Wedel. Auf Initiative Volker Königs hat die Stadt als erste in Deutschland flächendeckend Namensschilder für Sehbehinderte.

„Ich hoffe, dass ich ganz Wedel mit diesen Schildern ausstatten kann“, hat Volker König gesagt. Zwei Jahre später ist es so weit: Bis Ende Januar 2020 werden alle Straßen in der Stadt mit Namensschildern für Sehbehinderte ausgestattet sein. Wedel ist die erste Kommune in Deutschland, in der solch ein Projekt realisiert wird.

Seit 2012 setzt sich Volker König dafür ein. Er selbst leidet seit 50 Jahren – aufgrund einer Diabeteserkrankung – an einer Sehbehinderung. Aus diesem Grund war es dem pensionierten Ingenieur ein persönliches Anliegen, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Träger ist der Arbeiter-Samariter-Bund.

Auf die Idee brachte König jedoch ein Freund aus Marburg, den er an der Behindertenschule kennengelernt hatte. „Der ist jedesmal, um ein Straßenschild lesen zu können, den Mast hochgeklettert. Da habe ich mir gedacht: Das muss auch anders funktionieren“, sagt König.

Ehefrau Marie-Luise hat ihren Mann unterstützt

Besondere Unterstützung erhält er von seiner Ehefrau Marie-Luise König. Seit mehr als 48 Jahren verbringen beide ihr Leben gemeinsam. „Mein Mann hat einen ganz langen Atem. Wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch“, sagt Frau König.

Bereits im Jahr 2013 wurden die ersten zehn Schilder entlang der Bahnhofstraße angebracht, zunächst versuchsweise. In 1,40 Meter Höhe wurden sie an den Masten für die großen Namensschilder montiert. „Eigentlich ist 1,40 Meter noch zu hoch. Aber wir müssen ja auch darauf achten, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet sind“, sagt Volker König. Auch für Rollstuhlfahrer und kleine Kinder seien die Straßenschilder perfekt geeignet. „Wenn man es so will, auch für die ganzen Smartphone-Nutzer. Die schauen ja gar nicht mehr nach oben“, sagt König und lacht.

Sponsoren aus der Stadt unterstützen das Vorhaben

Die Straßenschilder bestehen aus blauen Metallblöcken, die zehn mal zehn Zentimeter groß sind. Gefertigt werden die Blöcke in einer Behindertenwerkstatt, bevor eine Firma aus Harrislee sie weiterverarbeitet.

Bis Ende 2018 zählte Volker König 67 solcher Straßenschilder in Wedel. Doch das reichte ihm nicht. „Ja, da war dann die Sache mit dem Geld. Ich hab’ nach Sponsoren gesucht und sogar an Wettbewerben teilgenommen“, sagt König. Ein ehemaliger Bekannter, der mit König an vielen Behindertenprojekten gearbeitet hat, stellte den Kontakt zu dem Verein „Der Ohrring“ her. Ein Schleswig-Holsteinisches Hörermagazin, das sich an Sehbehinderte richtet. Mit einem Betrag von knapp 4000 Euro sicherten der Verein Volker König Unterstützung zu. Weitere Sponsoren, unter anderem die Stadtsparkasse Wedel und die Rehder Wohnungsbau GmbH, unterstützten das Projekt. So konnte König im Oktober 2018 weitere 52 Straßenschilder in Auftrag geben. „Wir haben die ganzen 52 Schilder mit unserem Auto in Harrislee abgeholt. Ich habe gedacht, gleich bricht unser Auto zusammen“, sagt seine Frau.

Anfang 2019 dann der Durchbruch: Der Landtag beschloss, die Barrierefreiheit im Land weiter zu fördern. Dazu zählt auch das Pilotprojekt von Volker König. „Ich habe natürlich sofort dem Staatssekretär eine Nachricht geschrieben und einen Förderantrag eingereicht“, sagt König. Seine Frau kann sich an diese Zeit nur zu gut erinnern: „Es gab keine Straße in Wedel, in der wir nicht waren. Alle Mästen haben wir ausgemessen und eine Liste erstellt. War das eine Arbeit!“

Volker König musste einen Eigenanteil beisteuern

Doch erneut hier war das Geld ein Problem. Denn eine Voraussetzung für die Bewilligung des Antrages war, dass Volker König einen Eigenanteil beisteuerte. „Aber auch das haben wir, dank unserer Sponsoren, geschafft“, sagt er.

Im August erhielt er dann endlich die Zusage. Bereits einen Monat später konnte König das erste Fördergeld in Empfang nehmen. „Ich habe dann sofort 253 Schilder in Auftrag gegeben. Die letzten Schilder, die uns gefehlt haben, um ganz Wedel damit auszustatten.“

Volker König und dem Arbeiter-Samariter-Bund ist es wichtig, dass auch andere Kommunen auf das Pilotprojekt aufmerksam werden und es weiterführen. Der Behindertenbeauftragte von Pinneberg habe bereits erstes Interesse gezeigt.

„Ich unterstütze alle Leute, die meine Hilfe brauchen und ein Handycap haben“, sagt König. Doch schließlich sei er schon 75 und möchte sich auch irgendwann zur Ruhe setzen. Seine Frau sagt: „So wie ich meinen Mann kenne, wird er das nicht tun. Er ist ein Kämpfer und kämpft so lange, bis er zufrieden ist.“