Pinneberg/Elmshorn. Gastronom Jens Stacklies steht mit drei unterschiedlichen Konzepten in den Startlöchern – und ist sauer wegen des Ärgers um den Biergarten.
Elf Wochen noch, dann öffneten – wäre es ein Jahr wie jedes andere – die Weihnachtsmärkte. Mit dem Weihnachtsdorf in Pinneberg und dem Lichtermarkt in Elmshorn hat der Kreis Pinneberg gleich zwei große Publikumsmagneten, die weit über die Region hinaus strahlen – vor die Drostei in Pinneberg seien in der Adventszeit des vergangenen Jahres erstmals mehr als 100.000 Besucher gekommen, sagt Gastronom Jens Stacklies, der Veranstalter.
In normalen Jahren ist das so. Aber es ist kein normales Jahr, die Uhr tickt, elf Wochen noch, und die Veranstalter wissen nicht, was sie im November und Dezember dürfen werden. Dennoch: Sie wollen, trotz der Unwägbarkeiten und der Kürze der verbleibenden Zeit.
„Wir möchten das Weihnachtsdorf gern ausrichten“, sagt Jens Stacklies im Abendblatt-Gespräch. Es wäre die neunte Auflage. Auch in Elmshorn stehen die Zeichen derzeit ganz auf Lichterglanz. „Der Lichtermarkt wird auf jeden Fall stattfinden“, sagt Manuela Kase, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Elmshorn, auf Anfrage. Corona-bedingt werde es sicherlich weniger Buden geben als in anderen Jahren, damit die Besucher Abstand voneinander halten können, so Kase. Zurzeit werde an einem Hygienekonzept gearbeitet, dann stünden Gespräche mit Marktbeschickern an, letztlich auch mit der Stadt.
Almhütte wird es in Pinneberg nicht geben
Jens Stacklies spricht für Pinneberg von einer „Version light“. Sein Team habe drei Konzepte in der Schublade. Welches er letztlich herausziehen könne, vermag der Unternehmer noch nicht zu sagen. Stacklies: „Sicher ist schon, dass es die beliebte Almhütte nicht geben wird. Es ist unmöglich, die Tische so zu stellen, dass die Abstände eingehalten werden können.“ Für ihn hängt jetzt ganz viel davon ab, welche Vorgaben für Weihnachtsmärkte in Schleswig-Holstein gelten sollen, wie die Landesverordnung dazu aussehen wird.
Wird das Weihnachtsdorf als Veranstaltung einzuordnen sein oder als Gastronomie? Von Fragen wie dieser hängt ab, welche Auflagen gelten und wie viele Menschen sich zeitgleich auf dem Gelände aufhalten dürfen. „250 bis 300, vielleicht sogar bis zu 500 sollten es schon sein“, meint Stacklies. In einem Punkt lässt der Gastronom nicht mit sich verhandeln: Alkoholausschank.
„Essen und trinken ist ein ganz wichtiger Faktor auf einem Weihnachtsmarkt“, sagt Stacklies. „Wenn Glühwein verboten ist, ist der Markt fast nicht umsetzbar. Ein Weihnachtsdorf ohne Glühwein wird nicht stattfinden.“ Dass der Platz vor der Drostei wahrscheinlich umzäunt werden muss, dass es aller Voraussicht nach Zugangskontrollen und womöglich auch eine Kontaktdatenerfassung geben wird, darauf hat er sich schon eingestellt. In drei bis vier Wochen müsse er wissen, was das Land fordert, um noch reagieren zu können.
Shitstorm auf Facebook schwappte in die Realität
Stacklies hat offenkundig Lust auf das Vorhaben Weihnachtsdorf und gerät ein weinig ins Schwärmen, wenn er von der vorweihnachtlichen Atmosphäre vor der Drostei spricht. Noch ist der Unternehmer aber auch damit beschäftigt, die Anfeindungen zu verarbeiten, die nach seinem jüngsten Projekt, dem Biergarten auf dem Drosteiplatz. über ihn hereingebrochen sind. „Ich fühle mich unangenehm berührt“, sagt er. „Wir überlegen, wie wir uns für Pinneberg engagieren können, und dann bin ich umso erschrockener, wie jetzt mit uns umgegangen wird.“
Unter anderem auf Facebook tobte ein regelrechter Shitstorm. „Der schwappte dann aus den sozialen Medien in die Realität“, sagt Stadtmanagerin Birgit Schmidt-Harder. Und Jens Stacklies berichtet von einer in Pinneberg eingesetzten Mitarbeiterin, die von Passanten angepöbelt worden sei, bis sie geweint habe.
Was ihn noch mehr ärgert, sind Andeutungen, bei der Genehmigung des Biergartens durch die Stadtverwaltung könnte nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein. Stacklies: „Das ist Verleumdung. Damit kann ich nicht umgehen.“ Und er kündigt an, Absender derartiger Äußerungen künftig anzuzeigen. „Und besonders enttäuschend finde ich, dass die SPD nach den vielen Vorwürfen ein Gesprächsangebot nicht angenommen hat.“
Wie berichtet, gab SPD-Ratsherr Dieter Tietz in Bezug auf die Genehmigung des Biergartens durch die Verwaltung eine „Stellungnahme“ ab, „weil sonst der Eindruck entstehen könnte, die Bürgermeisterin habe rechtmäßig gehandelt. Weil das nicht so ist, behalten wir uns vor, den Vorgang durch die Kommunalaufsicht prüfen zu lassen.“