Pinneberg. Die Mehrheit der Besucher des Pinneberger Marktes hält sich an die empfohlenen Regeln. Aber längst noch nicht alle.

Mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie gehen die Menschen in Pinneberg ganz unterschiedlich um. Zu beobachten war dies am Donnerstagvormittag in der Innenstadt. Während die einen den „Schuss noch nicht gehört haben“ und dicht nebeneinander an den Tischen vor einer Bäckerei in der Fußgängerzone sitzen, um so zu tun, als gäbe es Sars-CoV-2 nicht, zieht sich ein paar Meter weiter eine lange Warteschlange über den Fußweg. Denn vor einer anderen Bäckerei lassen die Wartenden brav Platz zu den vor ihnen stehenden Menschen – obwohl nur fünf Kunden auf Einlass warten.

Ein ähnliches Bild bietet sich auch ein Stück weiter auf dem Pinneberger Wochenmarkt. Die längste Schlange baut sich sonst immer vor dem Wagen eines Fischhändlers auf. Viele Besucher des Wochenmarktes sowie Menschen, die in der näheren Umgebung leben oder arbeiten, kaufen sich dort ein Fischbrötchen oder abgebratenen Fisch plus Kartoffelsalat zum Mittag. Doch der Verkauf der Snacks ist jetzt verboten, die Schlange wesentlich kürzer. Ob aus purer Gewohnheit oder aus vorsätzlicher Ignoranz – die Menschen stehen dort immer noch ziemlich eng beieinander. Ganz anders vor einem Gemüsestand. Dort werden die neuen und nicht zuletzt von der Kanzlerin empfohlenen Abstandsregeln von eineinhalb bis zwei Metern vorbildlich eingehalten.

Diese Regeln haben bei Heino Stahl, Obstbauer aus Haseldorf, keine so große Bedeutung. Eine Schlange bildet sich bei ihm nicht. Mal steht ein Kunde, mal zwei an seinem Wagen – und halten von sich aus Abstand zum Nebenmann. Hinweise zur Ansteckungsgefahr gab es für den Marktbeschicker seitens der Stadt nicht. Und doch ist dieser Markt für ihn anders. „Die Kunden kaufen doppelt so viel wie sonst“, sagt er. Das ging bereits am vergangenen Sonnabend los. Er konnte bis auf den letzten Apfel alles verkaufen. Bei den Kollegen soll es ähnlich aussehen. „Die Kinder sind Zuhause, es wird wieder gekocht“, begründet er den gestiegenen Bedarf an den Waren vom Wochenmarkt. Dazu gibt es auch einen Apfel.

Fast alle der bekannten Marktbeschicker sind vor Ort. Nur ein Anbieter von Haushaltswaren durfte seinen Stand nicht aufbauen. Und auf den Imbiss müssen die Marktbesucher zurzeit ebenfalls verzichten.

Das Ehepaar Marlies und John Kiddel sieht den Vorteil des Einkaufs an der frischen Luft gegenüber den engen Supermärkten und Discountern. Außerdem schätzen sie die Qualität und Frische der Ware auf dem Wochenmarkt. Einmal in der Woche gehen sie auf dem Pinneberger Wochenmarkt shoppen. Für sie bedeutet der Besuch auch immer: soziale Kontakte. Das habe sich nicht verändert, nur die räumlichen Distanz zu den Gesprächspartnern ist größer geworden. Gepflegt wird der Kontakt trotzdem.

Sie haben sich schnell auf die neue Situation eingestellt. Nur milde lächeln kann das Ehepaar über Menschen, die meinen, sich Toilettenpapier in rauen Mengen zulegen zu müssen. „Wir sind weltkriegserprobt“, sagt John Kiddel. Er habe erlebt, wie es war, als es nichts zu essen gab. Zwar finden sie es schade, dass sie ihr Sportangebot nicht mehr nutzen können. Dafür haben sie in der Nähe einen Wald, in dem sie täglich spazieren gehen. „Da sind wir ganz allein“, sagt Marlies Kiddel.