Schenefeld. Wegen fehlendem Sonnenschutz stiegen Temperaturen in Kita auf mehr als 40 Grad Celsius. Kita-Leitung von Stadt vertröstet.

Der Spitzenwert stammt aus dieser Woche – und liegt bei 40,1 Grad. So warm war es im Krippenraum der Schenefelder Kita Paulskirche. Und auch in den anderen Räumen der Einrichtung an der Bogenstraße ist es aktuell nicht viel kühler. Der Grund: Es gibt weder Sonnenschutz noch Verdunklung.

Kita stellte Anträge auf Sonnenschutz – Hitze unterträglich

Im September 2019 hat der Träger Anträge dazu bei der Stadt gestellt. Sie sind auch längst genehmigt. Doch tätig geworden ist die Verwaltung bis heute nicht, es gibt noch nicht einmal eine Ausschreibung.

Jetzt schlagen Elternvertreter, Mitarbeiter und die Kirche als Träger Alarm. Kita-Leiterin Beate Schneider unterstützt diese Initiative. „Zwei Mitarbeiter haben sich aufgrund der Hitzeproblematik bereits krankgemeldet. Wenn noch eine weitere Kraft ausfällt, kommen wir um eine Gruppenschließung nicht herum“, sagt die Kita-Leiterin. Sie spricht von einem „Hitzekoller“ und mahnt: „Wir brauchen schnell Hilfe, damit es den Kindern besser geht.“

Kinder schlafen mittags nur in Windeln

Die Einrichtung verfügt über 145 Plätze – je 30 für Krippen- und Hortkinder sowie 85 im Elementarbereich. Gerade in den 2014 fertiggestellten Anbau, in dem 20 Krippenkinder betreut werden, knallt den ganzen Tag die Sonne. „Die Kinder leiden unter der Hitze“, sagt Erzieherin Sabine Schulz-Grundt. Spätestens am Nachmittag würden sie „beduselt wirken und viel weinen“, ergänzt ihre Kollegin Silke Hein.

Mittags schliefen sie derzeit nur in Windeln – auf abwaschbaren Matten statt wie sonst auf Matratzen. „Die Kinder wachen mit total verschwitztem Kopf auf. So viel Wasser können wir in die gar nicht reinkippen wie da wieder rauskommt“, sagt Mitarbeiterin Carolyn Esch.

Mitarbeiter leiden unter Schwindel und Kopfschmerzen

Doch auch die Mitarbeiterinnen leiden unter den extremen Bedingungen, gehen abends mit Schwindel und Kopfschmerzen nach Hase. „Die Türen aufreißen und Durchzug machen können wir im Krippenbereich nicht, sonst sind die Kinder weg“, sagt Beate Schneider. Mit den Größeren könne man in den kühlen Wald hinter dem Gebäude gehen, bei den Kleinsten sei dies nicht möglich.

Elternvertreterin Julia Krüger hat zwei Kinder in der Kita – ihren Sohn (4) im Elementarbereich, für ihre einjährige Tochter läuft gerade die Eingewöhnung in der Krippe. „Gerade Kinder reagieren viel sensibler auf hohe Temperaturen“, sagt sie. Sie lebten den ganzen Tag ihren Bewegungsdrang aus, was in den überhitzten Räumen eine Tortur sei.

Dort sind inzwischen Wassereimer aufgestellt, überall liegen Tücher, die durchfeuchtet für etwas Erfrischung sorgen. Auch Kühlakkus stehen inzwischen zur Verfügung, die mit Tüchern umwickelt Kinder und Personal etwas herunterkühlen. „Die Kolleginnen nutzen den Matschraum, um zwischendurch mal zu duschen“, sagt die Kita-Leiterin.

Politiker haben 15.000 Euro für Ersatz längst genehmigt

Begonnen hat das Dilemma im vorigen Jahr mit einer Brandschutzbegehung durch die Unfallkasse. Dabei wurde festgestellt, dass die Gardinen und Sonnenschutzrollos nicht mehr der DIN-Norm entsprachen und abgebaut werden mussten. Ende September stellte der Träger den Antrag auf Ersatz. Im November segnete der Sozialausschuss die Anschaffung ab, gab 15.000 Euro für den Haushalt 2020 frei.

„Am 3. April haben wir ein Schreiben von der Stadt bekommen, dass sie im Rahmen einer Ausschreibung schriftliche Angebote einholen wollen“, berichtet Ralf Moser, der Vorsitzende des Kirchengemeinderates und Vertreter des Trägers. Seitdem sei nichts mehr passiert.

„Ich habe mich in regelmäßigen Abständen bei der Stadt gemeldet, bin aber immer vertröstet worden“, sagt die Kita-Leiterin. Sie holte mit Zustimmung der Stadt sogar ein Angebot bei einem örtlichen Fachbetrieb ein, der vom Preis unterhalb der bereitgestellten Summe blieb. Kirchenvertreter Moser spricht von einem „fairen Angebot“. Doch die Stadt ging nicht darauf ein.

Bedingungen verstoßen gegen Vorgaben

„Die momentanen Bedingungen verstoßen gegen arbeitsrechtliche und berufsgenossenschaftlichen Vorgaben“, sagt der Trägervertreter. Moser und die Kita-Leiterin betonen, keinesfalls eine Konfrontation mit der Stadt zu wollen. „Wir sind an einer guten Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder, Eltern, Erzieher und Bürger Schenefelds interessiert. Aber wir brauchen jetzt schnell Einigkeit und eine zügige Abwicklung.“

Die kann Kathrin Steinbügl, Fachdienstleiterin für Öffentliche Sicherheit und Soziales im Rathaus, nicht versprechen. „Ich kann die Nöte von Eltern, Kindern und Mitarbeitern nachvollziehen. Wir haben in dieser Sache Fehler gemacht, es tut uns leid, dass der Vorgang so lange liegen geblieben ist.“ Nach Genehmigung des Haushalts im Januar hätte die Bearbeitung beginnen können. „Wir waren da auch mal kurz dran.“ Doch dann sei die Corona-Krise gekommen, die einerseits für erhebliche Mehrarbeit, andererseits aber auch massive Personalausfälle gesorgt habe.

Ausgaben von mehr als 10.000 Euro

„Jetzt machen wir uns ran“, verspricht die Fachdienstleiterin. Zunächst müsse ein Leistungsverzeichnis erstellt werden, dann eine beschränkte Ausschreibung erfolgen. „Wir liegen bei Ausgaben von mehr als 10.000 Euro, sodass wir verpflichtet sind, so vorzugehen.“ Daher könne auch das Angebot der örtlichen Firma, das die Kita eingeholt hatte, nicht berücksichtigt werden. Steinbügl: „Wir würden damit gegen geltendes Recht verstoßen.“

Nach Fertigstellung des Leistungsverzeichnisses würden mehrere Firmen drei bis vier Wochen Zeit erhalten, ein Angebot abzugeben. Dann erfolge die Auftragsvergabe an den günstigsten Bieter. „Dann müssen noch Lieferzeiten berücksichtigt werden“, so die Fachdienstleiterin. Sie rechnet damit, dass „in zwei bis drei Monaten“ Sonnenschutz und Verdunklung installiert werden können.

Für Kinder und Erzieher geht das Schwitzen also weiter. Abhilfe würden deutlich kühlere Temperaturen und weniger sonniges Wetter versprechen. Und damit scheint eher zu rechnen sein als mit Sonnenschutz und Verdunklung.