Wedel/Hamburg. In der Restlaufzeit bis 2025 kommen alternative Energien für die Fernwärme zum Einsatz. Wie Wedel einen “grünen“ Anstrich erhält.

Das alte Kohlekraftwerk Wedel, das noch immer weite Teile Hamburgs mit Fernwärme versorgt, soll bis zu seiner geplanten Abschaltung 2025 deutlich weniger Kohle verbrennen und damit auch weniger klimaschädliches CO2 ausstoßen als bisher geplant war. Der Aufsichtsrat der Wärme Hamburg GmbH hat jetzt eine deutliche Reduzierung der Kohleverbrennung im Heizkraftwerk Wedel beschlossen. Das gaben Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Michael Beckereit, technischer Geschäftsführer der Wärme Hamburg GmbH, am Montag bekannt.

Im Rahmen einer „Selbstverpflichtung“ werde die Wärme Hamburg den Kohleeinsatz „ab sofort um 20 Prozent und ab 2023 um mindestens 30 Prozent pro Jahr reduzieren“, teilten beide mit. Das entspreche rund 150.000 Tonnen Kohle pro Jahr, die dann künftig weniger verbrannt werden.

Wedel: Power-to-Heat-Anlage wandelt Windstrom in Wärme um

Möglich soll diese Reduktion vor allem durch eine Verlagerung auf andere gasgefeuerte Wärmeerzeuger im Kraftwerkspark der Wärme Hamburg werden. „Ab der Heizperiode 2022/2023 soll eine 80 Megawatt Power-to-Heat-Anlage am Standort Wedel Windstrom in Wärme umwandeln und so Kohle verdrängen“, hieß es. Die Versorgungssicherheit der Kundinnen und Kunden werde dadurch nicht beeinträchtigt.

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Durch die Kohlereduktion will die Wärme Hamburg während der Restlaufzeit auch die CO2-Emissionen am Standort „in erheblichem Umfang“ reduzieren. Das Unternehmen reagiert damit nach eigenen Angaben „auf die Anforderungen des Volksentscheids von 2013, die aktuelle Klimaschutzgesetzgebung und entspricht auch dem Kundenwunsch nach möglichst klimafreundlicher Wärme“. Die aktuelle Planung sehe vor, das Kraftwerk in Wedel von der Heizperiode 2023/24 durch andere Wärmeerzeugung zu ersetzen und es „nach Sicherstellung eines stabilen Dauerbetriebs“ der neuen Anlagen 2025 endgültig abzuschalten.

Wärme aus Pumpen, Industrie und Müll

„Mit der Kohlereduktion setzen wir ein Zeichen. Wir zeigen, dass wir es ernst meinen mit dem Klimaschutz und der Wärmewende“, sagte Umweltsenator Kerstan am Montag. „Unser kommunales Unternehmen verzichtet auf Einnahmen und leistet einen Beitrag zur CO2-Reduktion und zur Wärmewende, der sowohl Hamburg als auch Schleswig-Holstein bei der Erreichung der Klimaziele hilft.“ Mit dem Energiepark Hafen werde die Stadt „das heutige Kohlekraftwerk in Wedel zu einem großen Teil durch klimaneutrale Wärme ersetzen – beispielsweise aus Wärmepumpen, industrieller Abwärme oder Müllverwertung“.

Die Reduzierung der Kohlemenge in Wedel sei „ein erster wichtiger Schritt hin zum Kohleausstieg in der Wärme bis spätestens 2030“. Dieser zeige „erneut, dass die Rekommunalisierung der Energienetze und der Wärme ein voller Erfolg ist und Spielräume für den Klimaschutz eröffnet“.

Hamburg-Wärme-Technik-Chef Beckereit sagte, Klimaschutz gebe es „nicht zum Nulltarif, das sollte jedem klar sein“. Auch die vom Unternehmen beschlossene Kohlereduktion in Wedel sei „ambitioniert“, so Beckereit. „Unter dem Strich ist die Maßnahme in Wedel mit CO2-Einsparkosten von circa zehn Euro pro Tonne pro Jahr eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, Klimaziele zu erreichen, wenn wir dies als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen.“ Die Einsparung von Kohle erfolge durch ein „detailliert von der Wärme Hamburg ausgearbeitetes Steuerungsprogramm, das unter Berücksichtigung von angestrebter CO2-Reduktion, Betriebs- und Belastungszustand der Anlage sowie der aktuellen Marktdaten die Fahrweise vorgibt“.

Bundeskartellamt muss noch zustimmen

Die Reduktion durch die geänderte Fahrweise stehe allerdings noch unter dem Genehmigungsvorbehalt des Bundeskartellamts.

Der Senat teilte mit, mit der in Wedel geplanten Power-to-heat-Anlage werde künftig verstärkt Windstrom aus Schleswig-Holstein für das Hamburger Fernwärmenetz als Wärme genutzt. Die Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein und der Metropolregion in energie- und klimapolitischen Fragen werde intensiviert.