Pinneberg. Beim Sport, beim Essen und draußen darf der Mund-Nase-Schutz zumindest zeitweise fallen. Was Schulleiter und Eltern sagen.
Im neuen Corona-Risikogebiet musste es schnell gehen. Anscheinend zu schnell für Kreis, Schüler, Lehrer und Eltern. Denn nach dem eiligen Erlass einer generellen Maskenpflicht an Grundschulen am Montag und der dadurch entstandenen Verunsicherung hat der Kreis Pinneberg am Dienstag die Regeln angepasst. Vor allem beim Essen, im Sportunterricht oder in den Pausen darf es nun Ausnahmen vom Tragen der Maske geben. Diese Punkte hatten in den ersten zwei Tagen an den Schulen zu den meisten Nachfragen geführt. Die erste Verfügung war demnach zu allgemein gefasst. Nun orientiert sich die Kreisverwaltung wegen der hohen Corona-Fallzahlen an der Schulverordnung des Landes.
Grundsätzlich, sagt etwa Nicole Theemann, Schulleiterin der Goetheschule in Quickborn, wurden die deutlich verschärften Regeln aber klaglos angenommen. In allen vom Abendblatt befragten Grundschulen erschienen fast alle Kinder mit Maske. Und das, obwohl die Eltern erst am Wochenende oder erst am Montag über die neue Regelung informiert worden sind. Alle seien von der schnellen Verschärfung überrascht worden. Der Kreis war der erste in Schleswig-Holstein, der eine generelle Maskenpflicht an allen Schulen erlassen hatte.
Wenn sich jemand beschwert, sind es die Eltern
Gemessen daran habe es aber kaum Widerstand gegeben: „Uns hat nur eine Mutter angerufen, die gegen die Maskenpflicht war“, sagt Nicole Theemann. An ihrer Schule gebe es auch Kinder, die mit einem ärztliches Attest von der Maskenpflicht befreit seien. Janina Wieduwilt, Schulleiterin der Johannes-Schwennesen-Schule in Tornesch, sagt: „Die Kinder beschweren sich ohnehin kaum, wenn, dann kommt das von den Eltern“. Der Mund-Nasen-Schutz sei für die Schüler nicht neu, schon davor mussten sie die Masken auf den Fluren tragen. Kristin Nagel, Leiterin der Grundschule Waldenau, ist sogar begeistert von den Reaktionen: „Die Kinder tragen das mit großartiger Fassung.“
Dennoch sei Maskenpflicht im Unterricht natürlich nicht optimal, sagt Gaby Köhling, Leiterin der Grundschule Hafenstraße in Elmshorn. Richtig sei sie trotzdem: „Wichtig ist, dass die Schule nicht geschlossen werden muss.”
Regel gilt zunächst für sieben Tage
In der Wedeler Altstadt-Schule lege man besonderen Wert auf Wechselmasken, damit das Infektionsrisiko durch feuchte Masken nicht erhöht wird, erklärt Schulleiterin Susanne Bechler. Bei Unwohlsein müsse es aber auch die Möglichkeit für Schüler geben, ihre Maske draußen oder am Fenster mit Abstand abzunehmen. Das findet auch Schulleiterin Wieduwilt aus Tornesch: „Wir richten sogenannte Masken-Pausen ein. Das heißt, dass wir im Unterricht mit den Kindern nach draußen gehen, um frische Luft zu schnappen.“ Sie hadert zwar nicht mit der Maskenpflicht. „Doch ich hoffe, dass die Pflicht für den Unterricht nicht so lange anhält.“ Kinder gelten bisher ja nicht als „Superspreader“. Der Kreis hatte die Pflicht zunächst für sieben Tage angeordnet.
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Einen Einfluss der Maske auf die Konzentration der Schüler haben die Schulleitungen bisher nicht festgestellt. „Wir lüften alle 20 Minuten, die Kinder können nach draußen, und eine Frühstückspause ohne Maske gibt es ja auch”, so der Schulleiter der Grundschule Appen, Martin Scharnweber. Er meint: „Eher die Eltern haben Befürchtungen und sehen Probleme.“
Wie sieht’s bei Spiel, Sport und Musik aus?
Fragen tauchten vor allem wegen der Formulierung „den Kohorten zugewiesenen Bereiche“ auf. Übersetzt: Maskenpflicht auf dem Schulhof – ja oder nein? „Wir haben noch keine genauen Angaben. Beim Spielen auf dem Hof kommen sich die Kinder ja häufig nah“, sagt Martin Scharnweber. An der Quickborner Goetheschule und der Altstadt-Schule in Wedel ist man auf Nummer sicher gegangen. Seit Montag herrsche dort auf dem gesamten Schulgelände Maskenpflicht. Für Kristin Nagel in Waldenau stellten sich dagegen Fragen zum Sport- und Musikunterricht.
Und die Eltern? Vater Idris Siad, dessen Tochter die dritte Klasse der Helene-Lange-Schule in Pinneberg besucht, befürwortet die Maßnahmen: „Es geht ja um ihre Sicherheit.“ Auch Großmutter Nezrin Aciman, deren Enkelsohn auch die Helene-Lange-Schule besucht, versteht die Maßnahmen, findet es aber sehr schwierig für die Kleinen.
Entsprechend skeptisch bewerten Claudia und Bülent Cepni die neue Regelung: „Unser Sohn macht sich schon zu Hause Gedanken über den nächsten Tag, an dem er vier Stunden die Maske tragen muss.“ Ihr Sohn ist sieben Jahre alt, besucht die zweite Klasse des Schulzentrums Nord. Er sei nach der Schule deutlich schlapper. „Wenn er aus der Schultür kommt, setzt er direkt genervt seine Maske ab“, sagt die Mutter. Das ständige Lüften sei auch schwierig.