Helgoland. Das Seekabel zur Insel war vor St. Peter-Ording vom Sturm beschädigt worden. „Ärgerlich“, sagt der Bürgermeister.
Zwei Tage lang ging fast gar nichts mehr auf Helgoland, zumindest nichts Fernmündliches. Denn die Hochseeinsel war von einem gut 48-stündigen Ausfall der Kommunikationsinfrastruktur betroffen.
Nach Angaben des Insel-Bürgermeisters Jörg Singer hatten die aktuell 1200 Bewohner des Pinneberger Außenpostens in der Nordsee von Freitag bis Sonntag weder Mobilfunk noch Festnetz. Selbst bei den beiden Telefonzellen der Insel, dem Rettungsfunk sowie der Nordsee-Klinik war nur Rauschen in den Leitungen.
Grund für diesen – laut Singer „alarmierenden“ – Netzausfall war der erste heftige Herbststurm des Jahres. „Schon am Donnerstagnachmittag haben wir eine Schwächung des Datenstroms bemerkt“, sagte Helgolands Bürgermeister dem Abendblatt. „Am Freitag ging dann gar nichts mehr.“
Helgoland ohne Telefon: Wasserbewegungen spülten Seekabel frei
Den Angaben des Netzbetreibers SH-Netz zufolge hatte der Sturm das sogenannte Helgolandkabel im Watt vor St. Peter-Ording beschädigt. Durch die enormen Wasserbewegungen sei ein Teil des insgesamt 53 Kilometer langen Seekabels freigelegt worden. Der sogenannte Lichtwellenleiter, eigentlich knapp zwei Meter tief im Watt vergraben, wurde freigespült und habe nach seinem Defekt zum Ausfall der Telefonie auf der Hochseeinsel geführt.
Auf dem Eiland kappte das freigespülte Kabel nahezu jede Verbindung zum Festland. Das D1-Netz (Telekom) war zusammengebrochen. Nur Vodafone-Kunden (D2-Netz) konnten noch telefonieren. „Aber auf der Insel sind fast alle D1-Netz-Kunden“, so Singer. „Wir konnten nicht mit dem Festland telefonieren, und das Festland nicht mit uns.“ Abgesehen davon gab es auch kein Internet.
Die Quasi-Monopolstellung des D1-Netz-Anbieters habe dazu geführt, dass es zwei Tage lang nur eine Handvoll funktionierender Handys auf der Insel gab, erzählt der Bürgermeister: „Wir waren alarmiert.“ Unter anderem habe die ehemalige Telefonistin der Insel einen D2-Netz-Vertrag gehabt. „So konnten wir wenigstens testen, ob der Notruf im Notfall funktioniert“, sagt Singer.
Kabel konnte erst bei Ebbe repariert werden
Schwerwiegende Folgen seien aber ausgeblieben, es habe keine Notfälle in der Zeit des Telefon-Ausfalls gegeben. Auch der Kontakt zur Rettungsleitstelle des Kreises Pinneberg sei immer gewährleistet gewesen. Und: Für den Ernstfall habe man auch Feuerwehr und Rettungsdienst auf dem Ober- und Unterland postiert – im Zweifel hätten die Retter der Insel nur kurze Wege gehabt. „Aber“, so Singer, „ärgerlich war es schon“.
Ove Struck, Sprecher des Netzbetreibers SH-Netz, sagte, der beschädigte Lichtwellenleiter sei zwar schon am Sonnabend entdeckt worden, konnte aber erst bei Ebbe am Sonntag repariert worden. Künftig soll das Seekabel, das Helgoland seit 2009 mit Strom, Telefon und Internet versorgt, besser im Watt fixiert werden. Vor St. Peter-Ording spalte sich das dicke Seekabel nämlich auf, dadurch sei es nun zu der Instabilität gekommen – und habe Helgoland kommunikativ „trocken gelegt“.