Schenefeld. 500 Wohnungen und viel Grün sollen im neuen Stadtkern entstehen. Auch mit der LSE haben die Stadtplaner Großes vor.
Noch gibt es nur ein Modell – und erste Visualisierungen, die aber lediglich beispielhaften Charakter haben. Dennoch ist schon jetzt zu sehen, wie stark sich der Stadtkern Schenefelds und die durch die Stadt führende LSE in der Zukunft verändern werden. Donnerstag stellte die Stadt das Zukunftsprojekt vor – und das Interesse war groß. Mehr als 120 Bürger kamen ins Rathaus.
Sehr zur Freude von Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof: „Es soll Ihr Stadtkern werden, Sie sollen darin leben und sich wohlfühlen.“ Die Planer und auch die Politik hätten sich schwergetan, lange über Entwürfen gebrütet. „Jetzt haben wir ein Ergebnis bekommen, das wir präsentieren können.“
Siegerentwurf ist mehrfach modifiziert worden
Dafür waren Stadtplaner Ulf Dallmann und Architekt Bernd Müller aus Hannover zuständig, aus dessen Büro der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs von 2018 stammt. Dieses Werk war im vergangenen Jahr mehrfach überarbeitet und modifiziert worden. Unter anderem fiel eine geplante Brücke über die LSE, auf der sich auch eine Gastronomie befinden sollte, weg.
Die Grundzüge sind geblieben – und auch ein Abriss der jetzigen Luninezbrücke ist weiterhin Bestandteil der Pläne. Die LSE wird durch einen beiderseitigen Gebäuderiegel eingefasst und soll ihren trennenden Charakter verlieren, was durch mehrere Baumreihen und zwei gepflasterte Übergänge erreicht werden soll. „Das Rathaus, das jetzt etwas unmotiviert dasteht, wird in die Bebauung einbezogen und erhält seine logische Platzierung“, so Müller. Herzstück solle das Bürgerzentrum mit Café, Bücherei, Volkshochschule, Sozialberatung und Bürgerbüro gegenüber dem Rathaus werden. Durch die Baukörper würden zwei Plätze im Stadtkern entstehen, ein begrünter und ein steinerner Platz.
An der Düpenau könnte Gastronomie entstehen
Grün spielt in den Plänen eine ganz besondere Rolle. Die Grünzüge rund um die Düpenau werden erweitert, neue Brücken für eine bessere Wegeverbindung sorgen, auch eine Gastronomie an dem Fluss ist geplant. Doch in erster Linie sollen Menschen in dem neuen Stadtkern leben. „Es sind 500 neue Wohnungen vorgesehen, sodass Sie sich auf 1000 Neubürger einstellen können.“ Es werde reine Wohngebiete geben, in anderen Gebäuden beschränke sich die Wohnnutzung auf die Obergeschosse. Autos sollen zum Großteil in Tiefgaragen verschwinden, viele oberirdische Stellplätze etwa am Einkaufszentrum – dieses wird durch eine Bebauung eingefasst – fallen in der Zukunft weg.
Auch ein großes Hotel mit 80 bis 120 Zimmern in Rathausnähe sowie ein Haus mit Appartements für Studenten oder Kurzzeitwohnen sind in den Plänen vorgesehen, zu denen sich die Bürger nach der Präsentation äußern konnten. Ein zentrales Thema war dabei der ÖPNV. So wurde kritisiert, dass kein zentraler Busbahnhof in den Plänen vorgesehen sei und dieser offenbar am Schenefelder Platz bleiben solle, obwohl es dort zu eng sei und Sanierungsbedarf bestehe.
Busbahnhof soll am Schenefelder Platz bleiben
„Dass der Busbahnhof dort liegt, hat historische Bedeutung. Das war einst die Kehre der Straßenbahn“, so Stadtplaner Dallmann. Weil es in der Zukunft die theoretische Möglichkeit gebe, die bis zum Osdorfer Born geplante S 32 bis nach Schenefeld zu verlängern, habe man auf einen Busbahnhof in der neuen Innenstadt verzichtet. Es stehe jedoch eine Reservefläche an der Kiebitzbrücke zur Verfügung – für den Fall, dass die Brücke nicht mehr benötigt würde. Der Busbahnhof werde zunächst am Schenefelder Platz bleiben, dort sei in Zukunft auch eine Sanierung vorgesehen.
Weitere Themen waren die Höhe und die Dichte der Bebauung. Ein langer Riegel entlang der LSE wirke eintönig, kritisierte ein Bürger. Dallmann entgegnete, dass die Fassaden alle paar Meter eine unterschiedliche Gestaltung etwa durch Klinker erhalten sollen, um eine Abwechslung zu schaffen. Der Bauriegel schaffe Lärmschutz für dahinterliegende Plätze und Wohnungen. Über die genaue Höhe ist laut Dallmann noch nicht entschieden, auch nicht über die genaue Gestaltung der Gebäude. Der Entwurf sei in jedem Fall „lockerer und niedriger“ geworden.
Stadt schließt Enteignungen aus
Unkenrufe, die Umgestaltung der LSE werde an dem zuständigen Landesbetrieb scheitern, wies Küchenhof zurück. „Es ist richtig, dass wir als Stadt wenig Einfluss haben, weil es sich um eine Landesstraße handelt. Aber der Landesbetrieb steht dem Thema wohlwollend gegenüber.“ Enteignungen, das betonten Küchenhof, Dallmann und mehrere Kommunalpolitiker, seien grundsätzlich ausgeschlossen. „Wir fangen auf den Flächen an, die der Stadt gehören“, so Küchenhof. Sie nannte das alte Postgebäude, das Areal rund und das Rathaus und das Bürgerbüro, die Bücherei und die Sozialberatung am Osterbrooksweg. Dallmann: „Den privaten Eigentümern machen wir mit den Plänen ein Angebot, zwingen können wir sie dazu nicht.“
Am Ende der Veranstaltung nutzten 79 Bürger das Angebot, die Entwürfe zu bewerten. 22 befanden sie als sehr gut, 36 als gut, 21 urteilten: „Geht so.“ Eine schlechte Bewertung gab es nicht.