Kreis Pinneberg. Buchtipps zum Weihnachtsfest: Sechs Expertinnen aus der Region stellen hier ihre Lieblingsbücher dieser Saison vor.
Weihnachten haben wir die Muße zum Schmökern – in diesem Jahr erst recht. Für die garantierte Gänsehaut.Für die Vorfreude aufs kommende Jahr. Und für die ganz großen Gefühle.
„Wann am besten wohin“ – für die Vorfreude
Sina Stein-Cortis von der Buchhandlung Heymann in Wedel empfiehlt die Reiseliteratur „Lonely Planets Wann am besten Wohin – Deutschland“, 26,90 Euro. Lonely Planet
Das neue Jahr steht vor der Tür, und auch ich hatte mich auf den nächsten großen Urlaub gefreut. Es sollte 2021 nach Uruguay gehen. Aber nun wird die Fernreise verschoben, und meine Familie und ich freuen uns darauf, Deutschland zu entdecken.
Auch ohne lange Flugreisen gibt es unzählige Möglichkeiten, um die Seele baumeln zu lassen und sich zu erholen. Egal ob Kurztrip, Strandurlaub oder Action – in Deutschland gibt es für jeden den passenden Ort! Bei der Auswahl des Reiseziels und der besten Reisezeit hilft dieses Buch enorm. Darin finden sich wunderbare Vorschläge und Anregungen von Norddeutschland bis nach Bayern.
Und was ist denn schöner als die Vorfreude auf den nächsten Urlaub? Wir freuen uns schon auf eine Woche Urlaub im April, und dann geht es in den Filmpark nach Babelsberg. Oder in die Sächsische Schweiz. Oder auf die Nordfriesischen Inseln...? Die Entscheidung fällt schwer.
Und wenn ein Ziel gefunden wurde, helfen wir gern bei der Auswahl der passenden Wanderkarte oder des passenden Reiseführers!
„Wenn Riesen reisen“ – Wortwitz ist das Zauberwort
Silke Steyer vom Buchhaus Steyer in Wedel empfiehlt das Kinderbuch „Wenn Riesen reisen“ von Ralph Caspers, 14 Euro, Thienemann.
Liebe Eltern und Großeltern und Kinder, dieses tolle Buch wurde mir von einer lieben Kundin empfohlen. Ja, Buchhändler werden auch von ihren Kunden inspiriert. Ich bin so begeistert von Ralph Caspers „Wenn Riesen reisen“.
Die Kinder aus dem Erikaweg erleben eigentlich ganz Alltägliches. Deshalb kann sich auch jedes Kind in diesen Geschichten wiederfinden. Natürlich sind auch ein paar fantastische Dinge eingebaut. Muss ja auch spannend sein.
Wir haben gelacht, geschmunzelt und nachgedacht. Woran das lag? Findet es heraus. Wortwitz ist das Zauberwort. Es geht um Minihirsche, Holperdingerschluckauf, Muskelpaul, Unterbettmonster… Unbedingt lesen!!!!
„Weihnachtsmann-Projekt“ – Spaß für die ganze Familie
Andrea Schmidt-Hoberg vom Bücherwurm in Pinneberg empfiehlt das Jugendbuch: „Das Weihnachtsmann-Projekt“ von Silke Lambeck, 14 Euro, Gerstenberg Verlag.
„Es war ein sehr heißer Augusttag, als Großmutter anrief, um Weihnachten zu besprechen...“ Jedes Jahr feiert Pauls Familie mit Großeltern, Onkeln und Tanten gemeinsam Weihnachten, doch diese Jahr ist alles anders: Pauls Mutter hat nämlich absolut keine Lust auf die Großfamilie und möchte stattdessen ein ruhiges Weihnachten nur zu viert verbringen.
Also wird die weihnachtsbesessene Oma samt Verwandtschaft kurzerhand ausgeladen und stattdessen ein beschauliches vegetarisches Weihnachten geplant. Eines Tages kommt Pauls kleine Schwester Frieda völlig aufgelöst aus der Schule, ihre Lehrerin hat nämlich behauptet, den Weihnachtsmann gebe es gar nicht…
Fridas Verzweiflung darüber kann Paul nicht mit ansehen, und so setzt er alles daran, seiner kleinen Schwester den Glauben an den Weihnachtsmann zurückzugeben. Mit Hilfe das Pfarrers und seiner Freundin Nele startet er deshalb sein ganz persönliches Weihnachtsmann-Projekt.
Es kommt, wie es kommen muss: Nach und nach gerät der gemütliche Heiligabend zu viert vollkommen aus den Fugen, und es braucht einiges, um den Familienfrieden wieder herzustellen.
Silke Lambeck hat eine wunderbar warmherzige und witzige Weihnachtsgeschichte geschrieben, mit lauter Charakteren, die man sofort ins Herz schließt. Perfekt zum Vorlesen und für die ganze Familie!
„Der bleierne Sarg“ – Polit-Thriller mit Wedel-Bezug
Karin Wiskandt von Lenz in Barmstedt empfiehlt den Thriller „Der bleierne Sarg“ von Thomas Frankenfeld, 10 Euro, Ellert & Richter Verlag.
Lange habe ich nicht mehr so einen kurzweiligen, spannenden und informativen Thriller gelesen wie „Der bleierne Sarg“ des Politik-Journalisten Thomas Frankenfeld. Und darum geht es: Bei Bauarbeiten an einer Wedeler Kirche wird ein bleierner Sarg entdeckt. Stunden später stirbt einer der Handwerker einen qualvollen Tod. Offenbar hat ein tödlicher Erreger (Corona ist nichts dagegen) aus den Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs mehr als drei Jahrhunderte in dem Sarg überdauert.
Schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer: Eine Terror-Organisation bringt den Erreger an sich und droht mit einem Anschlag auf die Millionenstadt Hamburg.
Bioterrorismus gilt als große Gefahr für die Menschheit. Gekonnt hat Thomas Frankenfeld diese Bedrohung in einen erschreckend aktuellen und packenden Thriller verpackt. Mich hat es echt gegruselt. Zwischendurch kann man aber bei den kleinen historischen Exkursionen, die unter anderem auf die Barmstedter Schlossinsel führen, immer wieder durchatmen. Und die Liebe kommt auch nicht zu kurz. Absolute Leseempfehlung!
„Die Spur des Mörders“ – ein Krimi mit Lokalkolorit
Martina Löffler von der Buchhandlung Lavorenz in Uetersen empfiehlt „Die Spur des Mörders“, den zweiten Titel der neuen Krimi-Reihe Nordlicht von Anette Hinrichs, Blanvalet Verlag, 10 Euro.
Ermittelt wird in Flensburg und, naheliegend, in Dänemark. Die Zusammenarbeit der Teams aus Deutschland und dem Nachbarland klappt bei diesem zweitem Fall schon wesentlich besser, als es in Band eins der Reihe zu beobachten war.
In Flensburg wird die Leiche des 73-jährigen Karl Bentien gefunden. Der pensionierte Studienrat gehörte der dänischen Minderheit in Flensburg an. Im Keller von Karl Bentiens Haus entdecken Vibeke Boysen und Rasmus Nyborg eine versteckte Kammer. Wem ist Bentien mit seinen Recherchen auf die Füße getreten? Es gibt verschiedene Spuren, die unter anderem zu einem Hersteller von Medizinischen Geräten in Dänemark führen, aber auch ein Flüchtlingslager in Oksbol gibt den Ermittlern Rätsel auf.
Gut recherchiert und super verknüpft, hat Anette Hinrichs hier zum zweiten Mal einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit vorgelegt. Die Autorin, die ursprünglich aus Hamburg kommt, lebt inzwischen in München. Im nächsten Jahr erscheint der dritte Band, auf den man sich schon freuen kann.
„Das Schneemädchen“ – eine Hommage an die ganz große Liebe
Marlies Chr. Röbke von der Bücherstube in Großenaspe empfiehlt „Das Schneemädchen“, ein Liebesroman von Eowyn Ivey, als Taschenbuch erschienen bei Rowohlt, 12 Euro
Beseelt von dem Wunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit, siedelt ein älteres, kinderloses Ehepaar, Mabel und Jack, in den 1920er-Jahren aus dem Osten der USA kommend nach Alaska um. Obwohl die beiden den herannahenden Winter fürchten, überkommt sie beim ersten Schneefall eine unbändige Freude und trotz ihres Alters formen sie Schneebälle und jagen sich ausgelassen ums Haus. Aus der zögerlichen Idee heraus, einen Schneemann zu bauen, entsteht ein Schneemädchen mit rotem Schal und Fäustlingen.
Noch in derselben Nacht muss Jack feststellen, dass das Schneemädchen zerstört auf dem Hof liegt, Schal und Fäustlinge fehlen, und am Waldrand entlang läuft ein Mädchen mit rotem Schal und Mütze. Am nächsten Morgen starrt er ungläubig auf die menschlichen Fußabdrücke im Schnee – wie von Kinderfüßen geformt.
Traum oder Wirklichkeit? Diese Frage stellt sich auch die Leser und Eowyn Ivey gelingt es auf so einfühlsame und eindringliche Weise den bizarren Kontrast zwischen dem Ehepaar, dem Kind und der rauen und unwirtlichen Landschaft Alaskas zu beschreiben, das die Leser das Geschehen hautnah miterlebt.
„In jener Nacht war ihnen ein Kind geboren worden, aus Eis und Schnee und Sehnsucht“, heißt es auf Seite 247.
Wer ist dieses zauberhafte Kind das Mabel an Feen im Sternenlicht erinnert, und wie überlebt es allein in der Wildnis? Fragen, die Jack dazu veranlassen den Fußspuren des Kindes zu folgen. Die selbst gewählte Einsamkeit bricht langsam auf, und es folgen leise Versuche, sich zu öffnen und die angebotene Hilfe der benachbarten Familie mit den drei Söhnen anzunehmen. Atmosphärisch, mit intensiven Bildern erleben wir aus Sicht des Ehepaares, wie ihre Liebe sie allen Widrigkeiten zum Trotz immer wieder zusammenwachsen und gemeinsam durchstehen lässt.
„Das Schneemädchen“ ist für mich ein ganz besonderes Buch, und ich empfehle es gern zu Weihnachten, weil es so voller Hoffnung und dem unwiderruflichen Glauben an die Liebe ist. Die Geschichte von Mabel und Jack über Einsamkeit und Lebensfreude, Liebe und Freundschaft, einen Kinderwunsch und dessen bittersüße Erfüllung, ist berührend und schön zugleich.