Elmshorn. Die Ideen zu möglichen künftigen Nutzungen der Knechtschen Hallen in Elmshorn wurden vorgestellt. Aber es fehlt ein Geldgeber.
Es scheint wie eine unendliche Geschichte. Was genau soll eigentlich im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen passieren? Wie löst die Stadt die Parkraumsorgen? Wann wird das neue Rathaus fertig? Und was wird aus den Knechtschen Hallen und dem Haus der Technik? Um diese Fragen ging es im Ausschusses für Stadtumbau am Dienstagabend im Kollegiumssaal des Elmshorner Rathauses.
Die Präsentation trägt den simplen Titel „Knechtsche Hallen“. Auf 21 Seiten skizzieren die Macher ihre Vorstellungen zur Nutzung des seit 14 Jahren leer stehenden, denkmalgeschützten Gebäudekomplexes. „Es ist ein bunter Blumenstrauß an Nachnutzung der Hallen“, erklärt Lisa Sachau, Eigentümerin und Tochter sowie Co-Geschäftsführerin des Teppich-Kibek-Geschäftsführers Frank Sachau. 24 neue, kreative Nutzungsvorschläge für die drei Hallen mit rund 20.000 Quadratmetern Geschossfläche sind zusammengekommen.
Wellness und Sport, Gemeinschaftsräume für ein Jugendzentrum oder eine Gemeinschaftsbäckerei, Indoorspielflächen ähnlich denen des Rabbatz in Hamburg, Büros, Räume und Flächen für Start-ups, Studios, Dienstleistungsbetriebe oder den individuellen oder kleinteiligen Einzelhandel, Ateliers und Galerien in kommerzieller und nichtkommerzieller Ausprägung, private Bildungseinrichtungen, private Museen oder Behörden und Verwaltung sind gelistet.
Aber auch Hotelräume, eine Jugendherberge oder gehobene moderne Gastronomie wären möglich, wie die kursorische Prüfung der Machbarkeit der Nutzung durch einen Architekten ergab. Nicht möglich seien dagegen ein Kinokomplex, ein Theater oder eine Stadthalle, da die Geschosshöhen zu gering sind.
Eine Quartiersgarage ist konzeptionell sinnvoll, allerdings nur unter erheblichem Umbauaufwand zu erreichen. Auch setze die Belastbarkeit der Böden Grenzen. Die Errichtung von Wohnraum wie beispielsweise Loftwohnungen, Senioreneinrichtungen oder Studentenwohnungen ist nur teilweise umsetzbar, da erforderliche Belichtungsflächen nicht ausreichend vorhanden sind. Grüne Oasen, vertikale Gärten, ein Boule-Platz, ein Open-Air-Kino oder ein Amphitheater könnten den Außenbereich des Areals wiederum beleben.
Genau um die Belebung des Quartiers und um Attraktivitätssteigerung der Innenstadt geht es dem Amt für Stadtentwicklung bei der Beurteilung der eingereichten Vorschläge. Viele der Ideen, die auch viele soziale Komponenten enthalten, seien städtebaulich sehr sinnvoll, betont Baustadtrat Lars Bredemeier immer wieder. Die Knechtschen Hallen könnten nach Umsetzungen einiger dieser Empfehlungen zu einem „Ankergebäude oder Leuchtturmprojekt Elmshorns“ werden, „das nach außen leuchtet“, so der Baustadtrat.
Die Hallen sind ein wichtiger Bestandteil von Elmshorn. Sie haben die Stadt geprägt. Ziel des Eigentümers ist es daher, die Hallen zu erhalten. Diverse Workshops haben seit Jahresbeginn stattgefunden, an denen zuletzt die Eigentümer, die Stadtverwaltung inklusive Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung, die Politik, Teile der Bürgergesellschaft und Mitglieder des Freundeskreises zum Erhalt der Knechtschen Hallen teilgenommen und mitgearbeitet haben. Diese Gruppe will auch weiterhin aktiv zusammenarbeiten, „denn das ist alles nicht abschließend“, und sich auch gemeinsam auf die Suche nach Investoren begeben. Aber das kann sich ziehen.
„Die Stadt will nicht investieren, und der Eigentümer kann nicht investieren“, so Lisa Sachau. „Wir haben für mögliche Investoren extrem viel Möglichkeiten zusammengestellt, um die Hallen einer neuen Nutzung zuzuführen“, so Sachau. Zudem ist der Bau nicht mit Asbest kontaminiert, die Fenster sind zwar ramponiert, „ansonsten ist der Bau in Schuss“.
Bebauungspläne wurden nicht vorgelegt. Sie seien in Arbeit, erklärt die Vorsitzende des Ausschusses für Stadtumbau, Dörte Köhne-Seiffert (SPD). Ungewöhnlicherweise solle die Vorlage unter Beteiligung von Workshop-Teilnehmern erarbeitet werden. „Das ist ein neues Verfahren. Wir wollen gucken, ob wir einen Konsens erreichen. So ein Projekt lässt sich nur voranbringen, wenn große Einigkeit und Rückendeckung herrscht“, erklärte Köhne-Seiffert gegenüber dem Abendblatt.
Die Knechtschen Hallen gehören zu Elmshorn wie die Kölln-Flocken-Werke. 1913 baute Wilhelm Knecht für seine Lederfabrik zwei große Gebäude mitten in Elmshorn, 1917 kam ein langgezogenes Haus an der Schlossstraße dazu. Bis zur Schließung 1953 war diese Lederfabrik der größte Elmshorner Betrieb mit bis zu 500 Arbeitnehmern. Nach der Stilllegung übernahm Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre das damals aufstrebende Teppichhaus Kibek die Gebäude in der Schlossstraße und nutze sie fortan als Lager. Der Händler schloss sein Zentrallager 2006.