Elmshorn. Ein Besuch in der Drive-in-Station in Elmshorn. Das Ärzte-Team dort zeigt, wie ein Sars-CoV-2-Test wie am Fließband funktionieren kann.

Hans-Georg Schmidt-Nicolaudius prüft seine Schutzausrüstung. Ganzkörperkittel, Mundschutz, Gesichtsmaske und Handschuhe – alles ist an seinem Platz. Für den Mediziner aus Wedel ist es am Freitag der erste Einsatz in der Corona-Drive-in-Station in Elmshorn. Seine Kolleginn Antje Klein, die in Haseldorf in einer Praxis arbeitet, ist das zweite Mal dabei. Auch sie hat ihre Schutzausrüstung angelegt, als um 14 Uhr das erste Auto vor dem weißen Container vorfährt.

Die beiden Ärzte treten links und rechts an das Fahrzeug heran und fragen, wer zum Coronatest kommt. Es sind in diesem Fall ein Mann und eine Frau. Die Mediziner nehmen die Krankenversicherungskarten des Ehepaares und lesen sie in einem mobilen Gerät ein. Die Daten werden an ein Gerät im Container übertragen, das Etiketten mit den Namen des Paares ausdruckt.

Währenddessen tritt Schmidt-Nicolaudius mit einem großen, länglichen Stab an die Fahrerseite heran. „Ich muss jetzt einen Abstrich aus Ihrer Nase nehmen, das wird etwas unangenehm. Bitte legen Sie den Kopf etwas zurück und halten Sie still.“ Der Mann tut, was verlangt wird. Kurze Zeit später ist der Abstrich erledigt. Der Stab kommt in ein Röhrchen, das Etikett mit dem Namen der Testperson wird aufgeklebt, dann kommt alles in einen Karton. Der geht nach Ende der Schicht ins Labor. „Es ist Wochenende, die Ergebnisse kommen leider nicht vor Dienstag“, gibt Antje Klein den Insassen mit auf den Weg.

Für das Ehepaar beginnt eine Zeit des Wartens. Zeit für eine Pause haben die Ärzte nicht. Im Zehn-Minuten-Takt fahren die Autos vor, manchmal stehen schon drei oder vier hintereinander in der Schlange. Im nächsten Wagen sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern. „Die kenne ich aus der Praxis“, ruft Antje Klein. In diesem Fall sollen neben den Erwachsenen auch die Kinder auf das Coronavirus getestet werden.

Tanja Matern (v. l.), Hans-Georg Schmidt-Nicolaudius und Antje Klein bereiten alles vor.
Tanja Matern (v. l.), Hans-Georg Schmidt-Nicolaudius und Antje Klein bereiten alles vor. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Die beiden Ärzte reden in ihren Schutzanzügen beruhigend auf die zwei Kleinen auf der Rückbank ein. „Du machst das ganz toll“, ruft Schmidt-Nicolaudius, als er den Abstrich macht. Nützt nichts, das Kind brüllt wie am Spieß, als er fertig ist. Darum müssen sich später die Eltern kümmern. Die Familie ist fertig und fährt nach Hause. Auf die beiden Mediziner und die zwei Mitarbeiterinnen im Container wartet schon das nächste Fahrzeug.

Bis 20 Uhr geht am Freitag die Schicht in der Corona-Drive-in-Station. Aufgebaut hat sie Marc Dupas, seit 1996 niedergelassener Mediziner in Uetersen und Notdienstbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für den Kreis Pinneberg. „Wir Kassenärzte sind in diese Sache so reingerutscht“, sagt er. Dupas hat am Freitag keinen Dienst in der Station, das übernehmen andere niedergelassene Kollegen. Er hat einen anderen Job. „Ich fahre nachmittags zu den Coronaverdachtsfällen, die nicht in der Lage sind, zur Station zu kommen.“

Es sind Hausbesuche der besonderen Arzt. Zwei Ärzte sind dafür eingeteilt. Einer im Großraum Pinneberg, einer in Elmshorn und Umgebung. Diesen Job übernimmt am Freitag Dupas. „Jedes Mal, wenn ich jemand besucht und bei ihm den Abstrich gemacht habe, muss ich die Schutzausrüstung wechseln und entsorgen“, sagt der Arzt. Das werde zum Problem. „Die Ausrüstung, die wir noch haben, reicht maximal für ein bis zwei Wochen.“ Es sei zwar längst eine Nachbestellung erfolgt, doch wann etwas kommt, wisse er nicht.

Die Corona-Drive-in-Station ist im Gegensatz zu Hausbesuchen effizienter. „Wenn die Leute zu uns kommen und im Auto bleiben, können wir die Schutzausrüstung eine ganze Schicht lang benutzen“, sagt Dupas. Die Idee zu dieser Containerstation komme aus Südkorea. „Wir sind einer der wenigen Kreise, der so etwas eingerichtet hat. Daher schicken die uns auch Testpersonen aus anderen Kreisen hierher“, so der Mediziner.

Marc Dupas, niedergelassener Arzt in Uetersen,  ist der Notdienstbeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung für den Kreis Pinneberg.
Marc Dupas, niedergelassener Arzt in Uetersen, ist der Notdienstbeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung für den Kreis Pinneberg. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Eines ist Dupas wichtig: Kommen darf nur, wer einen Termin hat. Daher soll auch der genaue Ort, an dem die Station steht, nicht preisgegeben werden. Die Terminvergabe übernimmt die KV über ihre Hotline 116 117. „Wir haben das Team in der Leitstelle verstärkt und die Coronaanrufer von den übrigen Hilfesuchenden getrennt, sodass eine bessere Erreichbarkeit gegeben ist“, sagt Dupas.

Inzwischen sei auch möglich, dass Hausärzte, bei denen sich Patienten mit Coronaverdacht melden, diese direkt an die KV melden. Getestet werde nur, wer die Symptome aufweist und entweder aus einem Risikogebiet kommt oder Kontakt mit einem nachweislich Infizierten hatte. 411 Personen haben Dupas und seine Kollegen in den vergangenen zehn Tagen in Elmshorn und bei Hausbesuchen getestet. 60 waren positiv. „Dafür, dass nur Leute mit begründetem Verdacht dabei waren, ist das wenig.“

Es Freitag, 17 Uhr. Für Hans-Georg Schmidt-Nicolaudius ist die erste Schicht vorbei, die Ablösung ist da. Er wird bald wieder an der Corona-Drive-in-Station arbeiten. „Meine Praxis ist leerer als sonst, die Patienten sind verunsichert. Wir Ärzte dürfen uns nicht in der Praxis verstecken, sondern müssen uns der Sache stellen.“