Hetlingen. Seit vergangener Woche sind Ausflüge nach Schleswig-Holstein untersagt. Mancher will nicht auf den Deichspaziergang verzichten.

„Einmal anhalten, bitte!“ Wer derzeit mit einem Hamburger Kennzeichen im Kreis Pinneberg unterwegs ist, der muss an einigen Orten eine Polizeikontrolle passieren. Denn: Seit vergangener Woche sind Reisen aus touristischem Anlass nach Schleswig-Holstein untersagt. Eine Maßnahme zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus’. Das Verbot gilt auch für Tagesausflügler.

Das scheinen einige jedoch noch nicht verinnerlicht zu haben. Strahlender Sonnenschein lockte am Wochenende viele Menschen aus benachbarten Bundesländern in den Norden. Spazieren zu gehen ist schließlich noch erlaubt. Für Nicht-Schleswig-Holsteiner jedoch nicht mehr im echten Norden. Und so heißt es für sie derzeit nicht nur „Anhalten“, sondern auch direkt wieder „Umkehren“.

Ein beliebtes Ziel vieler Spaziergänger ist die Haseldorfer Marsch. Allein am Sonnabend wurden dort nach Abendblatt-Informationen an mehreren Kontrollpunkten insgesamt fast 600 Fahrzeuge durch die Polizei abgewiesen. An der Kontrollstelle, die zur Hetlinger Schanze, dem Elbstrand bei Hetlingen gegenüber Lühesand führt, waren es an die 200. Im Vergleich dazu ist der kühlere Sonntag laut den kontrollierenden Beamten komplett ruhig gewesen. Einige mussten dennoch abgewiesen werden. Und es ist ein kurioses Bild, wie Autos mit einem Pinneberger Kennzeichen durchgewinkt werden, während alle anderen die Rückfahrt antreten müssen. Doch die Regeln sind bekannt. Daher wunderte sich auch so mancher Beamter über das Verhalten der Ausflügler. Die meisten seien jedoch kooperativ und einsichtig. Was die häufigste Ausrede ist? „Ach, wir dachten, das ist noch Hamburger Gebiet“, sagt einer der Beamten, der das Wochenende über an der Hetlinger Schanze kontrolliert hat. Zehn Kilometer von der Landesgrenze entfernt eine durchaus beachtliche Fehleinschätzung.

Probleme mit großen Gruppen gebe es hingegen nicht. In den meisten Autos der Einheimischen säßen Paare oder Familien, die den Elbdeich für einen Spaziergang aufsuchen würden. Auch auf dem Deich selbst war es am Sonntag ruhig. Nur 15 Autos waren am Straßenrand geparkt. Es waren mehr Schafe als Menschen unterwegs, was sicherlich auch mit dem morgendlichen Schneefall und dem damit einhergehenden Temperatursturz zu tun hatte. Ein paar Spaziergänger waren am Nachmittag dennoch unterwegs – alle mit dem gebotenen Sicherheitsabstand zueinander.

Daher hatten auch die Polizisten weniger zu tun. An der Hetlinger Schanze waren es bis 15.20 Uhr lediglich 17 Autos, deren Fahrer zur Rückkehr aufgefordert wurden. 15 von ihnen hatten ein Hamburger Kennzeichen. Das Gute: Sie mussten ja nur zehn Kilometer zurückfahren, um aussteigen zu dürfen.