Kreis Pinneberg. Spielstätten können sich bewerben, Filme über Künstler aus dem Kreis Pinneberg sind zu sehen. Was sonst noch neu ist.
90 Veranstaltungen mit 680 Künstlern: Mehr als 4500 Live-Besucher waren bisher bei den Veranstaltungen zum Kulturfestival Schleswig-Holstein dabei, die auch im Internet zu sehen waren. Das breit angelegte Festival zur Unterstützung von Künstlern in der Corona-Krise ist aus Sicht der Landesregierung ein großer Erfolg. „Wir freuen uns unglaublich über die Resonanz der Künstlerinnen und Künstler, die weitaus größer ausgefallen ist, als wir erwartet haben“, zieht Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nach den Veranstaltungen Bilanz. „Um unser Ziel zu erreichen, allen eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten, die sich bis zum Meldeschluss am 14. August beworben hatten und die Voraussetzungen erfüllen, werden wir das Festival verlängern.“
Wegen der positiven Resonanz hat die Landesregierung zusätzlich 1,4 Millionen Euro bereitgestellt und den Veranstaltungszeitraum bis Ende November ausgeweitet. Insgesamt stehen damit 4,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Am 17. Oktober startet die zweite Phase
Ein Konzert am Sonnabend, 17. Oktober, in der Nationalparkhalle auf Föhr wird die erste Festivalphase abschließen und zugleich die zweite eröffnen. Ab 19 Uhr bietet die Veranstaltung – getreu dem Gedanken des Kulturfestivals – einen breiten künstlerischen Mix: Erzähler Matthias Stührwoldt, Bauer und Autor aus Stolpe im Kreis Plön, liest seine plattdeutschen Texte, während die klassisch ausgebildete Musikerin Tatjana Pavlenko auf der Violine ein Potpourri populärer Werke aus Klassik, Jazz, Pop und Folk spielt. Valentine & The True Believers bringen Musik zwischen Folk, Pop und Soul, und die Kielerin Mona Harry slamt mit ihrem einzigartigen Gespür für Sprache. Auf ihrer Heimatinsel ist auch die Band Stanfour dabei.
Der Zuschauerbereich ist aufgrund der Corona-Beschränkungen auf 80 Sitzplätze begrenzt, der Eintritt ist kostenlos. Besucher müssen sich im Vorwege wie gewohnt auf dem Internetportal des Kulturfestivals anmelden. Zwar wird es aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit keine Open-Air-Veranstaltungen mehr geben, dafür wird das „Kulturfestival SH – extended version“ ins Leben gerufen. Dabei wird es vom 25. Oktober bis zum 8. November an drei Sonntagen jeweils einen Tag lang Kultur-Programm geben: angefangen beim Jazzfrühschoppen über den Literaturnachmittag bis zur Klassik am Abend.
An drei Sonntagen Programm vom Morgen bis zum Abend
Veranstaltungsorte können sich ab sofort auf der Internetplattform des Festivals für dieses neue Format bewerben. Besucher können kostenlos wahlweise nur einem Teil des sonntäglichen Programms oder der gesamten „extended version“ des jeweiligen Tages beiwohnen. Voraussetzung ist weiterhin die vorherige Online-Anmeldung. Bis zum Abschluss des Festivals am 27. November werden nochmals etwa 400 Künstler und Bands auftreten. „Auch weiterhin wollen wir mit dem Festival Künstlerinnen und Künstler, aber genauso auch die Veranstaltungsbranche – Veranstaltungshäuser und auch Technikerinnen und Techniker – unterstützen“, sagt Günther. Er freue sich auf viele weitere Veranstaltungen und eine tolle Präsentation der starken Kulturszene in Schleswig-Holstein.
Mehr als 200 Veranstaltungsdienstleistende aus Schleswig-Holstein waren an der Umsetzung der Events bisher beteiligt. „Das Festival hat auch gezeigt, wie Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen funktionieren können. Damit setzen wir ein wichtiges Signal für die gesamte Branche“, so Günther.
Alles fing mit dem Kultur-Truck an
Am 10. Juli startete das Kulturfestival mit einem Auftaktkonzert in Eutin. Der Ministerpräsident eröffnete das Open Air am Eutiner Schloss. Zu sehen und zu hören waren Björn Both von der Band Santiano, die Sängerin Nina „Miu“ Graf und die Klarinettistin Sabine Meyer, Generalmusikdirektor Benjamin Reiners gemeinsam mit der Hornistin Alison Balls. Der Regisseur und Landeskunstpreisträger Lars Jessen war per Video zugeschaltet, ebenso wie Sänger Wincent Weiss und die Festival-Botschafter Peter Heinrich Brix und Axel Milberg.
Mit dem Kultur-Truck, einem knapp 17 Meter langen blau-weißen Trailerfahrzeug, schickte die Landesregierung die Kultur, sprich Bands, auf einer fahrenden Bühne zwei Wochen lang durch viele Orte. Bis zum 27. Juli war er in ganz Schleswig-Holstein unterwegs, um auf das Festival aufmerksam zu machen. Zwölf verschiedene Live-Acts sorgten während seiner Fahrt durchs Land für Stimmung auf Straßen und Plätzen – mit Corona-bedingtem Abstand.
Tandem-Format: Filmemacher begleiten Künstler
Das Kulturfestival Schleswig-Holstein startete auch ein neues Format: Beim Tandem-Angebot trafen bildende Kunst und Film aufeinander. Je ein Filmschaffender besuchte einen Kunstschaffenden, der ebenfalls am Kulturfestival teilnahm. Dabei entstand ein Porträt und damit ein Einblick in die Arbeit. Besonders geeignet ist das Tandem-Format für Künstler, deren Werke sich nur schwer auf einer herkömmlichen Kulturfestival-Veranstaltung präsentieren lassen, wie bei Gisela Meyer-Hahn. Die Diplom-Designerin betreibt das Atelier Farbton in Pinneberg und hat gerade eine Windkraftanlage in Uetersen bunt illuminiert.
Gisela Meyer-Hahn schreibt für ihre Aufführungen Farb-Licht-Kompositionen und digitalisiert die Partituren, die sie dann durch ein Lichtsteuergerät automatisch ablaufen lässt oder auch live am Mischpult spielen kann. Mit ihrem unhörbaren, aber visuellen Konzert möchte Meyer-Hahn die Verbindung von Natur und Technik unter dem Aspekt der sinnlichen Wahrnehmung erkunden. „Dieses Kunstprojekt zeigt, dass die Energiewende – und speziell hier die Ästhetik der Architektur der Windkraftanlage – auch nachtästhetisch eine schöne Seite haben kann“, so die Künstlerin. Der Kieler Filmemacher Moritz Boll drehte den Film über das Lichtkunst-Projekt. Auch der bildende Künstler Jörgen Habedank bekam in seinem Atelier in Tornesch Besuch vom Filmemacher Hanno Hart aus Stapel. Zu sehen sind die während einer Italienreise entstandenen Werke. Beide Kurzfilme werden in der zweiten Festivalphase gezeigt.