Pinneberg. Mitten in der Innenstadt soll das Bauwerk abgerissen und die Friedrich-Ebert-Straße voll gesperrt werden. Was das für den Verkehr bedeutet.
Pinneberg bekommt in absehbarer Zeit eine neue Großbaustelle: Nachdem sich die Schäden an der Hans-Hermann-Kath-Brücke als harmlos herausgestellt hatten, muss nun überraschend die Brücke über die Pinnau im Verlauf der Friedrich-Ebert-Straße bis zum Jahr 2024 abgerissen und neu gebaut werden. Das hat sich im Rahmen einer routinemäßigen Brückenprüfung ergeben. Die Sperrung dieser verkehrsträchtigen Querung dürfte erhebliche Verkehrsprobleme mit sich bringen.
Die betroffene Pinnau-Brücke ist sogar so marode, dass sie nun kurzfristig eine Unterkonstruktion bekommen soll, um überhaupt noch für vier Jahre die Tragsicherheit gewährleisten zu können.
„Aufgrund des Alters der Brücke ist ein solches Untersuchungsergebnis nicht ungewöhnlich, aber in dieser Deutlichkeit überraschend“, sagt Stadtsprecherin Maren Uschkurat. Die Kosten für den Brückenneubau trägt die Stadt. Vorsorglich wurden bereits 100.000 Euro dafür in den aktuellen Haushalt gestellt, weitere 70.000 Euro für die Unterkonstruktion und zusätzliche Messungen müssen noch nachgereicht werden.
Das Brückenbauwerk über die Pinnau stammt aus dem Jahre 1952 und wurde gut zwanzig Jahre später verbreitert. Im Jahr 1981 war die Brücke im Zuge von Abdichtungsarbeiten umfangreich instand gesetzt worden. Jetzt hat das Beton-Stahl-Bauwerk offensichtlich seine „Lebenszeit“ überschritten. Ein Abriss ist unumgänglich.
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung schreibt in seinen Vorgaben für die Bauwerksprüfung vor, dass alle Brücken jährlich einer Sichtprüfung unterzogen werden müssen, alle drei Jahre einer einfachen und alle sechs Jahre einer Hauptprüfung. Bei solchen Untersuchungen werden Schäden festgestellt, klassifiziert und je nach Ergebnis mit Empfehlungen oder zwingend notwendigen Maßnahmen versehen. „Notwendige Sanierungen oder Erneuerungen wurden bisher immer sofort erledigt“, sagt Maren Uschkurat.
Im Rahmen einer solchen Brückenprüfung im vergangenen Jahr und einer daraufhin erfolgten tieferen Schadensanalyse war festgestellt worden, dass weitere Sanierungsmaßnahmen der Brücke nicht mehr zu einer längeren Tragfähigkeit führen würden. „Ein Neubau ist notwendig“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. In einem Zeitraum von fünf Jahren sei ein Ersatzneubau unausweichlich.
Rathaus kündigt Vollsperrung der Friedrich-Ebert-Straße an
Mit dieser Baumaßnahme wird eine der wichtigsten Verkehrsadern während der Bauzeit, wenn überhaupt, nur noch teilweise befahrbar sein. Bereits jetzt verkündet die Stadtverwaltung: „Eine Vollsperrung für Autos und schwächere Verkehrsteilnehmer der Brücke muss während des Baues der Unterkonstruktion in jedem Fall erfolgen.“
Im zweiten Schritt sei der Neubau der Brücke zu planen. Die voraussichtlichen Kosten schätzt die Verwaltung auf 3,1 Millionen Euro. Die Planungskosten werden schon für 2021 mit 35.000 Euro beziffert. Fußgänger und Radler können, wenn mit dem Brückenneubau begonnen wird, wahrscheinlich schon die neue Brücke zum Marktplatz in Höhe der Neuapostolischen Kirche nutzen. Für Autos wurde noch keine Umleitung festgelegt.
Nachdem die Hans-Hermann-Kath-Brücke, deren Schäden sich kürzlich als harmlos herausgestellt hatten, über ein gutes Jahr das Sorgenkind der Politiker gewesen war, ist es nun – in kleinerem Ausmaß – die fast ebenso wichtige Pinnaubrücke unter der Friedrich-Ebert-Straße.
Stadt hat 17 Straßenbrücken und 14 Wegebrücken
Sie verbindet unter anderem die Innenstadt mit der Elmshorner Straße und den Autobahnzubringern Richtung Norden, aber auch mit dem Quellental und der Straße nach Uetersen und Wedel. Zeitweilig wird die Innenstadt also von einigen Haupt-Verkehrsverbindungen abgeschnitten oder nur über Umwege erreichbar sein, jedenfalls für Autofahrer.
„Der Zustand der Brückenbauwerke ist sehr unterschiedlich, je nach Baualter, Bauweise und Belastung. Dieses Projekt verdeutlicht noch einmal die erhebliche Bedeutung der Brücken über die Bahnlinie, über die Pinnau und die Mühlenau für das Verkehrsnetz der Stadt“, sagt Maren Uschkurat.
Im gesamten Stadtgebiet gibt es 17 Straßenbrücken, 14 Wegebrücken und vier Unterführungen. Der nächste Brückenneubau wird die Fußgängerbrücke in der Verlängerung des Heinrich-Christiansen-Weges zum Bahnhof sein. „Dieses Bauwerk wurde im vergangenen Jahr so weit repariert, dass eine Tragfähigkeit von wenigen Jahren noch gegeben ist“, sagt die Stadtsprecherin.
Aber auch diese Brücke müsse mittelfristig vollständig erneuert werden, voraussichtlich schon im nächsten Jahr. Im Rahmen des abgeschlossenen städtebaulichen Vertrages zur Entwicklung des Wohngebietes Ilo-Park mit hunderten neuen Wohneinheiten zahle die Firma Matrix hierzu einen Zuschuss von 100.000 Euro.