Pinneberg. Gerry Weber, Hunkemöller und Körner fehlen schon. Nun ziehen auch Budnikowsky und Arko aus. Das PiZ wird verkauft. Alle Infos.
Der Pinneberger Innenstadt stehen grundlegende Veränderungen bevor. Aller Voraussicht nach wird die Fußgängerzone im kommenden Jahr zugkräftige Geschäfte verlieren. So schließt etwa die Drogeriekette Budnikowsky ihren City-Standort, die Confiserie Arko zieht aus, Mode-Ausstatter Gerry Weber ist schon weg, ebenso die Dessouskette Hunkemöller. Und: Im Einkaufszentrum PiZ steht ein Eigentümerwechsel unmittelbar bevor.
Nach Abendblatt-Informationen soll der Verkauf noch in diesem Jahr vollzogen werden. Auch im PiZ sind einige Schaufenster seit Längerem nicht besetzt. Unterm Strich wird die Leerstandsquote in der City wohl deutlich über zehn Prozent klettern, nachdem sie zuletzt auf 8,7 Prozent gefallen war.
Budnikowsky gibt den Standort am Fahltskamp auf
Der größte Schlag ist dabei sicher der Auszug von Budnikowsky am Fahltskamp. Im März 2020 will das Hamburger Traditionsunternehmen den Standort aufgeben, wie eine Sprecherin dem Abendblatt bestätigt hat. „Wegen der immer weiter sinkenden Kundenfrequenzen in der Fußgängerzone hätten wir die Größe der Fläche gern angepasst“, erklärt das Unternehmen. „Dies war aber leider nicht möglich.“
Nach Abendblatt-Informationen sei der Vermieter nicht bereit gewesen, den 857 Quadratmeter großen Laden für Budni zu verkleinern. Stattdessen wird die Gewerbeimmobilie nun auf Internetportalen für 12.500 Euro monatlich angeboten. Die Fläche im 1967 erbauten Innenstadt-Komplex ist laut Angebot aber nur zu haben, wenn man knapp 55.000 Euro Kaution und Courtage mitbringt.
Für Budni, bald nur noch mit Filialen an der Richard-Köhn-Straße und in Rellingen präsent, habe der Standort Pinneberg aber nach wie vor Zukunft. „An passenden Flächen in der Innenstadt sind wir daher durchaus interessiert“, so die Sprecherin. Die Angestellten aus der Filiale am Fahltskamp sollen den Angaben zufolge übernommen werden.
Die Zukunft der ehemaligen Hunkemöller-Fläche ist ungewiss
Gegenüber von Budni wird es auch ruhiger. Denn die Arko-Filiale schließt ebenfalls, und zwar schon am 31. Dezember, wie Patrick G. Weber, Geschäftsführer der Arko-Gruppe, bestätigt. „Die bisherige Franchisenehmerin gibt ihr Geschäft auf“, so Weber. Der Grund: „Der Standort Fahltskamp ist nach unserer Einschätzung in Eigenregie nicht profitabel zu betreiben.“ Deshalb sei der Rückzug aus der Pinneberger Innenstadt zunächst auch ohne Ersatz geplant.
Die Arko-Gruppe befinde sich derzeit in der Konsolidierung von Standorten der drei Marken Arko, Eilles und Hussel. Dabei will sich das Unternehmen ausschließlich auf rentable Geschäfte fokussieren. „Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist“, sagt Weber, „streben wir wieder Flächenwachstum an.“ Folglich könne es bei geeigneten Immobilienangeboten auch eine Rückkehr in die Pinneberger Innenstadt geben.
Vage ist zudem die Zukunft der leerstehenden, ehemaligen Hunkemöller-Fläche am Fahltskamp. Und auch im verlassenen Geschäft von Gerry Weber gibt es derzeit wenig Bewegung. Die mit der Vermietung beauftragten Immobilienunternehmen haben sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zur Perspektive geäußert. Nach dem Auszug von Gerry Weber im Juli wurde das Ladengeschäft für eine Warmmiete von 6490 Euro angeboten.
Traditioneller Einzelhandel schwächelt in ganz Europa
Zuletzt sei die Fläche für Gastronomie im Gespräch gewesen, berichtet Pinnebergs Wirtschaftsförderer Stefan Krappa. Das Problem: Es gibt keinerlei Infrastruktur für eine professionelle Küche. Die zu schaffen koste schnell einen sechsstelligen Betrag. Das gilt auch für den Laden des früheren Spielzeuggeschäfts Körner vis-à-vis im Erdgeschoss des PiZ, der Weihnachten seit genau zwei Jahren leer stehen wird. „Auch dort gab es Interessenten aus der Gastronomie“, sagt Krappa. Der letzte spruchreife Plan, dort eine Asia-Küche einzurichten, habe sich zerschlagen.
Für Pinnebergs City-Managerin Birgit Schmidt-Harder ist die Fluktuation noch kein Problem. Zumindest, „wenn man bedenkt, dass wir 2014 eine Leerstandsquote zwischen 15 und 20 Prozent hatten“, wie sie sagt. 2013 habe diese Quote laut Gutachten sogar bei 21 Prozent gelegen. Neu ermittelt werde dieser Wert erst im kommenden Jahr.
Auf die Ladenschließungen habe sie keinen Einfluss, sagt Schmidt-Harder. Es handele sich um strategische Unternehmensentscheidungen. Zumal das Stadtmarketing Pinneberg nicht die europaweite Krise des traditionellen Einzelhandels lösen könne. „Was wir können, ist aber“, so die Citymanagerin, „die Attraktivität der Stadt und ihrer Innenstadt, von der wir überzeugt sind, nach außen zu transportieren und zu verbessern.“
Strategien entwickeln, Innenstadt attraktiver machen
Ein Baustein seien Veranstaltungen. Ein weiterer die Beratung in Arbeitsgruppen. Ziel sei, Strategien zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt zu entwickeln. Schmidt-Harder: „Wir werten Fachgutachten aus und nutzen Befragungen, um Angebote zu optimieren. An wen aber Eigentümer letztlich vermieten und ob und wie viel sie investieren, können wir nicht beeinflussen.“
Stefan Krappa spricht von einem Strukturwandel. „Man muss sehen, dass der Handel immer höhere Ansprüche an Immobilien stellt“, sagt er. Er kann sich vorstellen, dass Ladengeschäfte künftig auch von sozialen Dienstleistern nachgefragt werden, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.