Elmshorn. In Elmshorn wird ein Schutzkonzept für die Kinder- und Jugendarbeit entwickelt. Die Hintergründe.
Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt, besonders vor sexueller Gewalt , schützen. Dies haben sich die Stadt Elmshorn sowie die Träger der offenen Jugendarbeit vorgenommen. Dazu soll ein Schutzkonzept entwickelt werden.
Als Experten holen sie sich Mitarbeiter des Wendepunktes, der sich um Opfer sexuellen Missbrauchs kümmert, und ein starkes Präventivangebot hat. In einem dreijährigen Prozess soll das Konzept erarbeitet werden. Während eines Pressegesprächs im Rathaus ist das neue Kooperationsprojekt vorgestellt worden.
Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche lösten Debatte aus
Der Erste Stadtrat Dirk Moritz begrüßte außerordentlich die Initiative. „Eltern sollen ein gutes Gefühl haben, wenn sie ihre Kinder in die Obhut von öffentlichen Trägern geben“, sagte er. Seit etwa zehn Jahren wird über die Verbesserung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen diskutiert, berichtet die Stadtjugendpflegerin Anja Jansen.
Auslöser waren damals die Missbrauchsskandale in der katholische Kirche sowie der Odenwaldschule. „Es geht darum, eine Kultur der Achtsamkeit zu schaffen“, so Dirk Jacobsen, Leiter des Wendepunktes. Die Arbeit der Einrichtung für das Projekt wird durch die Stiftung Deutsche Fernsehlotterie finanziell unterstützt.
Konkrete Schutzmaßnahmen und Prävention
In einem ersten Schritt geht es um eine Stärken-Schwächen-Analyse. Nach der Erarbeitung des Konzepts und mit der Entwicklung verlässlicher Strukturen erfolgt eine umfangreiche Qualifizierung der Mitarbeiter. Zu dem Konzept gehören konkrete Schutzmaßnahmen genauso wie die Prävention. An dem Prozess sollen die Nutzer der Einrichtungen, die Kinder und Jugendlichen, beteiligt werden. So können auch ihre Rechte und Beschwerdemöglichkeiten gestärkt werden. Der Plan soll nicht nur Kinder und Jugendliche vor Übergriffen durch Erwachsene, sondern auch vor Übergriffen untereinander schützen.
Anfangs wird ein allgemein gültiges Schutzkonzept für Elmshorn geschaffen. Danach folgt noch eine Anpassung an die Gegebenheiten der einzelnen Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit. An dem Projekt sind das Kinder- und Jugendhaus Krückaupark, das Awo Stromhaus und der Verein Frischlinge aus Elmshorn-Hainholz beteiligt.
Nähe schafft Möglichkeit des Übergriffs
Ein städtisches Schutzkonzept ist besonders für die Einrichtungen und Vereine wichtig, die über wenige oder gar keine pädagogischen Fachkräfte verfügen, so Jacobsen. Als Beispiel nannte er kleinere Sportvereine.
„Es geht um Nähe und Distanz“, gibt der Wendepunkt-Mann Jacobsen ein Beispiel vor. Wenn ein Kind getröstet werden muss, ist es ein pädagogische Mittel, es in den Arm zu nehmen. Diese Nähe schafft die Möglichkeit des Übergriffes. Eine Verhaltenskodex der Mitarbeiter sowie die Möglichkeit der Beschwerde durch das Kind sollen dem vorbeugen.
In dem Schutzkonzept werden auch Regeln aufgestellt, wie vorgegangen werden soll, wenn sich ein Verdacht auf einen sexuellen Übergriff nicht bestätigt. Verfahrensweisen sollen erarbeitet werden, wie der betroffene Mitarbeiter wieder in seiner Einrichtung tätig werden kann.