Quickborn. Adventskalender, Maske 19: Der Maler Edwin Zaft aus Quickborn wurde in der Corona-Krise auch zum Dichter.

Viel Zeit und Ruhe zum Malen hatte Edwin Zaft in diesem Jahr. Das Corona-bedingte Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens hat bei dem Künstler aus Quickborn neue kreative Schaffenskraft entfacht. Er widmet sich zurzeit wieder verstärkt politischen Motiven, die Freiheit und Polizeigewalt zum Thema haben. Und er hat ein Gedicht für „König Covid“ geschrieben, den er mit Krone auf dem Haupt und Totenkopf in der Hand auf die Außenwand seines Ateliers gemalt hat. Für ihn als Galeristen, Kunstvereinsvorstand, Kunstfilm-Veranstalter und lautes Sprachrohr für ein lebendiges kulturelles Leben in Quickborn war es dagegen ein eher schwieriges Jahr.

„Persönlich geht es mir wunderbar“, sagt Zaft. Der Kunstverein, den er mitbegründet hat und der in diesem Frühjahr eigentlich sein fünfjähriges Bestehen feiern wollte, ist aber, wie so vieles, erst einmal in Zwangspause.

Zwei Atelier-Ausstellung konnte Zaft abhalten

Zwischen den Lockdowns im März/April und jetzt konnte er in seinem offenen Atelier an der Kieler Straße, das er seit zwölf Jahren betreibt, zwei Ausstellungen im September und Oktober organisieren. „Das hat wunderbar geklappt. Auch wenn es organisatorisch ein Riesenaufwand war“, sagt er. Nur 30 Besucher durften gleichzeitig rein, natürlich mit Maske und Abstand zueinander. Wer rausging, gab sein Klötzchen wieder ab, das er beim Eintreten bekommen hatte, damit auch wirklich die Höchstzahl nicht überschritten wurde. Ehrenamtliche Helfer organisierten das Ganze.

Doch inzwischen musste Zaft Kunstausstellungen mehrfach verschieben oder ganz absagen. Eine sei darunter, für die er Zuschüsse vom Kreis Pinneberg erhalten hat. Die werde er nun zurückzahlen müssen, glaubt er. Dabei seien schon allerhand Kosten angefallen, die nun nicht mehr gedeckt sind. „Wir haben Karten und Einladungen drucken lassen“, sagt Zaft. Aber vielleicht könne er im nächsten Jahr den Förderantrag noch einmal stellen und bewilligt bekommen, hofft er. Jetzt sei die Ausstellung auf Juni 2021 terminiert.

Ähnlich mau verlief das Jahr für das Kunstkino, das seit gut zwei Jahren jeden zweiten Dienstag im Quickborner Beluga-Kino angeboten wird, wo die Kinobetreiber dem Kunstverein ein neues Forum bieten. Normalerweise. Doch in diesem Jahr sind die Kunstfilmabende meist ausgefallen. „Die Vorstellungen sind normalerweise fast immer ausverkauft“, bedauert Zaft die Absagen. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht.“ Dabei habe das Kunstkino ein anderes, ein jüngeres Publikum zum teil sogar aus Hamburg zur Vorstellung aufs Land gelockt.

„Nur durch Abstandhalten könn’ wir zusammenstehn“

So falle es zurzeit sehr schwer, die Quickborner Kulturfreunde und die 55 Kunstvereinsmitglieder bei Laune zu halten. Da die Geburtstagsfeier ins Wasser fiel, mussten er und die Vorsitzende Romy Rölicke, die das Norderstedter Stadtmuseum leitet, sich was anderes einfallen lassen.

Uns so fing Zaft zu dichten an.

„Es herrscht jetzt König Covid über alle Welt. Er raubt den Menschen Leben, Atem, Gut und Geld – Künstler malen Schilder, Stoppt Auftrittsverbot. Es kostet schon Milliarden, keiner weiß wie viel – Kinder weinen leise, dürfen niemand seh’n. Nur durch Abstandhalten könn’ wir zusammenstehn.“

Gedicht und Zeichnung haben jetzt die Vereinsmitglieder in einem schönen Doppeldruck-Kärtchen bekommen. Der Kunstverein soll schließlich nicht in Vergessenheit geraten, sondern auch diese Krise überstehen. Dem örtlichen Rotary-Club hat Zaft seine ausdrucksstarken Himmelmoorbilder für dessen Jubiläumswein-Etiketten zur Verfügung gestellt.

„Quickborn ist ein ungeschliffener Diamant“

Edwin Zaft und seine Mitstreiter haben noch Großes vor in Quickborn. Zu gern würden sie das „Kultur-Bürgerhaus-Konzept“ aus Marne in Dithmarschen, wohin sich Zaft oft zum Malen und Krafttanken zurückzieht, nach Quickborn holen. So träumt der Künstler und Kunstverein-Macher von einer Kulturstätte in Quickborn, die allen Kulturschaffenden Platz und Raum für Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen bietet. So etwas hat der Künstler Wolf Eismann in Marne aufgebaut, wo er seit acht Jahren das Kultur- und Bürgerhaus leitet, das die dortige Kommune mit einem jährlichen Zuschuss von 100.000 Euro fördert.

Für das viermal so große und recht wohlhabende Quickborn hält Zaft so ein Konzept auch für möglich. „Wir brauchen hier einen Ort für alle kreativen Kräfte.“ Und der Stadt und ihrem Image würde das auch nicht schaden, sagt Zaft. Denn er ist davon überzeugt, dass sich Investitionen, die das kulturelle Leben befördern, letztlich auszahlen werden. „Das wäre ein Aushängeschild für die Stadt“, sagt Zaft.

Die inzwischen verstorbene Kunstfreundin Marianne Gehrke habe dies vor ein paar Jahren auch mit Zahlen und Daten belegen können. Demnach weise die Quickborner Bevölkerung einen hohen Bildungsgrad, Wohlstand und ehrenamtliches Engagement mitten im Hamburger Speckgürtel mit hervorragenden Verkehrsanbindungen aus, die Quickborn viel besser vermarkten könnte. „Quickborn ist ein ungeschliffener Diamant, den man zum Strahlen bringen kann“, glaubte sie. Auch Zaft ist fest überzeugt davon. Zurzeit müssten die Kulturfreunde aus Quickborn meist woandershin fahren, oft nach Hamburg, um kulturell etwas zu erleben. Mit einem Kunsthaus-Programm könnte man diese Abwanderung umdrehen, wie das erfolgreiche Kunstfilmprojekt zeige.