Pinneberg. Weltweit sorgt das Virus für Verunsicherung. Verdachtsfälle auch in Pinneberg. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Angst vor dem Coronavirus ergreift viele Menschen – auch im Kreis Pinneberg. „Wir hatten in den vergangenen Tagen eine niedrige zweistellige Zahl an Verdachtsfällen“, so Kreissprecher Oliver Carstens. In allen Fällen – auch in dem vom Mittwoch in Schenefeld – habe es Entwarnung gegeben. „Die Abklärung von Verdachtsfällen gehört zu unserer regelmäßigen Arbeit, wir können nicht über jeden in Abklärung befindlichen Fall berichten“, so der Kreissprecher weiter. Das Abendblatt hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Hat der Kreis Pinneberg einen Notfallplan, falls in der Region Coronaviren nachgewiesen werden?

Seit Beginn der Corona-Krise ist der Fachdienst Gesundheit in die Eindämmung des Infektionsgeschehens eingebunden. Es gibt eine mit dem Land und dem Robert-Koch-Institut abgestimmte Vorgehensweise zum Umgang mit Reiserückkehrern aus Risikogebieten und dem Umgang mit Verdachtsfällen. Verdachtsfälle und Erkrankungsfälle sind dem Gesundheitsamt zu melden. Hier wird eine Risikoabschätzung für den Einzelfall vorgenommen, zu Hygienemaßnahmen beraten und häusliche Absonderung empfohlen oder Quarantäne in häuslicher Umgebung oder Klinik angeordnet. Es werden Ermittlungen von Kontaktpersonen vorgenommen und Maßnahmen angeordnet um eine Weiterverbreitung der Erkrankung einzudämmen.

Wo werden eventuelle Corona-Fälle behandelt?

Die Diagnostik erfolgt durch die niedergelassenen Ärzte und bei schwerer erkrankten Verdachtsfällen durch die Kliniken im Kreis, mit denen das Gesundheitsamt in Kontakt steht. Der Rettungsdienst und die Rettungsleitstelle hat Verhaltensmaßregeln zum Schutz der Einsatzkräfte und der Verhinderung der Weiterverbreitung erstellt. Jede der noch drei Regio-Kliniken in Elmshorn, Pinneberg und Wedel wäre in der Lage, Corona-Patienten aufzunehmen und zu isolieren.

Wie wappnen sich die Regio Kliniken?

Im Krankenhaus in Elmshorn gibt es eine voll ausgestattete Isolierstation mit Schleusen, die kurzfristig Patienten aufnehmen kann. Auch verfügen die Regio Kliniken über einen Einsatzplan für Notfall-Szenarien, erklärt Sprecherin Birga Berndsen. Dabei werden konkrete Maßnahmen an die Risikobewertungen angepasst. Diese werden durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Robert-Koch-Institut und dem Centers for Disease Control and Prevention (CDC) festgelegt. Die Kliniken stehen auch mit dem Ministerium in Kontakt.

Wie ist die Situation in den Apotheken?

Die Nachfrage nach Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln ist groß. Der Andrang macht sich bemerkbar: So sind etwa Atemschutzmasken in der Adler Apotheke in Pinneberg ausverkauft. Seit knapp zwei Wochen können die Apotheker keine mehr nachbestellen, heißt es. Wann eine neue Lieferung wieder möglich ist, könne man noch nicht sagen. Die Mitarbeiter verweisen ihre Kunden darauf, stattdessen auf hygienische Standards zu achten.

Brauche ich eine Atemschutzmaske?

Nein. Ein Mundschutz erzeugt ein falsches Gefühl von Sicherheit, muss oft gewechselt und richtig angelegt werden. Darüber hinaus gibt es keinen hinreichenden Beleg, dass sich ein Mundschutz als Vorsichtsmaßnahme eignet. Ein Mundschutz ergibt nur Sinn, wenn man selbst krank ist und andere nicht anstecken will – oder wenn man mit kranken Patienten arbeitet.

Bemerken Arztpraxen im Kreis eine große Verunsicherung?

Eher (noch) nicht. Dass berichtet etwa Dr. Tomasz Warns, Facharzt für Allgemeinmedizin in Elmshorn. Die Situation um den Coronavirus mache sich in der Praxis am Hogenkamp nicht stark bemerkbar.„Die Elmshorner sind noch entspannt. Nur bei den reisemedizinischen Beratungen bemerken wir, dass sich die Patienten Gedanken zu dem Thema machen.“

Wie kann ich mich grundlegend schützen?

Mit denselben Maßnahmen, die auch bei Grippewellen geraten werden: Händeschütteln vermeiden und stets auf eine gute Handhygiene achten. Das heißt, die Hände mindestens 20 Sekunden lang, gründlich – also auch zwischen den Fingern und unter den Nägeln – waschen und gut trocknen. Wer niesen oder husten muss, sollte dies in seine Armbeuge oder ein Einwegtaschentuch tun und sich dabei von anderen Menschen abwenden. Danach gründlich Hände waschen und sich möglichst nicht ins Gesicht fassen. Und: Mindestens ein bis zwei Meter Abstand zu Erkrankten halten. Wer sich dazu ein Desinfektionsmittel für unterwegs oder zuhause zulegt, sollte eines mit dem Hinweis „begrenzt viruzid“ kaufen.

Was soll ich tun, wenn ich glaube, am Coronavirus erkrankt zu sein?

Unnötige Kontakte vermeiden und möglichst zu Hause bleiben, um niemanden anzustecken. Wer glaubt, sich infiziert zu haben, sollte nicht direkt zum Arzt laufen, sondern erst einmal anrufen und fragen, was zu tun ist. Nur wer direkten Kontakt mit einer nachweislich infizierten Person hatte, sollte sich an das örtliche Gesundheitsamt wenden. Im Kreis Pinneberg entspricht das der Fachabteilung Gesundheit in der Kreisverwaltung Pinneberg (Telefon: 04121/45020).

Wie hoch wird das Risiko für ein Auftreten des Virus im Kreis Pinneberg eingeschätzt?

Derzeit ist das Risiko für den Kreis Pinneberg noch gering. Eine weitere Verbreitung des Coronavirus ist bei der offensichtlich hohen Infektiosität aber zu erwarten – trotz aller in dieser Phase sinnvollen Gegenmaßnahmen. Wichtig sei es, zumindest die Geschwindigkeit der Weiterverbreitung zu verringern.

Und wenn ich weitere Fragen habe?

Bei Sorgen helfen verschiedene Stellen weiter: Unter der Telefonnummer 030/346465100 können sich Interessierte etwa an das Bürgertelefon für Gesundheitsfragen in Berlin wenden. Die kassenärztliche Vereinigung ist unter der 116117 zu erreichen. Hier beraten Experten bei konkretem Infektionsverdacht und vermitteln weiter. Auch auf der Webseite infektionsschutz.de gibt es Infos zum Coronavirus.