Kreis Pinneberg. Wenn es früh dämmert, schlägt die Stunde der Einbrecher. Beamte geben Sicherheitstipps – und kommen bald auch wieder zur Beratung ins Haus.

13 Fenster standen auf Kipp, zwei waren ganz geöffnet. In allen Fällen waren die Bewohner nicht zu Hause. „Einbrecher hätten hier leichtes Spiel“, sagt Jörg Mangelmann vom Sachgebiet Prävention der Polizei in Pinneberg. Anfang des Monats waren er und seine Kollegen in Uetersen und Wedel zu Fuß unterwegs, um die Bürger über Einbruchsrisiken aufzuklären.

Und das Risiko ist seit der Umstellung der Uhren auf Winterzeit deutlich gestiegen. Bei der Polizei gilt der Anbruch der dunklen Jahreszeit als Beginn der Einbruchszeit. Statistisch gesehen ereignet sich ein Großteil der Taten zwischen Ende Oktober und Ende März, wenn es früh dunkel wird. Noch ist die Lage ruhig. Ein bis drei Einbrüche gibt es aktuell durchschnittlich pro Tag im Kreis. Normalerweise sind es um diese Jahreszeit deutlich mehr. Das gilt für das ganze Bundesland. „Die Zahlen für Wohnungseinbruchdiebstahl in Schleswig-Holstein liegen in 2020 deutlich unter den Zahlen von 2019. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich dieser Trend ändert“, sagt Marcel Schmidt, Sprecher des Landespolizeiamtes in Kiel.

Doch wenn Einbrecher zuschlagen, haben oftmals die Haus- oder Wohnungsbesitzer durch ihr zu sorgloses Verhalten dazu beigetragen. „Die Leute glauben, ihnen kann so etwas nicht passieren“, sagt Präventionsexperte Mangelmann. Wozu das führt, haben er und seine Kollegen bei der jüngsten Kontrolle in den beiden Städten gesehen. 20 Garagen standen offen, sieben Schuppen waren unverschlossen. „Darin befindet sich oftmals alles, was Täter gebrauchen können. Leitern als Aufstiegshilfe, Werkzeuge wie Bohrhammer oder Stemmeisen“, so Mangelmann weiter.

Die Einbrecher bräuchten sich nur zu bedienen, müssten kein eigenes Tatwerkzeug mitbringen. In 15 Fällen hätten Leitern als Aufstiegshilfen am Haus schon bereitgestanden, die Beamten stießen auf 32 unverschlossene Fahrräder, die etwa als Fluchthilfe dienen könnten. „Wenn wir mit den Leuten über ihr Verhalten sprechen, sind die meisten einsichtig“, sagt Mangelmann. Er kündigt weitere Kontrollen dieser Art an. So werden die Präventionsbeamten etwa am 25. November in Elmshorn Häuser und Wohnungen aus dem Auge eines Einbrechers heraus betrachten.

Künftig werden die Experten der Polizei auch wieder Haus- und Wohnungseigentümer in den eigenen vier Wänden beraten, wie sie ihr Eigenheim besser vor unliebsamen Besuchern schützen können. Diese Aufgabe hatte die Polizei landesweit vor einigen Jahren an Firmen abgetreten, die dann auch gleich beauftragt werden konnten. Nun kommt die Polizei wieder direkt ins Haus, um unabhängig beraten zu können. Einer der drei für den Kreis Pinneberg zuständigen Präventionsbeamten wird dafür ausgebildet. Ab wann die Polizei diesen Service wieder anbietet, will das Landespolizeiamt noch nicht mitteilen. Sprecher Marcel Schmidt: „Aufgrund der Corona-Pandemie können wir zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich keine Aussagen zu Beginn und Ausgestaltung von möglichen Beratungsangeboten machen.“

Um das eigene Haus oder die Wohnung vor unliebsamem Besuch zu schützen, sollten sich die Eigentümer auf die Erdgeschossbereiche konzentrieren, rät Präventionsexperte Mangelmann. Eine ältere, nur schlecht gesicherte Terrassentür oder ein Fenster der alten Generation breche ein professioneller Täter in 15 Sekunden auf. Daher sollten Fenster- sowie Türrahmen über Pilzkopfverriegelungen verfügen. Auch mehrfach verglaste Scheiben, weitere leicht nachrüstbare Verriegelungsmechanismen sowie eine spezielle Folie in der Scheibe böten mehr Sicherheit.

Für nachrüstbare Systeme kann es Förderung geben

Gerade in uneinsehbaren Bereichen müssten Terrassentüren und Fenster besonders geschützt sein, rät der 57-Jährige. „Rollläden bieten einen guten Schutz, weil das Hochdrücken Kraft kostet und Lärm verursacht“, so Mangelmann weiter. Er empfiehlt daher, beim Verlassen des Hauses die Rollläden zu verschließen, auch wenn dann schnell offenbar wird, dass niemand zu Hause ist. Sogenannte Smart-Home-Technik, die Alarmmeldungen auf das Smartphone des Eigentümers versendet, könne ebenfalls dazu dienen, Einbrecher fernzuhalten. Dazu zählen Überwachungskameras ebenso wie Fenster- und Türkontakte, die bei Erschütterungen Alarm auslösen. Derartige Nachrüstungen können unter Umständen finanziell gefördert werden, Programme dazu gibt es auf Landes- und Bundesebene.

Wachsam sein – ein weiterer Tipp des Beamten. „Wer fremde Personen oder Fahrzeuge bei sich in der Nachbarschaft beobachtet, die dort nicht hingehören, sollte sich nicht scheuen, den Polizeinotruf zu alarmieren. Bei Fahrzeugen am besten das Kennzeichen merken.“ Wer länger abwesend ist, sollte Nachbarn als Aufpasser und Briefkastenleerer aktivieren oder über Zeitschaltuhren für die Beleuchtung Anwesenheit vortäuschen. „Eine gute Nachbarschaft ist der wirksamste Einbruchschutz“, sagt Mangelmann.

Auch die Polizei brauche Unterstützung aus der Bevölkerung. „Je mehr Hinweise wir bekommen, desto erfolgreicher sind wir“, sagt der Präventionsexperte. Seit einem Jahr gibt es in Pinneberg ein eigenes Sachgebiet für Wohnungseinbruchsdiebstähle, in das die 2017 gegründete Soko „Wohnung“ überführt worden ist. Die Beamten sind von dort aus zuständig für die Kreise Pinneberg und Segeberg.

Im Kreis Pinneberg wurden im vorigen Jahr 497 Einbrüche aktenkundig. 2018 waren es noch 775 Fälle gewesen. Damit es diesen Winter zu möglichst wenigen Taten kommt, sind laut Konzept der Polizei auch größere öffentlichkeitswirksame Aktionen geplant – wie etwa Kontrollen an den Ein- und Ausfallstraßen im Grenzbereich zu Hamburg.