Kreis Pinneberg. Kreisverkehrsausschuss will öffentlichen Personennahverkehr attraktiver machen. Politik fordert 365-Euro-Ticket für Auszubildende.

Mit günstigeren Tarifen, besserem Komfort und moderner Ausstattung sowie mehr Mitsprache für die Fahrgäste soll den Menschen im Kreis Pinneberg das Umsteigen in Busse und Bahnen schmackhaft gemacht werden. Insbesondere sollen sie in Linienbussen im Internet surfen könne – flächendeckend und kostenlos.

So hat der Verkehrsausschuss des Kreistages jetzt einstimmig beschlossen, im nächsten Jahr alle Linienbusse im öffentlichen Nahverkehr im Kreis Pinneberg mit freiem WLAN auszustatten. Zudem soll möglichst bald im HVV-Bereich ein 365-Euro-Jahresticket analog zum Semester-Ticket für Studenten auch für Schüler und Auszubildende eingeführt werden. Auch werden alle Bürger und Nahverkehrsorganisationen schon Anfang 2020 - früher als bisher – an der Erstellung des regionalen Nahverkehrsplanes öffentlich beteiligt.

„Der Fahrpreis spielt beim Umstieg in den öffentlichen Nahverkehr nicht die entscheidende Rolle, sondern die Qualität und Tarifstruktur“, meint der SPD-Abgeordneter Helmuth Jahnke. „Wir müssen das ÖPNV-Angebot weiter denken und deshalb das Semesterticket für Studenten im HVV-Bereich mit einem 365-Euro-Jahrestarif auch für Auszubildende anbieten“, sagt CDU-Abgeordneter Torsten Hauwetter. Der permanente Stau auf der A23 mache solche Angebote dringend notwendig.

Und so beschlossen die Politiker einstimmig die Einführung des WLAN-Angebots in Linienbussen. Die Kreisverkehrsgesellschaft (KViP), die etwa ein Drittel des Linienbusverkehrs im Kreis Pinneberg bewältigt, wird dies bereits Anfang 2020 in ihren zwölf Buslinien rund um Uetersen und Barmstedt einführen. Das hatte der KViP-Aufsichtsrat bereits beschlossen.

Nun wird der Kreis zusätzlich auch noch alle anderen Buslinien im Kreis, die im Wesentlichen von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) bedient werden, damit ausstatten und die dafür benötigten 86.000 Euro im Jahr zur Verfügung stellen.

ÖPNV-Stabsstellenleiter Claudius Mozer: Mit dem flächendeckenden WLAN-Angebot auf allen Buslinien ist der Kreis Pinneberg ab 2020 besser als Hamburg.
ÖPNV-Stabsstellenleiter Claudius Mozer: Mit dem flächendeckenden WLAN-Angebot auf allen Buslinien ist der Kreis Pinneberg ab 2020 besser als Hamburg. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Der Nahverkehrsexperte und Leiter der ÖPNV-Stabsstelle, Claudius Mozer, hatte dies mit den Worten empfohlen: „Wie viele Studien zeigen, hat Deutschland in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich einigen Nachholbedarf. Dazu zählt auch die Versorgung der Bevölkerung mit freiem WLAN im ÖPNV.“ Bisher gebe es dieses Angebot nur bei der Hamburger Hochbahn in allen Linienbussen, so Mozer: „Mit dem flächendeckenden WLAN-Angebot sind wir im Kreis Pinneberg dann besser als in Hamburg.“ Dort böten es nur die Hamburger Hochbahn und – ausschließlich auf der Linie 3 – die VHH an.

20 Millionen Busfahrten gebe es allein jedes Jahr im Kreis Pinneberg, sagt Mozer. Zurzeit stagniere diese Entwicklung, während sie die vergangenen zehn Jahre jedes Jahr um etwa drei Prozent gestiegen sei.

Das freie WLAN soll jetzt schnell umgesetzt werden. Die Einführung eines 365-Euro-Tickets für alle Schüler und Auszubildenden ist dagegen nicht so schnell umzusetzen. Aber Landrat Oliver Stolz soll sich im Dezember im HVV-Aufsichtsrat dafür starkmachen, in dem die Hamburger Vertreter die Mehrheit haben. Ähnlich wie das Studenten-Ticket, das zurzeit 355,20 Euro im Jahr koste, sollten auch Schüler und Lehrlinge von einem kostengünstigen Bus- und Bahntarif profitieren. Damit das keine „zu teure Geschichte“ wird, wie der SPD-Abgeordnete Jahnke warnt, sollen sich die Wirtschaftsverbände, Handwerks- und Handelskammern daran finanziell beteiligen.

Der Einführung eines Nordtarifs, wie die Kreis-CDU es gefordert hatte, hat der Verkehrsausschuss auf Anraten Mozers eine klare Absage erteilt. Das Thema sei tot und werde auch gutachterlich nicht empfohlen, riet Mozer. „Das Beste, was dem Kreis Pinneberg passieren konnte, ist die Aufnahme in den HVV-Tarif.“

Dieser sei für alle Bus- und Bahnfahrer besser und günstiger, als es jeder landesweit geltende Tarif sein könnte. Für die HVV-Fahrgäste werde zurzeit zudem eine Smartphone-App mit dem Namen Cibo entwickelt und erprobt, die bis 2021 dem Nutzer die jeweils für ihn und seinen Fahrweg beste Einzel- oder Zeitfahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr automatisch auswerfen und abrechnen soll.