitliche Schadensbewertung öffentlicher Gebäude sei wichtig, sagt Stahl. Es freut ihn, dass sie auch für Kommunen inzwischen Standard ist.
Gründliche Sanierung erfordert mehrtägige Bahnsperrung
Wie wichtig regelmäßige Untersuchungen sind, zeigt ein großer, dunkler Fleck an der unteren Brückenseite, einige Meter von Stahl entfernt. Im Juni 2019 wurde dieser Brückenteil in einer Sonderüberprüfung untersucht. Durch einen Wasserrohrbruch ist der Beton an einer Stelle beschädigt. Das Problem entdeckten die Prüfer bereits 2018. Ungünstigerweise liegt der Schaden genau über den Bahngleisen.
„Bis wir diese Stelle wirklich instandsetzen können, dauert es noch eine Weile“, sagt Stahl und seufzt. Um über den Gleisen arbeiten zu können, müssen die Oberleitungen ab- und der Zugverkehr für mehrere Tage eingestellt werden. Solange muss der Beton notdürftig ausgebessert werden. Deshalb fährt von Sonnabend auf Sonntag die Bahn von 0 bis 5 Uhr nicht.
Bis vor Kurzem war offen, ob es nicht sinnvoller sei, die 1969 erbaute Brücke abzureißen. Beton wird mit der Zeit spröde. Die Schäden an der rund einen Kilometer langen Bauwerk, das eine leichte Kurve beschreibt, sind Experten zufolge allerdings noch nicht so gravierend, als dass sich ein Neubau und die daraus resultierende Großbaustelle rechtfertigen ließe.