Rellingen . Michaela und Clemens Faber bieten den fertigen Braten für zu Hause an. Und haben eine Spendenaktion initiiert.
Es duftet es nach gebratener Gans und Rotkohl. Ein dunkles Samtsofa steht vor einer geblümten Tapete, die Decken im Eingangsbereich sind niedrig. Seit 1997 betreiben Clemens und Michaela Faber die mehr als 350 Jahre alte Reetdachkate unter dem Namen Faber’s in Rellingen als Veranstaltungsort. Wie jedes Jahr bieten sie einen Gans-to-go-Service an, bei dem Gäste sich einen Weihnachtsbraten plus Beilagen abholen können. Serviert wird er mit selbst gemachten Semmelknödeln, Rotkohl, Apfelchutney und einer Soße. Dieses Mal sei das Angebot besonders gefragt gewesen: „Wir wurden praktisch überrannt“, sagt Michaela Faber.
Bis zum Ende des heutigen Freitags nimmt sie aber noch Bestellungen auf. Andere Anbieter sind längst ausgebucht.
Die Gänse seien alle aus Freilandhaltung, in diesem Jahr allerdings von unterschiedlichen Höfen. „Weil wir so viele Anfragen bekommen haben, konnten wir nicht nur bei einem Anbieter kaufen“, sagt Faber.
Das Geheimnis: langes Backen bei niedriger Temperatur
Und wie bekommt man die Gans besonders knusprig? „Da haben wir eigentlich kein Geheimrezept“, sagt sie. Das Wichtigste sei, den Braten lange bei niedriger Temperatur in den Ofen zu schieben. „Wenn er goldbraun ist, sollte er raus“, rät Koch Clemens Faber. Mit einer Nadel könne man zwischendurch in eine Keule piksen, um zu sehen, ob die Gans gar sei. Wer den Festtagsschmaus bei ihnen kaufe, müsse ihn nur noch 20 bis 40 Minuten in den Ofen schieben. Für den Extragrad an Knusprigkeit sei es außerdem empfehlenswert, ihn noch unter den Grill zu legen.
Auf eine Füllung der Gans verzichten die Fabers, dafür gebe es das Apfelchutney und eine passende Sauce. „Meistens ist die Füllung nicht so beliebt, und wir wollen nichts kochen, was dann später weggeworfen wird“, sagt Clemens Faber.
Das Ehepaar legt bei seinen Gerichten besonderen Wert auf Nachhaltigkeit: „Dass die Gänse glücklich waren, ist uns sehr wichtig“, sagt die gebürtige Kölnerin. Auch bei der Verpackung des Menüs achteten sie darauf, möglichst wenig Plastikmüll entstehen zu lassen. Den Rotkohl gebe es im Glas, ebenso das Apfelchutney, das teils aus den Äpfeln der Nachbarin gemacht werde. Außerdem hielten sie ihre Kunden dazu an, die Gläser nach Möglichkeit wieder zu ihnen zurückzubringen.
Erstmals gibt es in diesem Jahr die Spendergänse
Für Menschen, die Weihnachten nur zu zweit sind, gibt es beim Faber’s die Möglichkeit halbe Gänse zu bestellen. Zudem stehen Schmorbraten und Ente auf der Menüauswahl.
Clemens Faber kocht in der Küche mit einem kleinen Team alles selbst. Normalerweise hätten sie im Dezember auch weihnachtliche Menü-Abende angeboten, die fallen jetzt weg. Trotzdem sind sie optimistisch. „Uns geht es gut, wir haben das erste Mal seit Jahren etwas Zeit für uns“, sagen beide übereinstimmend. Außerdem würden sie sich sehr über die aktuelle Resonanz auf die Gänse freuen.
Und: In diesem Jahr haben sich die Fabers entschlossen, eine besondere Aktion zu starten. Gemeinsam mit der Diakonie möchten sie Bedürftigen, die es sich nicht leisten können, die Möglichkeit geben, ein schönes Weihnachtsessen zu bekommen. Dafür könnten großzügige Spender für 100 Euro (Normalpreis 120 Euro) Gänse-Menüs für vier Personen im Faber’s bezahlen, die dann am 22. Dezember über die Diakonie anonym an Bedürftige und Geflüchtete in Rellingen vergeben werden. Das Faber’s selbst spendet bereits zehn Gänse, auch ein Rellinger Unternehmer habe sich entschlossen, fünf Braten beizusteuern.
Spendergänse bis 20. Dezember bestellen
„Das ist wirklich eine tolle Idee“, sagt Kerstin Riedel von der Flüchtlings- und Wohnungslosenberatung der Diakonie. Leider könne am Ende nicht jeder so ein Menü bekommen. „Aber wir sorgen dafür, dass Weihnachten niemand vergessen wird“, sagt sie. Gerade für ärmere Menschen sei es ein schweres Jahr gewesen. Besonders bitter sei es, wenn die Tafeln geschlossen hätten, weiß auch Michaela Faber. Sie habe während der Einschränkungen im März beim Lebensmitteltransport vom Supermarkt zur Tafel ausgeholfen. Doch als die Tafeln dichtgemacht hätten, habe auch das nichts mehr gebracht.
„Ich finde es wichtig, direkt vor Ort zu handeln, wenn Hilfe benötigt wird,“ sagt die 53-Jährige. „Wenn man abends gemütlich vor dem Fernseher sitzt und die Nachrichten aus anderen Teilen der Welt sieht, wird einem immer klar, wie gut es einem geht“, sagt ihr Mann.
Für Spendenfreudige, denen der Preis für die Gans zu teuer ist, schlagen die Rellinger vor, sich mit anderen zusammenzutun.
Spendergänse können bis zum 20. Dezember bestellt werden, andere Weihnachtsmenüs bis zum 18. Dezember, 16 Uhr.
Preise: Gänsemenü für vier Personen 120 Euro (tranchiert 130 Euro), Ente für zwei 70 Euro (tranchiert 80 Euro), gespendetes Gänsemenü 100 Euro.