Kreis Pinneberg. 240 Liter bleiben die Standardgröße. Politik sieht keine Handhabe. Die kleine Tonne gibt’s im Ausnahmefall. Wen das betrifft:

Es bleibt dabei: Die Gelbe Tonne, die im nächsten Jahr kreisweit für die Entsorgung des Verpackungsmülls eingeführt wird, gibt es nur in Ausnahmefällen in der kleineren 120-Liter-Größe. Das Standardbehältnis werde die 240 Liter-Tonne sein, betont Jens Ohde, Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB).

Wer oder was aber begründet einen Ausnahmefall? Das ist ziemlich einfach erklärt: Alle, die sich ein kleineres Gefäß ausdrücklich gewünscht, die also über die Einführung der großen Tonne „gemeckert“ haben; viele von ihnen hatten in den vergangenen Wochen auch in Zuschriften ans Abendblatt ihrem Unmut über die „Monstertonne“ Luft gemacht. Im Umkehrschluss heißt das: Wer eigentlich eine kleinere Tonne haben möchte, aber bis jetzt die Füße stillgehalten hat: bekommt die große.

Große Tonne entspreche der Realität

„Nicht, weil wir es zum Dogma erklärt haben, sondern weil diese Größe der Realität entspricht, wie viel Verpackungsabfälle entsorgt werden müssen“, sagt GAB-Chef Ohde. Und das Mengenaufkommen entspreche nun einmal im Durchschnitt jenen vier gelben Säcken, die jeder der 79.147 Grundstückseigentümer im Kreis Pinneberg bisher alle zwei Wochen an die Straße gelegt habe. „Ich muss am Ende des Tages dafür sorgen, dass die Bürger nicht noch gelbe Säcke neben die Tonnen legen, weil diese nicht ausreichen“, sagt Ohde. „Das wollen wir nicht. Wir wollen auch nicht, dass der Verpackungsabfall im Restmüll landet. Er soll recycelt werden.“

Die Anmeldezahlen unterstützten ihn in seiner Argumentation. So hätten bislang kreisweit 56.561 Eigentümer die 240-Liter-Standard-Tonne bestellt. 1273 Eigentümer und Verwalter von Mehrfamilienhäusern brauchten die 1100-Liter-Container. Und bis zum 4. Dezember hätten sich 1164 Bürger gemeldet, die lieber die kleinere 120-Liter-Tonne möchten. Landrat Oliver Stolz sprach Mittwochabend vor dem Kreistag von 1300 Wünschen nach der kleineren Tonne. Etwa 150 Bürger hätten sich über die fehlende Auswahl bei Kreis und GAB beschwert.

Wer nur „schöner wohnen“ will, hat keine Chance

Diese Sonderwünsche würden jetzt auch berücksichtigt, wenn ab Januar die Tonnen ausgeliefert werden, sagt GAB-Chef Ohde. Es dürften sich bis zum 15. Dezember auch noch weitere Bürger mit diesem Wunsch bei der GAB melden. Allerdings müssten sie dafür einen plausiblen Grund angeben, sagt Ohde. „Nur schöner wohnen reicht mir nicht.“ Es müsste schon darum gehen, dass es sich um einen Single-Haushalt, absolute Müllsparer oder zu wenig Platz auf dem Grundstück handele.

Denn die Rahmenvereinbarung, die die GAB mit allen acht Entsorgern des Dualen Systems Deutschland (DSD) getroffen habe, sehe 240 Liter als Standard vor, von der nur bis zu fünf Prozent (etwa 4000) abgewichen werden dürfe.

Auch im Kreistag gab es großes Gerangel um die große Gelbe Tonne. Die SPD konnte sich dort nicht mit ihrem Antrag, den Linke und AfD unterstützten, durchsetzen, die GAB aufzufordern, auch die 120-Liter-Behälter kostenlos an alle auszuliefern, die dies wünschten. „240 Liter sind zu überdimensioniert“, befand SPD-Abgeordneter Helmuth Jahnke. Seine Frau und er bräuchten auch nur anderthalb gelbe Säcke alle zwei Wochen, die in die 120 Liter Tonne passten. Die Gefahr bestünde, dass künftig Menschen Plastikmüll in den Restabfall würfen, was ja nicht gewollt sein könne. GAB-Chef Ohde sieht diese Gefahr aber eben gerade dann, wenn die Tonnen zu klein seien.

Doch die Mehrheit des Kreistages mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP lehnte den SPD-Antrag ab. Vor allem auch deshalb, weil der Kreis selbst gar keine Handhabe mehr habe, an der Vereinbarung von GAB und DSD etwas zu ändern. Wie das Rechtsamt der Kreisverwaltung mitteilte, hat der Kreis Pinneberg im Jahr 2003 die GAB „ermächtigt, Abstimmungserklärungen gegenüber Systembetreibern (Duales System, Deutschland) namens und im Auftrag des Kreises abzugeben und die entsprechenden Verhandlungen zu führen“. Im Umweltausschuss des Kreistages sei dann im Januar und im September dieses Jahres darüber gesprochen und beraten worden, ohne dass es „explizite Forderungen nach bestimmten Behältergrößen seitens der Ausschussmitglieder gab“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Landrat Stolz.

Was darf die GAB eigentlich?

Für die SPD ist dies Anlass, vom Umweltausschuss noch einmal überprüfen zu lassen, ob die GAB weiterhin in allen abfallrechtlichen Dingen im Namen des Kreises sprechen solle. Der Kreistag stimmte einmütig dieser Überprüfung zu. Aus seiner Sicht habe es mit der GAB nie konkrete Erläuterungen zur freien Auswahl der Behältergrößen gegeben, die durchaus möglich gewesen wäre, kritisierte Jahnke. Das Verpackungsgesetz selbst gebe dafür wenig her. „Da trifft Juristen-Deutsch auf Fach-Chinesisch.“

Grünen-Fraktionschef Thomas Giese erinnerte daran, dass es Landrat Berend Harms im Jahr 2003 gewesen sei, der diese Kompetenzübertragung mit dem damaligen GAB-Chef Gerd Doose vereinbart habe, ohne dass die politischen Gremien davon in Kenntnis gesetzt worden seien. „Es geht nicht darum, wie groß die Tonne dafür ist. Es geht darum, dass wir weniger von diesen Stoffen wegwerfen“, befand Giese.

Bislang habe es bei jeder Veränderung oder Gebührenerhöhung, die seit mehr als zehn Jahren im Kreis Pinneberg nicht vorgekommen sei, große Aufregung in der Bevölkerung gegeben, sagte Giese. Die sei dann aber immer wieder schnell verflogen. Davon gehe er jetzt auch aus. „Lassen wir dem System doch etwas Zeit. Dann beruhigt es sich auch wieder.“

Tonne bestellen – so geht’s

Die Gelbe Tonne kann online bei der GAB unter der Adresse www.gab-umweltservice.de bestellt werden. Bei Bestellung bis Sonntag, 15. Dezember, liefert die GAB zwischen Januar und März 2020. Später bestellte Tonnern werden ab April ausgeliefert – es sei denn, das Gebiet, aus dem die Bestellung eingeht, ist noch nicht beliefert worden. In diesem Fall kommt die Tonne auch spätestens Ende März.

In die Tonne gehören alle Verpackungen, die nicht ausschließlich aus Papier, Pappe oder Glas bestehen. Dazu gehören Verpackungen Folien, Becher, Kunststoffflaschen, Styropor, Getränkekartons, Milchtüten, Konserven- und Getränkedosen und auch geschäumter Kunststoff (zum Beispiel Obst- und Gemüseverpackungen).