Kreis Pinneberg. 120 Menschen werden in der Nacht zu Montag in Pinneberg wegen Sturmtief „Sabine“ ausquartiert. Probleme der Bahn dauern bis zum Montagabend an.
120 Pinneberger, die die Nacht zu Montag bei Freunden, Verwandten oder im Hotel verbringen mussten, durften am Morgen zurück in ihre vier Wände. Aber Sturmtief „Sabine“ hatte den Kreis Pinneberg auch den zweiten Tag in Folge im Griff. Montag gegen 15 Uhr musste die Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Tornesch, die seit dem Morgen wieder frei gewesen war, erneut für Stunden gesperrt werden. Grund: Ein Baum war in eine Oberleitung gefallen und dann von einer Rangierlok gerammt worden.
120 Einsätze hatten die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis bis Montag um 9 Uhr bewältigen müssen. Im Laufe des Tages kamen noch Dutzende dazu. Bis 18 Uhr verzeichnete die Leitstelle mehr als 170 Alarmierungen wegen „Sabine“. Im Dauereinsatz befand sich beispielsweise die Feuerwehr Pinneberg. Um 15 Uhr am Montag rückte sie zum Klinikum Pinneberg aus, wo sich am Altbau mehrere Blechteile aus der Lüftungsanlage gelöst hatten. Weil sie nicht von der Drehleiter aus entfernt werden konnten, ließ Wehrführer Claus Köster die Höhenrettungsgruppe des Kreises sowie den Teleskopmast der Feuerwehr Tornesch kommen. Die Höhenretter, allesamt Mitglieder des THW sowie verschiedener Wehren, arbeiteten unter besonderer Sicherung in großer Höhe. Gegen 17.20 Uhr war die Gefahr gebannt.
Kran gab Alarmsignale von sich
Der Wehrführer war es auch, der Sonntagabend 120 Pinneberger aus dem Neubaugebiet in der ehemaligen Egger-stedt-Kasserne bringen ließ. Dort drohte ein Baukran infolge des Windes umzustürzen. „Der Kran war 25 Meter hoch und verfügte über einen 45 Meter langen Ausleger“, so Köster. Er habe durch Lichtsignale und laute Töne Alarm ausgelöst. „Anwohner haben das wahrgenommen“, so der Wehrführer weiter. Er ließ den Kranführer von der Polizei aus Hamburg zur Baustelle bringen.
Gemeinsam mit ihm, Polizeichef Matthias Wieske und Bürgermeisterin Urte Steinberg analysierte er die Lage, dann stand die Entscheidung fest. Alle Häuser und Wohnungen, die bei einem Umsturz gefährdet gewesen wären, mussten evakuiert werden. „Der Wind drückte von hinten auf den Kran, die vorhergesagten Windböen waren so stark, dass er dafür nicht zugelassen war.“
Zu den Betroffenen gehörte die 31-jährige Cemile Ak. Der große Baukran steht gegenüber ihrem Haus an der Straße Sandkuhlen und schwankte schon nachmittags ziemlich stark. Gegen 19.40 Uhr klingelte dann die Polizei bei ihr. „Ich hatte nur zehn Minuten Zeit, das Nötigste zusammenzupacken.“ Sie übernachtete mit ihrer Familie bei der Großmutter. Ihre einjährige Tochter verschlief den Großteil der Aktion, ihr fünfjähriger Sohn machte sich jedoch wie auch die Eltern große Sorgen um sein Zuhause. Doch dem erst vor drei Jahren bezogenen Haus passierte nichts.
Anwohner lobt die Arbeit von Feuerwehr, Polizei und Stadt
Der plötzliche Aufbruch versetzte auch Peter Pöpping in Hektik, der zuvor noch den Feuerwehreinsatz mit seinen kleinen Töchtern beobachtet hatte und dann mit seiner vierköpfigen Familie im eigenen Auto fluchtartig das Neubaugebiet verließ. Die Nacht verbrachte die Familie in einem Hotel, das sie schnell noch vom Supermarktparkplatz eine Straße weiter aus buchen konnten. Angst um sein Haus hatte Pöpping nicht. „Es war ja gar nicht klar, in welche Richtung der Kran gefallen wäre.“ Er lobte die Organisation von Polizei, Stadt und Feuerwehr. „Mehr hätten sie nicht machen können.“
Wehrführer Köster hatte einen Bus der VHH besorgt, der als Fahrgelegenheit zur Turnhalle der Theodor-Heuss-Schule bereitstand. Dort standen Betten für die Personen zur Verfügung, die keine Unterkunft gefunden hätten. Doch niemand musste letztlich in der Turnhalle übernachten. „Am Schluss blieben nur vier Personen übrig, die wir in einem Hotel unterbringen konnten“, so Köster.
Die Familie der 14-jährigen Geeti übernachtete bei Freunden. Angst vor dem Sturm habe sie nicht gehabt, so das junge Mädchen. Ihre elfjährige Schwester dagegen schon. Dass die beiden ihre zwei Kaninchen während der Sturmnacht im Außenkäfig zurücklassen mussten, machte die Sache nicht besser. Umso glücklicher waren sie, als sie am nächsten Morgen noch vor Schulbeginn zurück in ihr Haus durften und die Kaninchen wohlauf in ihrem Gehege saßen.
Feuerwehr befreite 20 Bahnreisende
Fest saßen Montagnachmittag auch Fahrgäste der Bahn. Ein Zug der Nordbahn mit 20 Passagieren blieb etwa zwei Kilometer vor dem Bahnhof Elmshorn auf freier Strecke in Klein Nordende liegen, nachdem der Bahnstrom ausgefallen war. Grund war der auf die Oberleitung gestürzte Baum. Um 17 Uhr begann die Elmshorner Feuerwehr gemeinsam mit Einsatzkräften aus Klein Nordende mit der Evakuierung des Zuges, die Passagiere stiegen in einen Bus um.
Parallel dazu wurde der Baum aus der Oberleitung geholt, die anschließend repariert werden musste. Zudem musste eine Rangierlok, die den Baum gerammt hatte, abgeschleppt werden. Das alles führte bis zum Abend zur Sperrung der Strecke. Züge nach Kiel und Flensburg wurden weiträumig umgeleitet. Bis Pinneberg fuhr die S-Bahn, von dort bis nach Elmshorn hatte die Nordbahn einen Busersatzverkehr bereitgestellt. Züge nach Sylt begannen und endeten in Elmshorn.
Hochwasser überraschte drei Männer in Wedel
In Hasloh stürzten an der Alten Landstraße um 9.45 Uhr zwei Bäume auf ein Haus. Feuerwehrkräfte aus der Gemeinde brauchten eineinhalb Stunden, um mithilfe von Kettensägen die Bäume zu zersägen und abzutransportieren. Über die Schadenshöhe wurde zunächst nichts bekannt.
In Wedel setzte gegen 15 Uhr die Sturmflut ein. Die Wassermassen wurden drei Männern zum Verhängnis, die auf dem höher gelegenen Spielplatz am Hakendamm das Hochwasser beobachten wollten. Dabei wurde ihnen der Rückweg zur Straße vom auflaufenden Wasser abgeschnitten. Die Feuerwehr Wedel brachte die Männer mit ihrem Schlauchboot in Sicherheit