Schenefeld. Neues Angebot der Schenefelder Forschungseinrichtung, die coronabedingt geschlossen ist. Betrieb soll ab Anfang Mai langsam wieder anlaufen.

Keine Besucher, keine Führungen, keine Experimente: Auch die Forschungseinrichtung European XFEL in Schenefeld befindet sich im coronabedingten Lockdown. Zumindest im Internet können sich Interessierte jetzt dank eines neuen virtuellen Rundgangs ein Bild des Röntgenlasers machen. Und die Wissenschaftler sollen ab Anfang Mai schrittweise auf den Forschungscampus an der Holzkoppel zurückkehren.

„Wir planen ab Anfang Mai, in einen reduzierten Betrieb überzugehen“, so XFEL-Sprecher Bernd Ebeling, der derzeit wie die mehr als 400 Mitarbeiter der Forschungseinrichtung im Homeoffice arbeitet. Seit dem 21. März hat XFEL den Campus geschlossen, den Laser in einen sicheren Zustand versetzt. Eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern, laut Ebeling „15 bis 20 Personen“, hat Zugang zum Campus, um die Sicherheit und Wartung kritischer Betriebsabläufe und Systeme zu gewährleisten. Dazu gehören auch regelmäßige Sicherheitskontrollen und Überwachungen der Anlage. „Die Personen sind nie alle gleichzeitig da“, so der XFEL-Sprecher.

Die übrigen Mitarbeiter, hauptsächlich Wissenschaftler, konzentrieren sich auf Aktivitäten, die keine Anwesenheit auf dem Campus erfordern. Dazu zählen die Analyse von Daten, die Erstellung von Publikationen und technischen Dokumentation, die Verbesserung der Leistung der Instrumente sowie die Analyse und die Entwicklung neuer Arbeitsabläufe zur Steigerung der Effizienz bei Wiederaufnahme des vollen Betriebs. „Viele Kollegen sagen, dass sie jetzt zu Dingen kommen, die sonst häufig liegen bleiben“, so der Sprecher. Seminare würden ausschließlich online stattfinden.

Derzeit werde gemeinsam mit der Geschäftsführung an einem Konzept gearbeitet, wie European XFEL schrittweise wieder zum Normalzustand zurückkehren könne. Eine erste Information der Mitarbeiter erfolgte laut Ebeling am Freitagnachmittag. Sicher ist, dass der Röntgenlaser nicht sofort wieder in Betrieb genommen worden kann. Ebeling: „Wir brauchen dafür eine Vorbereitungszeit von drei Wochen. Außerdem kann das nur in enger Absprache mit Desy erfolgen.“

Der unterirdische Photonentunnel des European XFEL ist für diese Aufnahme mit blauem Licht illuminiert worden.
Der unterirdische Photonentunnel des European XFEL ist für diese Aufnahme mit blauem Licht illuminiert worden. © European XFEL/Fred Dott | Fred Dott

Doch auch wenn übernächste Woche die ersten Wissenschaftler wieder in ihren Büros auf dem Campus arbeiten können, wird es zunächst keine Führungen über das Forschungsgelände mehr geben. Sie waren vor Corona etwa für Schulklassen oder Studenten nach Anmeldung angeboten worden, für die Öffentlichkeit standen sie nicht zur Verfügung. Normale Besucher konnten das Betriebsrestaurant BeamStop nutzen, das jedoch wie alle Gastronomiebetriebe derzeit geschlossen ist. Wann es wieder zur Verfügung steht, wann wieder Führungen über das Gelände möglich sind – beides ist momentan völlig unklar.

Dafür kann auf einer virtuellen Tour ein Blick auf wesentliche Teile der Anlage gerichtet werden– bequem und sicher von zu Hause aus. Wissenschafts- und Technologiefans können einen Spaziergang im European XFEL-Tunnelsystem unternehmen, angefangen vom Beschleunigerkontrollraum auf dem Areal von Desy in Bahrenfeld bis hin zu den Experimentierstationen in der unterirdischen Experimentierhalle in Schenefeld.

Im Internet lassen sich sogar nicht mehr zugängliche Teile der Anlage erkunden, wie zum Beispiel der Elektronen-Auffänger im Osdorfer Born. Der Rundgang basiert auf hochaufgelösten 360-Grad-Fotografien von insgesamt 51 verschiedenen Orten innerhalb der Anlage, kombiniert mit kurzen und prägnanten Erklärungen zu den Komponenten und Instrumenten. In der neuesten Version sind zwei Standorte im Beschleunigerkontrollraum als Ausgangspunkt des Rundgangs sowie 21 weitere Standorte in den Photonentunneln und an den Experimentierstationen hinzugekommen. Der Rundgang ist zweisprachig auf Deutsch und Englisch verfügbar und funktioniert mit allen gängigen Internet-Browsern. Die Adresse lautet https://www.xfel.eu/virtualtour/.

„Wir hatten diesen virtuellen Rundgang schon lange vor, jetzt haben wir das Projekt fertigstellen können“, so Ebeling. Gearbeitet wird noch an weiteren Projekten wie etwa einem richtigen Rundgang über das Gelände. „Wir bereiten derzeit die Schilder vor“, so der XFEL-Sprecher. Eine neue Undulatorhalle ist kurz vor der Fertigstellung – und der Neubau des Gästehauses soll planmäßig 2021 fertig sein. Ebeling: „Auch das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren für den Bau des Besucherzentrums läuft weiter.“