Elmshorn. Freitag soll der Umzug von der Weißen Villa an die Marktstraße abgeschlossen sein. Eine große Spende macht ihn möglich.

Wie war das eigentlich früher in Elmshorn? Wer eine Antwort auf diese Frage suchte, fand sie bisher in der Weißen Villa an der Schulstraße. Dort, im Stadtarchiv, schlummern Schätze wie das Personenstandsregister, das bis ins Jahr 1665 zurückreicht, oder ein Zeitungsbestand aus mehr als 130 Jahren. Inzwischen muss man aber sagen: Dort schlummerten diese Schätze. Denn das Stadtarchiv zieht um.

Herbert und Ingrid Gewers gründeten eine Stiftung, um der Stadt Elmshorn ihr Wohn- und Geschäftshaus in der Marktstraße 16 zu überlassen.
Herbert und Ingrid Gewers gründeten eine Stiftung, um der Stadt Elmshorn ihr Wohn- und Geschäftshaus in der Marktstraße 16 zu überlassen. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Die neue Adresse lautet: Marktstraße 16. Bekanntlich hatte das Ehepaar Ingrid und Herbert Gewers der Stadt das Wohn- und Geschäftshaus im Herzen Elmshorns überlassen. Nach einem Umbau bietet es jetzt auf fünf Etagen Platz für das neue, alte Stadtarchiv. Wenn die Pandemie es zulässt, soll im März eröffnet werden.

150.000 Bilder ziehen um

Zuvor muss aber das gesamte Archiv ausziehen, zwischengelagert werden und wieder einziehen. Fast 750 Kartons haben die Mitarbeiter im Keller der Weißen Villa oder in den Nebenlagern im Rathaus und in der Volkshochschule gepackt. „Wir nehmen allein 800 bis 900 laufende Meter Akten mit“, sagt Archivleiter Peter Köhnke. Hinzu kommen 150.000 Bilder, 1,5 Millionen Negative und 1200 Bücher. Von morgen an sollen die Sachen am neuen Standort eingeräumt werden. Die ersten Zeitungsausgaben des bis in die 1880er-Jahre zurückreichenden Archivs sind bereits an ihrem neuen Platz.

Der neue Standort birgt auch die Hoffnung, das Archiv sichtbarer zu machen, wie der Erste Stadtrat Dirk Moritz sagt: „Mit dem neuen, repräsentativen Sitz rückt das Stadtarchiv stärker ins Elmshorner Zentrum und in das Bewusstsein der Menschen.“ Dafür gebühre Ingrid und Herbert Gewers großer Dank. Das Ehepaar hatte der Stadt das Haus gewissermaßen geschenkt, indem es in die „Gewers-Haus-Stiftung“ eingebracht wurde. Treuhänderisch verwaltet wird diese von der Bürgerstiftung Elmshorn. Unterm Strich muss das Stadtarchiv nun keine Miete für den neuen Standort im Gewers-Haus zahlen.

Der Raum hat sich verdreifacht

Dafür ist der Raum gewachsen. Die vielen großen und kleinen historischen Schätze haben nun deutlich mehr Platz: Standen im Keller der Weißen Villa lediglich 140 Quadratmeter zur Verfügung, ist es nun fast das Dreifache. Üppige 370 Quadratmeter kann das Stadtarchiv nun sein Eigen nennen.

Köhnke rechnet zudem mit steigenden Besuchszahlen. In den Keller der Weißen Villa kamen jährlich etwa 600 Gäste, um Ahnenforschung zu betreiben oder in der Elmshorner Geschichte zu stöbern. Sogar aus den USA, aus Australien, Schweden, Neuseeland oder Südafrika gab es Anfragen: „Das macht die Arbeit so interessant und spannend.“

Rollregale erleichtern die Arbeit

Die neue Rollregalanlage, die Philipp Heinrici (v. l.), Peter Köhnke und Sebastian Urban noch einmal inspizieren, hat der Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn ermöglicht.
Die neue Rollregalanlage, die Philipp Heinrici (v. l.), Peter Köhnke und Sebastian Urban noch einmal inspizieren, hat der Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn ermöglicht. © Stadt Elmshorn | Torben Hinz

Für die Mitarbeiter geht der Umzug ebenfalls mit mehr Komfort einher. Eine neue Rollregalanlage erleichtert das Lagern und Finden der historisch wertvollen Dokumente. Die dafür benötigten 30.000 Euro brachte der Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn ein. Eine Woche benötigten die Arbeiter allein für diese Installation. „Wir haben richtig Gas gegeben, damit wir rechtzeitig fertig sind“, so Installateur Sebastian Urban. Geholfen haben aber auch die drei hauptamtlichen Mitarbeiter des Stadtarchivs Petra Schmidt, Marion Eymers und Udo Holtz.

Ganz ohne Träne im Knopfloch kehren sie dem Keller der Weißen Villa jedoch nicht den Rücken. „Hier war alles eingespielt, wir wussten, wo was zu finden ist – das muss sich nun erst neu finden“, sagt Schmidt. Zudem werde ihm wohl der Ausblick in den Hochzeitsgarten fehlen. Nicht vermissen werden die Mitarbeiter aber die etwas unwirtlichen Wasser- und Heizungsrohre an der Decke. Oder die kalten Füße.

„Für die Archivnutzung war der Keller suboptimal“, sagt Peter Köhnke. Den Umzug und das Ehepaar Gewers nannte er „ein Gottesgeschenk“. In den neuen Räumen gibt es nämlich nicht nur Arbeits- und Empfangsbereich. Ein Besprechungsraum, ein großes Magazin, ein Zwischenlager sind ebenfalls vorhanden.