Pinneberg. Nach dem homophoben Angriff auf ein lesbisches Paar in Pinneberg zog der PinnePride für sexuelle Vielfalt und Gleichberechtigung durch die Stadt.

Bunt und friedlich ist am Sonnabend der erste PinnePride durch die Stadt gezogen. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Urte Steinberg (parteilos) setzte der Mini-Christopher-Street-Day nach der Prügelattacke auf ein lesbisches Paar ein Zeichen für die Gleichstellung, Vielfalt und Akzeptanz aller Menschen – unabhängig von der eigenen sexuellen Orientierung oder Identität.

Nach Polizei-Angaben versammelten sich 150 Personen, die Plakate hochhielten und Regenbogenflaggen schwenkten. Unter dem Motto „Pinneberg ist bunt!“ gingen die Teilnehmenden vom Bahnhof bis zum Drosteiplatz. Auf Infostände und Showbühnen wurde Corona-bedingt verzichtet. Alle Teilnehmer trugen einen Mund-Nasen-Schutz.

Vor, während und nach dem losen Fußmarsch richteten Politiker und Interessensvertreter das Wort an die Menge. Bürgermeisterin Steinberg verurteilte in ihrer Rede auf dem Drosteiplatz die Gewalttat vom vorigen Sonntag: Zwei Händchen haltende Frauen waren am Bahnhof von drei Unbekannten zu Boden gerissen, getreten und gewürgt worden. Steinberg sagte, wie auch sonst auf deutschem Boden, gelte in Pinneberg das Grundgesetz. „Alle Menschen sind gleich“, heißt es dort. Die Gleichstellungsfrage stehe außer Diskussion – ohne Einschränkung.

Auch PinnePride-Sprecher Jen Kuzel (Grüne) solidarisierte sich mit den beiden Frauen. Ihm gehen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht weit genug. „Bei uns fehlt der Schutz der gleichgeschlechtlichen Sexualität und Identität im Grundgesetz“, sagte er.

Der PinnePride-Sprecher prangert auch „die politischen Strömungen in den Parlamenten“ an. Ein Ratsbeschluss aus dem Vorjahr stimmt ihn besonders unzufrieden. Pinnebergs Politiker hatten mehrheitlich gegen den Antrag gestimmt, zum Internationalen Tag gegen Homophobie eine Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen.

Der ehemalige Fraktionschef der CDU hatte schon zuvor das ablehnende Parteivotum mit den Worten begründet: „Es muss in Pinneberg kein Zeichen gegen Homophobie gesetzt werden. Einmal im Jahr eine Flagge zu hissen, nützt gar nichts. Dem kann man nur mit anderen Projekten entgegenwirken.“ Ähnlich hatte sich Uwe Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen, geäußert: „Die Flagge hilft nichts und schadet keinem.“

PinnePride-Sprecher Kuzel ist anderer Meinung. Der Übergriff am Bahnhof habe verdeutlicht, wie nötig Zeichen der Solidarität seien. Er appellierte an den Rat: „Liebe konservative Vertreter in der Pinneberger Politik, überdenkt eure Entscheidung.“ Die Regenbogenflagge müsse 2021 gehisst werden.

Mitorganisator Peer Asmussen von den Jusos stellte in seiner Rede einen weiteren Aspekt zur Diskussion. „Als heterosexueller weißer Mann gehöre ich zu der gesellschaftlichen Gruppe, die kaum Diskriminierung erlebt.“ Er habe viele Privilegien, derer er sich lange nicht bewusst war. Menschen müssten gleich behandelt werden. „Da haben wir noch viel zu tun.“