Wedel. Bei Führungen mit dem Nabu gibt es derzeit viele Vogelarten zu sehen. Nur eines ist seit diesem Jahr anders als sonst.
Die einen sehen aus wie Nonnen, die anderen machen pfeifend hohe Fluggeräusche, wieder andere tragen Namen, die tief blicken lassen. Wir sagen nur: Schnatterenten! Allen gemein ist allerdings, dass sie momentan in überbordender Stückzahl in der Wedeler Marsch zu beobachten sind – ob nun Nonnengänse oder Pfeifenten. Sie sind alle da. Beste Aussichten also, der Vogelstation in der Wedeler Marsch mal wieder einen Besuch abzustatten – zumal dort gerade die Saison eröffnet wurde.
Zum sachlich fundierten Start bietet Stationsleiter und Vogelexperte Marco Sommerfeld passenderweise zwei Führungen an. „Die Bedingungen für spektakuläre Sichtungen sind jetzt ideal“, sagt Sommerfeld. Denn nicht nur die friedfertigen Vogelarten wie Silberreiher, Grau- oder Brandgänse trotzen dem recht milden Winter in der Marsch. Auch Greifvögel wie Seeadler oder Wanderfalken sind jetzt besonders gut zu sehen. Kurzum: Es ist bisher ein gutes Vogeljahr.
Marsch hat im internationalen Vogelflugverkehr eine wichtige Bedeutung
„Im Februar ist das Artenspektrum wegen der Witterung natürlich noch etwas abgespeckter als im Frühjahr“, sagt Sommerfeld. „Aber das reichliche Angebot an Mäusen und Maulwürfen auf den Wiesen bietet sowohl Silberreihern als auch Mäusebussarden und Turmfalken gutes Futter.“ Dabei hat die Wedeler Marsch aber vor allem als Durchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebiet eine international wichtige Bedeutung. Nicht grundlos ist der Landstrich Teil des europäischen Vogelschutzgebiets „Unterelbe bis Wedel“.
Das vergleichsweise milde Klima und der Nahrungsreichtum zieht Jahr für Jahr etliche Wasservögel an, darunter Tausende Weißwangengänse. Die Tiere haben von der russischen Eismeerküste bis zu 4000 Kilometer zurückgelegt, um in Norddeutschland zu überwintern. Seit den 70er-Jahren schaut sogar eine Population von der schwedischen Insel Gotland regelmäßig in der Marsch vorbei.
Jeder findet seine Lieblingsbeobachtungsente
Die Frage ist: warum ausgerechnet Wedel? Laut Nabu Experte Sommerfeld bieten die weitläufigen Wiesen zum einen ergiebige Nahrungsflächen, zu anderen schützt das Watt als sicherer Schlafplatz vor natürlichen Feinden wie Füchsen. Dabei nutzten etwa die Weißwangengänse die gesamte Landschaft. Tagsüber fliegen sie in die benachbarte Haseldorfer oder Seestermüher Marsch oder sogar bis ans andere Elbufer. „So managen sie ihre Nahrungsversorgung“, sagt Sommerfeld. Zum Schlafen kehren sie wieder zurück. Bei Sonnenuntergang sei der beeindruckende Einflug der Tiere besonders gut zu erleben, schwärmt Sommerfeld. „Ein Naturschauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte!“
Doch nicht nur Gänse bereichern derzeit das Gelände um die Vogelstation. Durch den vielen Regen sind im Moment etliche Enten zu Gast“, sagt Sommerfeld. Krick-, Pfeif- oder Schnatterenten – geneigte Besucher dürfen sich ihre Lieblingsbeobachtungsente aussuchen. Auch die Kibitze hatten laut Sommerfeld gute Bruterfolge. Hinzu kommen die schon erwähnten Graureiher sowie die eleganten weißen Silberreiher. Sie stammen aus den Populationen des Baltikums und überwintern ebenfalls in der Marsch – seit mittlerweile mehr als zehn Jahren.
Carl Zeiss gibt Kooperation auf – Ferngläser bleiben in Vogelstation
Neuer Name: Die Vogelstation des Hamburger Naturschutzbundes in Wedel firmiert in der neuen Saison nicht mehr mit dem Namenszusatz „Carl Zeiss“. Wie der Nabu mitteilt, hat der „langjährige Kooperationspartner Carl Zeiss Sports Optics“ die Zusammenarbeit nicht verlängert. „Für Besucher ändert sich aber nichts“, sagt Nabu-Experte Marco Sommerfeld. Es gibt weiter Leihferngläser.
Die Station heißt künftig offiziell „Nabu Vogelstation in der Wedeler Marsch“. Der Naturschutzbund sei Carl Zeiss für die lange Unterstützung aber sehr dankbar.
Am Anfang, 1979/80, war die Station nur ein Wohnwagen. Erst Mitte der 80er-Jahre wurde eine feste Vogelbeobachtungsstation mit dem Namen „Hermann-Kroll-Haus“ gebaut – nach dem beliebten Ornithologen, der in den 50/60er-Jahren vogelkundliche Führungen in der Marsch anbot. 2005 wurde die Station mit der Kooperation in „Carl Zeiss Vogelstation“ umbenannt.
Saisonstart – Vogelführungen in der Wedeler Marsch: Mittwoch, 12. Februar, 11 Uhr und Mittwoch, 18. März, 11 Uhr. Nabu Vogelstation in der Wedeler Marsch (westlich von Fährmannssand), Dauer: etwa 1,5 Stunden. Wetterangepasste, warme Kleidung wird empfohlen. Kosten: 6 Euro, Nabu-Mitglieder zahlen die Hälfte.
Anfahrt: S 1 bis Wedel, zu Fuß (ca. 1 Std.) oder per Rad (ca. 25 Min.) am Deich entlang. Ab Hetlinger Klärwerk zu Fuß (ca. 45 Minuten). Wegen der Brückensanierung des Langen Dammes ist die direkte Zufahrt mit dem Auto bis Fährmannssand Anfang April nicht möglich.