Elmshorn. Ein 22-Jähriger sah rot. Bei dem tätlichen Angriff in der Kreisverwaltung gab es einen Verletzten. Ton in Behörden rauer.

Gewalt gegen Behördenmitarbeiter – es ist schon wieder passiert. Tatort diesmal: die Zulassungsstelle des Kreises Pinneberg in Elmshorn. Ein Mitarbeiter des Amtes und ein Sicherheitsbediensteter sind verletzt, haben sich Prellungen zugezogen. Eine weitere Kollegin steht noch unter Schock.

Der Angreifer, der auch ausfallend geworden ist, hat sofort Hausverbot erhalten und wird sich strafrechtlich zu verantworten haben. „Das sind wir unseren Mitarbeitern schuldig. Wir müssen uns schützend vor sie stellen“, sagt Landrat Oliver Stolz am Montag und betonte: „Das lassen wir und nicht gefallen.“

Mann wird pampig und duzt Mitarbeiterin am Infoschalter

Wie sich der Vorfall am Freitag abgespielt hat, schildert Fachdienstleiterin Dörte Koppelmann. Demnach ist es 11 Uhr, als der 22 Jahre alte und kräftige Mann das Straßenverkehrsamt betritt. Er will dort drei Fahrzeuge abmelden und zieht eine Nummer wie alle anderen Kunden auch. Dann verlässt er das Gebäude, nachdem er festgestellt hat, dass die Schlange vor ihm noch ziemlich lang ist. Um 12.17 Uhr ist der Mann wieder da, meldet sich am Informationsschalter und fordert, umgehend an die Reihe zu kommen. Aber seine Nummer ist schon dreimal aufgerufen worden, ohne dass er sich gemeldet hat. Nun ist längst ein anderer Besucher dran.

Da wird er pampig, duzte die Kollegin am Infoschalter. „Du gibst mir sofort ’ne neue Nummer, sonst knallt’s“, ruft er wütend. Die Mitarbeiterin versucht, ihn zu beruhigen, weist aber bestimmt darauf hin, dass es nun zu spät sei und er Montag wiederkommen müsse. Das bringt ihn völlig in Rage. Er läuft direkt in ein Büro eines Sachbearbeiters und behauptet, er sei dort reingeschickt worden. Das Gleiche versucht er dann ein zweites Mal in einem weiteren Büro, bis ihn der Teamleiter und ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes auffordern, sofort das Haus zu verlassen und ihn zur Tür begleiten.

Jetzt bepöbelt er die Mitarbeiter und droht ihnen Prügel an. Unmittelbar vor der Ausgangstür schubste er den Mitarbeiter mit voller Wucht gegen die geschlossene Türscheibe, sodass sich der Sicherheitsmann schützend vor den Kollegen stellen muss. „Um Schlimmeres zu verhindern“, wie Kreissprecher Oliver Carstens am Montag sagt. Die Verwaltungsmitarbeiter rufen die Polizei und verhängen ein Hausverbot. Der Mann, der sich mittlerweile beruhigt hat, nimmt das gelassen zur Kenntnis – da er „gute Anwälte“ habe.

Besucher werden ungeduldiger und beleidigen Mitarbeiter

Zum Glück sei diese Attacke ein Einzelfall, sagt Fachbereichsleiter Jürgen Tober. In der Ausländerbehörde sei mal ein Stuhl umgeworfen worden und eine Mitarbeiterin kurz am Kragen gepackt worden. „Aber wir stellen fest, dass verbale Ausfälle zunehmen“, sagt Tober. Die Leute würden zunehmend ungeduldiger und aggressiver und beleidigten die Kollegen mit immer derberen Kraftausdrücken. Fünf Strafanzeigen wegen Beleidigungen habe die Verwaltung deshalb allein im vorigen Jahr gestellt.

Für Landrat Stolz ist hier eindeutig eine rote Linie überschritten. Die Kollegen machten nur ihre Arbeit und müssten sich so etwas auf keinen Fall gefallen lassen. „Sie haben ruhig und professionell reagiert“, sagt er über den aktuellen Fall. Er habe den Eindruck, dass der Vorfall sie zwar „geschockt“, aber nicht verängstigt habe. Gleichwohl habe er ihnen angeboten, sich psychologisch betreuen zu lassen. Alle drei Mitarbeiter sind Montag wieder zur Arbeit gekommen. Der tätlich Angegriffene sagt: „Natürlich gibt es in unserem Aufgabenbereich auch mal verbale Angriffe, da gehen wir gelassen mit um. Dass aber ohne jede Vorwarnung die Grenze zur körperlichen Gewalt überschritten wurde, ist erschreckend und kann nicht toleriert werden.“

Die allermeisten der rund 400 Kunden, die täglich in die Kreisbehörden kämen, blieben freundlich und höflich, auch wenn sie länger warten müssten, so Landrat Stolz. „Angriffe haben aber auch Signalwirkung. Deshalb werden körperliche Angriffe immer mit einer Strafanzeige und mit einem Hausverbot belegt.“

Ohnehin hat die Verwaltung ihre Sicherheitsvorkehrungen seit ein paar Jahren verschärft. Alle Kunden müssen über den Haupteingang ins Gebäude. Seiteneingänge sind verschlossen. Ein Sicherheitsdienst patrouilliert in den Abteilungen mit hoher Besucherzahl. Dort gibt es auch Alarmsysteme für den Notfall