Bad Segeberg. Sollten die Karl-May-Spiele in der Kalkberg-Arena in Bad Segeberg abgesagt werden, entstünde ein wirtschaftlicher Schaden für die ganze Region.

Ein Sommer ohne Winnetou und Old Shatterhand? Das ist so undenkbar wie eine Schlagersendung ohne Helene Fischer und Andrea Berg. Eigentlich – aber in diesem Jahr ist alles anders. In Bad Segeberg denken die Verantwortlichen der Karl-May-Spiele noch nicht an das Aus der Indianerspiele in der Kalkberg-Arena. „Wir haben noch Hoffnung“, sagt Geschäftsführerin Ute Thienel.

Ob im Freilichttheater am 27. Juni der erste Schuss fällt, hängt natürlich von den weiteren Entwicklungen in Sachen Coronavirus und den damit verbundenen behördlichen Anordnungen ab. Deshalb denkt Bürgermeister Dieter Schönfeld, Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH, auch schon weiter: „Ein Aus der Karl-May-Spiele wäre ein harter wirtschaftlicher Schlag für die Stadt Bad Segeberg und die gesamte Region, aber die Spiele selbst würden nicht in die Insolvenz gehen.“

Tatsächlich sind die Karl-May-Spiele über die vordergründige Familienunterhaltung hinaus ein großer Wirtschaftsfaktor für die Region. Die 72 Vorstellungen wurden im vergangenen Jahr von mehr als 400.000 Menschen besucht, zu den Großkonzerten von Anfang bis Ende Mai kommen noch einmal mehr als 60.000 Besucher. Viele von ihnen bleiben den ganzen Tag, oft sogar das ganze Wochenende in Bad Segeberg. Davon profitieren die Gastronomie und die Hotellerie. Eingeplant werden oft auch Ausflüge in die Umgebung. „Sollten die Spiele abgesagt werden, wäre das ein großer wirtschaftlicher Verlust für die ganze Region“, sagt Dieter Schönfeld. Die Stadt Bad Segeberg profitiert von den Spielen, weil der Überschuss in den Haushalt fließt – in den vergangenen Jahren waren das jeweils knapp über eine Million Euro.

Einschließlich der Schauspielergagen investiert die Kalkberg GmbH gut 5,5 Millionen Euro in die Karl-May-Spiele; ein Teil davon wurde bereits für die Vorbereitungen ausgegeben. Mit den Schauspielern wurden die Verträge ausgehandelt und unterschrieben, ob die Gagen bei einem Ausfall der Spiele aber tatsächlich ausgezahlt werden, ist nicht geklärt. „Darüber möchte ich nicht spekulieren“, sagt Bürgermeister Schönfeld. Er weiß aber, dass die Absage der Spiele gleichbedeutend mit einem Verlust der Arbeitsplätze wäre. Für viele Schauspieler, vor allem für jene, die nicht in der ersten Reihe stehen, wäre das ein harter Schlag.

In diesem Jahr soll Alexander Klaws zum zweiten Mal als Winnetou die Riege der Indianer anführen, Sascha Hehn und Katy Karrenbauer haben Verträge als Gaststars abgeschlossen. Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Schönfeld und Geschäftsführerin Ute Thienel wissen, dass sie eine große Verantwortung haben. „Wir haben nicht vor, sehenden Auges in eine Notlage zu laufen“, sagt Schönfeld. „Wenn sich abzeichnet, dass nicht gespielt werden kann, dann stoppen wir die Vorbereitungen rechtzeitig.“

Die Premiere am 27. Juni ist bereits komplett ausverkauft

Noch allerdings besteht Hoffnung, dass die Inszenierung „Der Ölprinz“ planmäßig über die Bühne geht. Der Kauf von Eintrittskarten ist weiter in vollem Umfang möglich und für die Kunden mit keinem Risiko verbunden. Die Premiere am 27. Juni ist übrigens jetzt schon ausverkauft.

Unsicherheit herrscht auch bei der Veranstaltungsagentur Förde Show Concept in Flensburg, die auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von Konzerten am Segeberger Kalkberg vorbereitet. Tausende von Eintrittskarten sind bereits verkauft, mehrere Veranstaltungen total ausgebucht.

Vorgesehen sind das mittelalterliche Rock- und Folkspektakel „Felsenburg-Festival“ am 2. Mai, die „Schlagernacht des Jahres“ am 9. Mai, Sarah Connor am 16. und 17. Mai, Santiano am 21. und 22. Mai. Ob die Konzerte aber tatsächlich stattfinden dürfen, kann zurzeit noch niemand sagen.