Klein Offenseth-Sparrieshoop. Es hat sich eine Nachwuchsvereinigung der Landfrauen gegründet. Das Interesse ist groß, es soll ein kreisweites Netzwerk entstehen.
Junge Landfrauen verkörpern ein neues Lebensgefühl. Mit speziell auf ihre Altersgruppe zugeschnittenen Angeboten wollen sie den Spagat zwischen Tradition und Moderne bewältigen. Fünf junge und jung gebliebene Frauen haben nun im Landfrauenverband des Kreises Pinneberg die Gruppe Junge Landfrauen gegründet. Rund 130 meist weibliche Gäste waren einem Facebook-Aufruf der Initiative gefolgt und besuchten in Klein Offenseth-Sparrieshoop die Auftaktveranstaltung.
„Junge Frauen, die sich für unser Projekt interessieren, möchten wir von Beginn an in die Planung der zukünftigen Aktivitäten einbeziehen. Deshalb stellen wir kein konkretes Programm vor, sondern bitten um Anregungen und Vorschläge“, sagt Initiatorin Ann-Christin Jeske. Der Aufruf zur Mitgestaltung des zukünftigen Programms stieß auf die erhoffte Resonanz: An einer Pinnwand kamen rund 60 bunte Karten mit kreativen Vorschlägen zusammen. Anregungen, die den weiblichen Gästen im Dorfgemeinschaftshaus besonders gut gefielen, markierten sie zusätzlich mit einem kleinen runden Aufkleber. Am Ende standen gemeinsame Städtetouren, ein Fotokursus oder ein Cocktail-Abend weit oben auf der Beliebtheitsskala. Pilze sammeln oder die Etablierung eines Stammtisches stießen dagegen auf wenig Zustimmung.
„Die Jungen Landfrauen werden für neue Impulse sorgen"
Gemeinsam mit Kerstin Reumann (31), Anne Bonnhoff (29), Nadine Schweiger (34) und Sandra Jessen (23) gründete Ann-Christin Jeske die elfte autarke junge Gruppe im Landfrauenverband Schleswig-Holstein, dem rund 30.000 Frauen angehören. Die 34 Jahre alte Erzieherin, die in Barmstedt lebt, war beeindruckt von dem Elan der jungen Frauen. „Die geführten Gespräche waren ebenso erfrischend wie inspirierend“, sagt sie. Mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „Einige Frauen haben gleich an Ort und Stelle den Mitgliedsantrag unterschrieben.“
Frauke Brinckmann, Präsidentin des Landfrauenverbands des Kreises Pinneberg, ist von der Entwicklung begeistert. „Die Jungen Landfrauen werden für neue Impulse sorgen, das werden wir mit allen Mitteln unterstützen“, sagt sie. Dem rund 1600 Mitglieder zählenden Kreisverband sind neun Ortsvereine angeschlossen: Barmstedt-Rantzau, Elmshorn, Haseldorfer Marsch, Hörnerkirchen, Holm, Nordende, Pinneberg, Quickborn und Wedel.
97 Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins zählen zur ländlichen Region
Ein Ziel des Landesverbandes ist, den ländlichen Raum zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten. 97 Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins zählen zur ländlichen Region. 78 Prozent der Bevölkerung leben dort. Bundesweit bietet der größte Frauenverband Deutschlands (rund 500.000 Mitglieder) ein umfassendes Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen – mit beruflichen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Themen für alle Frauen in den ländlichen Bereichen.
Der Landjugend entwachsen, für die Landfrauen aber noch zu jung fühlt sich Sandra Jessen. „Deshalb war ich sofort Feuer und Flamme, als Ann-Christin vor gut einem Jahr mit dem Thema Junge Landfrauen ankam“, sagt die 23 Jahre alte Studentin der Landwirtschaft. Für Kerstin Reumann ist es ein Vorteil, wenn die Mitglieder eines Organisationsteams nicht alle aus einem bestehenden Freundeskreis kommen. Sie sagt: „Nur dann können von Beginn an unterschiedliche Ansätze und Denkweisen in ein Projekt einfließen.“ Die Finanzbeamtin aus Kölln-Reisiek hofft, mit den Jungen Landfrauen ein kreisweites Netzwerk zu etablieren. Sie sagt: „Der Bedarf ist vorhanden. Junge Frauen in ländlichen Gegenden wollen sich mit Gleichgesinnten austauschen und neue Freundschaften schließen.“
Der Erhalt von Werten ist den Jungen Landfrauen wichtig
Anne Bonnhoff wünscht sich mehr gegenseitige Unterstützung. Frauen falle es in einer Gemeinschaft leichter, neue Wege zu gehen, sagt sie. Nadine Schweiger hofft, mit auf die Bedürfnisse ihrer Altersstufe zugeschnittenen Angeboten neue Zielgruppen zu erschließen. Um aber möglichen Fehlinterpretationen vorzubeugen, sagt die 34 Jahre alte Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege: „Junge Landfrauen stehen nicht in Konkurrenz zu den Landfrauen. Auch gemeinsam können wir viel bewegen, auf jeden Fall viel voneinander lernen. Der Erhalt von Werten ist dabei ein wichtiger Punkt, denn Respekt, Dankbarkeit und Verantwortungsgefühl verlieren leider immer mehr an Bedeutung.“
Das öffentliche Bild der Landfrauen hat sich in den zurückliegenden Jahren verändert. Viele der dem Verband angehörigen Frauen arbeiteten nicht mehr auf einem Hof oder haben ihre Wurzeln in der Landwirtschaft. Berufe wie Ärztin, Grafikerin, Hebamme oder Tischlerin sind unter den Mitgliedern ebenso vertreten wie Jobs in modernen landwirtschaftlichen Betrieben