Elmshorn. Gruppe „Augen auf VormStegen“ fürchtet einen Abriss der historischen Gebäude Berliner Straße 18 und 20 und kämpft für deren Erhalt.

Engagierte Elmshorner fürchten den Abriss der beiden Häuser in der Berliner Straße 18 und 20. Die offene Planungsgruppe „Augen auf VormStegen“ beobachtet die Umbaupläne der Stadt im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen kritisch. Die Mitglieder wollen die noch verbliebene historische Bausubstanz retten. Der nun veröffentlichte Maßnahmenplan 2020, der am heutigen Donnerstag im Ausschuss für Stadtumbau beschlossen werden soll, hat sie alarmiert. In ihm werden für den Rückbau des denkmalgeschützten Gebäudes an der Berliner Straße 18 (ehemals Citastrom Elektrofachhandel) 400.000 Euro und 200.000 Euro für das Gebäude Berliner Straße 20 für die kommenden zwei Jahre eingeplant. Für das Gebäude Berliner Straße 22 (Nordsport) sind 800.000 Euro ab dem Jahr 2023 eingeplant. So lange laufen noch Mietverträge. Dieser Abriss gilt als unumstritten.

„Uns beschleicht das Gefühl, dass hier Tatsachen geschaffen werden sollen, nach dem Motto: Häuser verschwinden, reden können wir später“, sagt Architekt Thomas Wehrmann. Ihren Protest hat die Gruppe nun in einem offenen Brief festgehalten, mit dem sie sich unter anderem an die politischen Fraktionen wenden. „Stadtgeschichtlich sind das zwei interessante Gebäude, und auch die Bausubstanz ist in Ordnung.“ Das Haus sei im gesamten Ensemble zu den Knechtschen Hallen zu betrachten. Das Haus Nummer 20 sei einmal eine fleischverarbeitende Fabrik gewesen. Beide Gebäude seien letzte Zeugnisse des industriellen Zeitalters.

Die Häuser könnten künftig weichen, wenn die Berliner Straße (derzeit eine zweispurige Einbahnstraße) verbreitert werden muss. Da sie eine Bundesstraße ist, hat der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV) ein Mitspracherecht. Der neue Rahmenplan beschreibt die Berliner Straße als zweispurige Straße mit gegenläufigem Verkehr.

Architekt Walter Sauermilch, der die Gruppe „Augen auf VormStegen“ ins Leben gerufen hat, hält die Verbreiterung der Berliner Straße für nicht notwendig, wenn die Schloßstraße Richtung Berliner Straße Einbahnstraße werden würde. Er sieht zudem die Pläne der neu gegründeten „Projektentwicklungsgenossenschaft Vormstegen für soziales Wohnen eG“ in Gefahr, deren Vorsitzender er ist. Die plant ein Wohnprojekt im Südwesten der Berliner Straße anzusiedeln, wo heute das Haus Nummer 22 steht.

„50 Prozent der Projektfläche fallen durch die aktuelle Verkehrsplanung weg“, sagt Sauermilch. Dabei seien diese Pläne bei Bürgermeister Volker Hatje zunächst auf positive Resonanz gestoßen, so sein Eindruck. „Aufgrund dieser Gespräche haben wir mit dem Vorstand der Volksbank über eine mögliche Finanzierung gesprochen und am 10. Mai 2019 eine Genossenschaft gegründet. Inzwischen ist sie eingetragen und tätig.“

In dem Projekt sind zwischen 20 und 30 barrierearme Sozialwohnungen vorgesehen. Die Genossenschaft hatte das Projekt auch im Foyer des Rathauses und am 19. Dezember 2019 den Fraktionen im Ausschuss für Stadtumbau vorgestellt. „Nun erfahren wir voller Entsetzen, dass mit großem Zeitdruck auch im Maßnahmenplan der Stadtverwaltung der Abriß der beiden Gebäude weiterhin betrieben wird. Dies, obwohl viele Elmshorner sich für die Erhaltung ausgesprochen haben“, sagt Sauermilch.

Ursula Kleinert hat angesichts der Debatte um den Klimawandel kein Verständnis dafür, dass bei einer Planung eines neuen Stadtteils der Individualverkehr im Vordergrund stehe. „Die jungen Menschen fordern Radwege und einen Ausbau des ÖPNV.“

Die Gruppe fühlt sich mit ihren Vorschlägen zur Gestaltung der Umgebung übergangen. „Wir sind gegen die Zerstörung wertvoller Gebäude an der Berliner Straße und appellieren an die politische Vertretung der Bürger Elmshorns, die Stadtplanung energisch in die Hand zu nehmen, da die Verwaltung hier völlig versagt“, sagt Sauermilch.

„Die Bereitstellung des Geldes für den Abriss bedeutet noch keinen tatsächlichen Abriss, sondern eine vorsorgliche Bereitstellung für den Fall aller Fälle“, sagt Bürgermeister Volker Hatje. Es sei wichtig, dies in den Maßnahmenplan aufzunehmen, der vom Land genehmigt werden muss, wenn man später Fördergeld beantragen wolle. „Es geht um eine grundsätzliche Genehmigung seitens des Landes, nicht um eine finale Entscheidung für einen Abriss.“ Hatje betont aber auch, dass an der Gegenläufigkeit der Berliner Straße das gesamte Sanierungsprojekt hänge. „Es darf sich kein Rückstau hin zur Kreuzung Hamburger Straße bilden.“ Sollte der LBV in Itzehoe den Abriss der Gebäude fordern und die Politik dagegen stimmen, wäre aus Hatjes Sicht die Erschließung des gesamten Sanierungsgebietes gefährdet.

Das Thema wird im Ausschuss für Stadtumbau am heutigen Donnerstag von 18 Uhr an im Kollegiumssaal des Rathauses, Schulstraße 15–17, im öffentlichen Teil besprochen.