Pinneberg. Mit seinem Vorgänger Stefan Krappa hat Marco Bröcker erstaunlich viele Gemeinsamkeiten – wenngleich die erst auf den zweiten Blick auffallen.
Pinneberg bekommt einen neuen Wirtschaftsförderer. Der heißt Marco Bröcker. Und kommt ausgerechnet von dort, wo sein Vorgänger Stefan Krappa hingeht. Aus Lübeck nämlich. Bröcker soll ab April Gewerbeflächen vermarkten, neue Firmen ansiedeln und Geschäftsleute bei Laune halten. Die Tinte unter dem Arbeitsvertrag ist bereits trocken. Zustimmen musste die Politik nicht, diese Personalentscheidung ist einzig und allein Sache der Bürgermeisterin Urte Steinberg.
Der neue Mann für Pinnebergs Wirtschaft lebt zwar seit einigen Jahren 70 Kilometer Luftlinie nordöstlich, Bröcker ist jedoch beileibe kein unbeschriebenes Blatt an der Pinnau. Vor allem als Politiker dürften ihn viele noch auf dem Schirm haben. Der heute 46-Jährige saß von 2008 bis 2014 für die CDU im Pinneberger Kreistag. „Schon viele kalte Winter her“, sagt Bröcker heute im Gespräch mit dem Abendblatt. Aktive Politik mache er längst nicht mehr. Das habe er auch in Zukunft nicht wieder vor. Allerdings ist die CDU noch bis Ende März sein Arbeitgeber. In Lübeck führt er als Referent die Geschäfte der Christdemokraten.
Wieder so eine Gemeinsamkeit mit dem Vorgänger in Pinneberg. Kam Krappa doch 2009 aus dem Job des Geschäftsführers bei der Altonaer SPD ins Rathaus der Kreisstadt, was ihm kritische Blicke aus Reihen der CDU bescherte. So wie Krappa damals, muss auch Bröcker mit Vorbehalten rechnen. Er hat schließlich einst für die lokalen CDU-Granden Christian von Boetticher und Ole Schröder gearbeitet. Sechs Jahre als Referent für Sozialpolitik in der CDU-Landtagsfraktion gehören ebenfalls zu seiner Vita.
Eventuelles Naserümpfen früherer politischer Gegner sieht der 46-Jährige recht entspannt. Er wolle in Pinneberg Angebote machen. Und mit allen Parteien gut zusammenarbeiten. Das habe auch in Lübeck schon prima geklappt. Seine Vergangenheit als Politiker sei eben Vergangenheit. Und die kann ihm sicher auch von Nutzen sein. Denn Bröcker kann auf zehn Jahre im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungs-, Entwicklungs und Planungsgesellschaft des Kreises (WEP) zurückblicken. Den Standort dürfte er also wie seine Westentasche kennen.
Marco Bröcker kam 1973 in Pinneberg zur Welt. Er wuchs im Stadtteil Thesdorf auf. Sein Abitur baute er an der Theodor-Heuss-Schule. An der Universität in Hamburg studierte er Politikwissenschaften und Geschichte, schloss mit Magister ab. Später ließ er sich neben dem Job per Fernstudium an der Deutschen Presseakademie zum PR-Berater ausbilden. Bröcker ist nicht verheiratet und hat keine Kinder.
Die Rückkehr nach Pinneberg wird übrigens keine halbgare: „Ich suche nach einer Wohnung“, sagt der Wirtschaftsförderer in spe. Erfahrungen mit explodierenden Mietpreisen gibt’s da frei Haus. „Mir wurde gerade etwas für 13,25 Euro pro Quadratmeter angeboten, das hat mich schon verwundert.“
Welche Herausforderungen ihn in seinem neuen Job erwarten? „Erst mal wird es darum gehen, ein Netzwerk aufzubauen.“ Auf die Wirtschaftsgemeinschaft werde er zugehen. Von seinem Vorgänger, mit dem es bereits eine Übergabe gab, hat er offenkundig eine hohe Meinung: „Mir geht es darum, die gute Arbeit von Stefan Krappa weiterzuführen.“ Die Vorfreude auf die Rückkehr in die Geburtsstadt scheint groß: „Familie und Freunde sind in Pinneberg.“
Stefan Krappa hatte nach knapp elf Jahren als Wirtschaftsförderer vor einer Woche seinen Abschied gefeiert. Seine SPD-Vergangenheit war zuletzt überhaupt kein Thema mehr, Kritiker waren verstummt. Krappa ist künftig in Lübeck für Leerstands-Management in der City zuständig. Er hat dort übrigens eine Stelle ergattert, die es laut Bröcker nur gibt, weil CDU und FDP sie geschaffen haben.