Kreis Pinneberg. Familienvater aus Rellingen ist infiziert. Er arbeitet am UKE. Frau und Kinder isoliert. Kreisverwaltung ermittelt Kontakte.

Das neuartige Coronavirus hat den Kreis Pinneberg erreicht, und zu weitreichenden Konsequenzen geführt. Am Dienstag ist der erste Fall von der Kreisverwaltung bestätigt worden. Betroffen ist ein 48 Jahre alter Labormitarbeiter des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), der mit seiner Familie in Rellingen wohnt. Im Zuge dessen sah sich die Verwaltung gezwungen, auch eine Kindertagesstätte in Pinneberg und eine Schule in Rellingen von heute an zu schließen.

Nach bisherigen Erkenntnissen hat sich der betroffene UKE-Angestellte offenbar an seinem Arbeitsplatz bei einem Arzt angesteckt. Der Kindermediziner aus Henstedt-Ulzburg war der erste bestätigte Coronafall Schleswig-Holsteins. Er hatte sich auf einer Italien-Reise infiziert. Der nun betroffene Rellinger befindet sich in häuslicher Isolation, auch seine Frau und die beiden Kinder sind in Quarantäne.

Schule und Kita müssen geschlossen werden

Ein Kind besucht die Brüder-Grimm-Schule in Rellingen, das zweite den katholischen St. Michael Kindergarten in Pinneberg. Beide Einrichtungen hat der Kreis deshalb bis auf weiteres schließen lassen. Ob die Kinder und die Ehefrau des Erkrankten das Virus in sich tragen, sollten weitere Untersuchungen bis Dienstagabend klären. Bislang seien die Familienangehörigen jedoch ohne Symptome.

Schon am Dienstagnachmittag lag aber der zweite Labortest des Mannes vor. Die Ansteckung mit Covid-19 wurde mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt“, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. Der Rellinger, er ist der fünfte nachgewiesene Corona-Patient in Schleswig-Holstein, stehe in regelmäßigem telefonischen Kontakt zum Kreisgesundheitsamt. Eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus sei wegen seines stabilen Gesundheitszustandes derzeit nicht erforderlich.

Kontaktpersonen werden in Hamburg und Pinneberg ermittelt

Inzwischen sei das Kreisgesundheitsamt dabei, die Personen zu ermitteln, mit denen der Mann zuletzt im privaten Umfeld engen Kontakt hatte. Diese würden informiert und gegebenenfalls auf den Erreger getestet. Für den Arbeitsort des Mannes in Hamburg sei die Hamburger Gesundheitsbehörde zuständig und ebenfalls dabei, alle näheren Kontaktpersonen zu ermitteln.

Die von den Kindern des Mannes besuchten Einrichtungen, der katholische Kindergarten Sankt Michael in Pinneberg und die Brüder-Grimm-Grundschule in Rellingen, hat der Kreis laut Carstens in Abstimmung mit Stadt, Gemeinde und Kirche geschlossen. Wie lange die Betreuungsstätten nicht mehr öffnen, richte sich laut Carstens auch nach den Untersuchungsergebnissen der Kinder des Erkrankten.

225 Kinder müssen zuhause bleiben

Allein die Schule in Rellingen besuchen 225 Kinder und 25 Lehrer. Sie wurden mit einem Elternbrief über die aktuellen Ereignisse informiert. Darin heißt es: „Es gab in der Schule Ihres Kindes eine Kontaktperson zu einem Erkrankten mit dem neuartigen Corona-Virus (Covid-19). Wir werden die Schule daher bis auf weiteres schließen. Dies ist eine reine Vorsorgemaßnahme, um weitere Infektionen zu verhindern. Eine akute Gefährdung Ihres Kindes besteht nicht.“

Laut Dr. Angelika Roschning, Leiterin des Fachdienstes Gesundheit beim Kreis, können zwar auch Kinder an dem Virus erkranken, haben in der Regel aber einen eher milden Krankheitsverlauf. Ein ernsthaftes Risiko für die Kinder werde deshalb bislang nicht gesehen. „Sollte das Virus bei den betroffenen Kindern nachgewiesen werden, werden wir weitere Untersuchungen veranlassen“, so Roschning. „Vorsorgliche Testungen auf Covid-19 sind derzeit nicht zielführend.“

Gesundheitsamt: Kein Grund zur Hysterie

Die Amtsexpertin bittet zunächst darum, die bekannten Hygienemaßnahmen zu befolgen. Roschning: „Der Kreis wird über die Dauer der Schließung informieren, wenn Erkenntnisse dazu vorliegen.“ Rellingens Bürgermeister Marc Trampe sei auch noch nicht klar, wie lange die Schule geschlossen bleibt. Er warnt jedoch „vor Hysterie in der Gemeinde“. Die Verwaltung habe am Nachmittag einen internen Krisenstab gebildet, um über weitere Maßnahmen zu beraten. „Wir müssen auch sehen, wie wir mit den Veranstaltungen in der Gemeinde umgehen.“ Näheres dazu stehe jedoch momentan noch nicht fest.

Manfred Kannenbäumer, stellvertretender Landrat, macht deutlich, dass der Kreis Pinneberg diese Situation durchaus erwartet habe. Er mahnt zur gebotenen Sachlichkeit: „Niemanden überrascht es wohl wirklich, dass das Virus jetzt auch bei uns angekommen ist. Wir werden nun nach den bewährten Arbeitsweisen vorgehen, um das Virus einzudämmen. Alle Beteiligten arbeiten die Situation unaufgeregt ab, wir sind gut aufgestellt“.

Kreis schaltet Corona-Hotline

Für Menschen mit erhöhtem Informationsbedarf hat des Kreis Pinneberg ein Bürgertelefon für Nachfragen geschaltet. Es ist von nun an täglich von 8 bis 17 Uhr und freitags bis 14 Uhr unter der Telefonnummer 04121/45025000. zu erreichen. Für allgemeine Gesundheitsfragen zum Coronavirus verweist der Kreis auf das Bürgertelefon des Bundes. Es ist unter der Durchwahl 030/ 346 465 100 zu erreichen.

Personen mit Atemwegserkrankungen, die zuvor in einem sogenannten Risikogebiet (darunter auch Teile Italiens) waren oder Kontakt mit einem bestätigten Fall hatten, sollten sich per Telefon an ihre Hausarztpraxis oder an die Telefonnummer 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigung wenden. Vor persönlichen Arztbesuchen wird weiter abgeraten.