Pinneberg. An der Oeltingsallee eröffnet das erste Brauhaus in Pinneberg. Die Brüder Clemens und Torben Wolpers verwirklichen dort ihren Traum.
Gut Bier will Weile haben. Zumindest in Pinneberg. Am Dienstag öffnet das erste Brauhaus mit angeschlossener Gastronomie in der Kreisstadt – die Ida-Brauerei. Gut ein halbes Jahr später als von den Betreibern geplant. Denn eigentlich sollte schon im Frühsommer angezapft werden. Aber dann tauchten immer neue Hürden auf. Doch diese haben Clemens und Torben Wolpers jetzt genommen. Sie können künftig eigene Craft-Biere ins Glas und unter die Leute bringen. Oma Ida hat schon mal probiert. Sie ist schließlich Namensgeberin für die kleine Brauerei an der Oeltingsallee.
Rückblick: Vor einem Jahr ist das heutige Brauhaus noch ein ziemlich herruntergerockter Bio-Laden. Es braucht viel Fantasie, sich in dem Flachbau mitten im Pinneberger Wohngebiet Szene-Gastronomie vorzustellen. Und es braucht Geld. 300.000 Euro, um genau zu sein. Die Brüder Wolpers treiben die auf. Allerdings reicht das beileibe nicht, um sich alles schlüsselfertig hinstellen zu lassen. Was ohne Handwerker zu bewerkstelligen ist, soll in Eigenregie erledigt werden. Klappt letztlich, wenn auch etwas später als geplant.
Entstanden ist nun ein 40 Quadratmeter großer Gastraum mit 28 Sitzplätzen. Auf der Terrasse finden an schönen Tagen weitere 25 Stühle Platz. Etwa 15.000 Liter Bier können in Pinnebergs Brauhaus pro Jahr ausgeschenkt werden. Was beim Umbau am meisten Nerven gekostet habe? „Die Verzögerungen, die aus den unterschiedlichsten Gründen entstanden sind“, sagt Clemens Wolpers. „Zuletzt war es das Wasserkühlsystem, das uns feuchtfröhlich vor Augen führte, dass wir eben doch keine besonders erfahrenen Klempner sind.“ Die Hoffnungen sind trotzdem ungetrübt. Es gebe eine „geradezu überwältigende Resonanz in den sozialen Medien und im direkten Kontakt mit den Menschen, die bei uns vorbeikommen“, so die beiden Pinneberger Jungbrauer.
Wenn alles rund läuft, wird es bei „Ida“ sechs unterschiedliche Craft-Biere aus dem Hahn geben, jeweils auf die Speisen in der Karte abgestimmt. Während der ersten Wochen kommen die Fässer erst mal noch von der Buddelship-Brauerei in Hamburg. „Hintergrund ist, dass unsere für das Brauen benötigte Konzession erst drei Wochen vor Eröffnung fertig wurde und unser eigenes Bier dementsprechend noch nicht fertig ist“, so Clemens Wolpers. „Da wir aber ansonsten startklar sind und es auch wirklich nicht mehr erwarten können, haben wir uns entschlossen, loszulegen.“
Damit erlebt Pinneberg momentan so etwas wie einen heißen Gastro-Herbst. Vor wenigen Wochen eröffnete mit dem „Opposti“ ein Szene-Restaurant, das ursprünglich in Ottensen beheimatet war. Aufgetischt wird jetzt direkt am Pinneberger Rathausplatz, wo zuvor die „Scheune“ geschlossen hatte. An der Elmshorner Straße gibt es ebenfalls neue Gastronomie. Dort wird seit kurzem im „Rangoli“ indisch gekocht. Auch am Marktplatz hat sich etwas getan. Dort bespielt Wirt Benjamin Gadow mit Madeleine Winkler ein Haus mit viel Geschichte. In den Räumen der ehemaligen Kultkneipe „Marktgraf“ hat sich der Wirt seinen Traum von einem kleinen Restaurant erfüllt.
Doch auch Gadow hat mit Widrigkeiten zu kämpfen. Wie das Abendblatt berichtete, nimmt eine britische Steakhouse-Kette den jungen Pinneberger Wirt aufs Korn. Es geht um das Markenrecht. Gadow soll sein nach einer Figur aus Friedrich Schillers Drama „Kabale und Liebe“ getauftes Lokal „Frau Miller“ umbenennen, weil die Briten ihre Steaks unter einem ähnlichen Namen verkaufen. Das lehnt der Gastronom ab. Nun entscheidet wohl ein Gericht über den Namensstreit. Eröffnet hat Gadow sein Restaurant trotzdem erst mal.
Doch zurück zum neuen Brauhaus der Gebrüder Wolpers. Mit ihrer Investition schließt sich für Pinneberg ein Kreis. Das Versprechen, in der Kreisstadt eine Brauerei zu eröffnen, ist immerhin schon mehr als zehn Jahre alt. Der Hamburger Gastronom Jens Stacklies hatte 2008 mit dem damaligen Bürgermeister Horst-Werner Nitt sogar zu einem symbolischen Fass-Anstich auf dem Pinneberger Marktplatz gebeten. Übrigens nur wenige Tage vor der Bürgermeisterwahl, die Nitt trotz (oder wegen?) der Pläne für die Brauerei krachend verlor. Stacklies, Betreiber des Brauhauses Gröniger in Hamburg, hat mittlerweile Abstand davon genommen, in Pinneberg eine gläserne Brauerei zu eröffnen.
„Ida“ ist zwar das erste Brauhaus mit Gastronomie. Geht es um handgemachte Biere aus der Region, gibt es jedoch schon Vorreiter im Kreis. So ist die Pinneberger Provinzbrauerei mit einem Craft-Beer-Mobil unterwegs. Das Brewing Pack in Elmshorn bringt ebenfalls eigene Kreationen ins Glas.