Ein wenig Streetart und etwas Sand – mehr brauchte es nicht, um eine Brache in bester Lage zur Pausenoase zu machen.

Bunte Liegestühle, Picknickbänke, Hocker und ein Motorrad aus alten Autoreifen – so sieht die „Area 39“ aus. Area 39? So darf das seit Jahren ungenutzten Gelände in der Nähe der Elmshorner Fußgängerzone neuerdings genannt werden. Dort ist eine von drei Pausenoasen in der City entstanden. Voraussichtlich bis Ende Oktober bleibt dieses Ensemble aus Kunstwerken und Sitzgelegenheiten im Stil eines Beach-Clubs bestehen.

Der neue Wohlfühlort wurde und wird weiter von Künstlerin Heike Baltruweit gestaltet. Auf einer der zwei vormals nackten Hauswände ist schon ein Kunstwerk von ihr zu sehen – Spiegelungen im Wasser. Als sie vom Stadtmarketing gefragt wurde, ob sie die Fläche gestalten wolle, habe sie sofort zugesagt. „Ich habe mich gleich in diesen Platz verliebt“ sagt die Künstlerin, die eine Galerie im Hamburger Karoviertel besitzt.

Das Kunstwerk ist noch nicht vollendet

Einige Werke hat sie schon fertig, diese sind auf der Hauswand, vor einer Tür und auf einem Bauzaun zu sehen. „Das Fenster da oben interessiert mich aber auch noch“, sagt sie und zeigt auf die Öffnung in der Wand.

Die Fotografien und Kunstwerke sind aber nicht nur zum Anschauen da. Das Kunstwerk auf dem Bauzaun zum Beispiel ist Mitmachkunst. Der Betrachter soll erraten, was dargestellt wird. Ohne weiteres ist das aber nicht möglich. Um eine Ahnung zu bekommen, muss der Betrachter das Smartphone benutzen.

Streetart zum virtuellen Eintauchen

Er lädt sich die kostenlose App „artivive“ herunter und fokussiert mit der Kamera dann das Bild. Dieses bewegt sich nun und man kann erahnen, was eigentlich abgebildet ist. „Das heißt Augmented Reality, also erweiterte Realität“, erklärt Baltruweit diese Art der Kunst.

Ein weiteres Projekt soll auch noch vollendet werden: Upcycling von alten Autoreifen. Die ersten Ergebnisse sind schon zu sehen: Zwei kleine Hocker und ein Motorrad. Hinzukommen sollen noch drei Tische und vier weitere Hocker aus Altgummi. Das Motorrad sei herausfordernd gewesen, so Baltruweit. Generell ist Upcycling etwas aufwendig: „Die Reifen müssen abgewaschen und umgestaltet werden“, das nehme viel Zeit in Anspruch. Deswegen kommen die restlichen Tische und Hocker auch erst nächste Woche. Das Motorrad ist aber schon ein echter Hingucker, man kann sich drauf setzen und in die Kurve legen.

Nicht nur durch die Kunstwerke wird der Platz attraktiv. Die Sandfläche mit den Liegestühlen und den Picknicktischen soll zum Verweilen einladen. „Man kann dort auch mal seine Mittagspause verbringen“ sagt Manuela Kase, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Elmshorn. Im Juni hätten sie die Idee für eine Umgestaltung des Platzes gehabt. Sie haben ihn ausgebaggert und mit Sand aufgefüllt. Da die Lust auf Shoppen abgenommen habe, müsse man mehr Gestaltungsmaßnahmen treffen, um Besucher in die Stadt zu locken. „Das ist momentan wichtiger denn je“ so Kase. „Wir wollen die Menschen in gute Laune versetzen.“

Dafür sei das Gelände an der Krückau, auf dem man sich mit Liegestühlen und Sand wie im Kurzurlaub fühlt, perfekt. Die Area 39 soll zusätzlich zur bereits bestehenden Summerlounge im Skulpturenpark der Verschönerung der Fußgängerzone dienen. Weitere Sitzgelegenheiten im Innenstadtbereich wurden nebenbei auch geschaffen. „Es ist ein Baustein im Rahmen unseres Baustellenmarketings“, so Kase.

Marc Ramelow, Inhaber des Modehauses Ramelow und Besitzer des Geländes, ist begeistert von der Idee: „Wir waren sofort Feuer und Flamme“. Da keine geballten Veranstaltungen stattfinden könnten, habe man gemerkt, dass man die Aufenthaltsqualität in der Stadt selbst verbessern müsse. Ramelow: „Wir kennen den Wert dieser Fläche“, dauerhaft etwas zu installieren sei aber nicht möglich, da sie mittelfristig bebaut werden soll. Also habe man sich gefragt, was man aus dem Platz machen könne.

„Alles was jetzt hier ist, ist besser als gar nichts“, so Ramelow. Durch die Umgestaltung wolle man noch mehr Menschen an die Stelle locken, an der sowieso schon viele Elmshorner vorbeilaufen. Auch die Idee mit den verschiedenen Kunstwerken und Mitmachaktionen gefällt Ramelow: „So viel Kunst haben wir nicht in Elmshorn“.

Außerdem ist die Fläche immer zugänglich, so können Passanten auch abends in den Liegestühlen sitzen, wenn die Summerlounge schon wieder abgebaut wurde. Noch dazu sollen auch immer mal wieder kleinere Veranstaltungen stattfinden. Was genau geplant ist, verrät Kase aber nicht. Nur so viel: Es gehe um einen Straßenmusiker und vielleicht ein gastronomisches Angebot.

Neue Vorschläge würden aber immer gerne angenommen, denn auch die Elmshorner können mitmachen. Wer Ideen für eine weitere Gestaltung hat oder selbst gestalten will, kann sich ans Stadtmarketing wenden. Auch können Interessierte die Fläche reservieren, um dort mit einer kleinen Gruppe zu essen. Marc Ramelow kündigt schon an: „Ich werde meine Mittagspause auf jeden Fall mal hier verbringen“. Bis Ende Oktober soll die Kunstoase noch bleiben. Elmshorn darf gespannt sein, welche weiteren Kunstwerke hinzukommen.