Uetersen. Vier Räder à 180 Meter statt sechs à 99 Meter. Bauausschuss stimmt mit Mehrheit zu. Nachbarkommunen äußern Kritik.

Die bestehenden Windenergieanlagen im Uetersener Windpark sollen durch neue, leistungsstärkere ersetzt werden. Dem entsprechenden Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Uetersen sowie der Neuaufstellung eines Bebauungsplanes hat der Bauausschuss der Stadt nun mehrheitlich zugestimmt. Damit können die Planungen für das Repowering der fast 20 Jahre alten Anlagen beginnen. Geplant ist, die sechs bestehenden, je 99 Meter hohen Anlagen durch vier neue à 180 Meter zu ersetzen.

„Die derzeitige Stromproduktion von circa zwölf Millionen kWh pro Jahr kann dadurch mindestens verdreifacht werden“, sagt Gerd Kruse, Chef des Hamburger Stadtplanungsbüros Elbberg. „Dies wird ausreichen, um mindestens 12.600 Haushalte mit Strom versorgen zu können.“

Neue Anlagen sollen am selben Standort gebaut werden

Das Stadtplanungsbüro stellte den Antrag zur Änderung des Flächennutzungsplans und der Neuaufstellung eines Bebauungsplans im Auftrag des Betreibers, der Strom aus Wind Betriebsgesellschaft mbH & Co Windpark Uetersen KG. Hinter dieser Gesellschaft steht vor allem die Planet energy GmbH aus Hamburg, die Mehrheitseigentümerin des Windparks ist.

Den Vorteil der aktuellen Pläne sieht der Bauausschussvorsitzende Dirk Woschei (SPD) vor allem darin, dass die neuen Anlagen am selben Standort gebaut werden. Die Betreibergesellschaft Planet energy hatte ursprünglich eine Erweiterung des Windparks in Nachbargemeinden geplant. Dem setzte die Landesregierung jedoch einen Riegel vor.

Uetersen gehöre mit seinem Windpark zwar zu den sogenannten Vorranggebieten, in denen künftig Windenergieanlagen errichtet werden dürfen, mögliche Erweiterungsflächen in Nachbargemeinden jedoch nicht mehr.

Stromerzeugung soll durch neue Anlagen verdreifacht werden

Die Stromerzeugung, die sich durch die neuen Anlagen mindestens verdreifachen soll, würde laut Woschei für alle Haushalte in Uetersen und das Gewerbegebiet ausreichen. „Das ist für Uetersen schon toll.“ Das Repowering habe vor ein paar Jahren bereits auf der Tagesordnung gestanden, wurde jedoch abgelehnt. Laut Woschei habe sich in den vergangenen Jahren jedoch die Ansicht bezüglich erneuerbarer Energien geändert, sodass einige Zweifler umgestimmt werden konnten.

Auch Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen (SPD) freut sich, dass in die Windpark-Pläne Bewegung kommt: „Ich war schon immer dafür, dass er so gebaut wird, dass er genug abwirft.“ Aufgrund des langwierigen Verfahrens habe sie jedoch kaum mehr daran geglaubt, dass die Pläne der Betreibergesellschaft umgesetzt werden.

„Nur reden hilft nicht mehr. Entweder man steht hinter der Energiewende oder nicht.“ Durch den Umbau erhoffe sich die Stadt zudem mehr Gewerbesteuereinnahmen.

Umbau-Gegner kritisieren vor allem die Höhe der Anlagen

Doch es gibt nicht nur Befürworter des Rück- und Neubaus der Windenergieanlagen. „Die Höhe behagt uns nicht“, sagt Reinhard Pliquet (SPD), Bürgermeister von Uetsersens Nachbargemeinde Neuendeich. „180 Meter stellen beinahe eine Verdoppelung dar. Das ist eine Beeinträchtigung der Sicht fast in der gesamten Marsch“, kritisiert er.

Dieser Meinung ist auch Ute Ehmke (GuB), Bürgermeisterin der Gemeinde Groß Nordende, die ebenfalls an das Windparkareal grenzt. „Wir sind ganz dicht dran. Es gibt viele Bürger in unserer Gemeinde, die sich gestört fühlen“, so Ehmke.

Zwar habe man sich an die alten Windräder gewöhnt, doch die neuen seien zu massiv. „Das ist ein großer Eingriff für diejenigen, die hierher gezogen sind, weil sie ein Dorfleben haben wollen und keinen Industriepark vor der Nase.“

In höheren Lagen weht mehr Wind

Warum höhere Anlagen notwendig sind? „Die üblichen Höhen steigen im Laufe der Zeit an“, erläutert Stadtplaner Kruse. Heute seien Windenergieanlagen mit einer Höhe von 200 Metern üblich. „Das liegt daran, dass in höheren Lagen mehr Wind weht.

Jede zehn Meter bringen acht Prozent mehr Erträge.“ An den Lärmwerten werde sich auch durch die größeren Rotorblätter hingegen nichts ändern, so Kruse.

„Die Lautstärke der Anlagen am Rande von Wohngebieten ist begrenzt. Die zulässige Lärmbelastung wird jetzt auch schon ausgenutzt.“ Zwar seien die neuen, größeren Windräder sichtbarer im Landschaftsbild, doch würden sie durch die Reduzierung der Anzahl auch langsamer laufen.

Noch gut drei Jahre bis die neuen Anlagen stehen

„Unter 180 Meter können wir kein Repowering durchführen, das wirtschaftlich ist“, sagt auch Jasper Starke, Projektingenieur von Planet energy. Da mittlerweile auch Windräder gebaut würden, die höher als 200 Meter sind, seien die aktuellen Pläne für Uetersens Windpark „ein guter Kompromiss“.

Bis die neuen Anlagen stehen, könne es laut Stadtplaner Kruse jedoch noch gut drei Jahre dauern. Auch angesichts des knappen Abstimmungsergebnisses von sechs zu fünf Stimmen. Zunächst würden jetzt die notwendigen Gutachten in Auftrag gegeben.