Hemdingen. Kreisvorsitzender bei Parteitag in Hemdingen mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Was CvBs Herausforderer Nicolas Sölter sagt.

Kontinuität statt Personalwechsel an der Spitze der mit rund 1600 Mitgliedern größten Partei im Kreis Pinneberg: Am Freitagabend bestätigten die Mitglieder auf dem Kreisparteitag der CDU im Hemdinger Hof den 48 Jahre alten Christian von Boetticher im Amt. Der Appener setzte sich mit 210 zu 169 Stimmen gegen den Herausforderer Nicolas Sölter (31) aus Elmshorn durch. Von Boetticher, der vor drei Jahren die Nachfolger Ole Schröders in dieser Funktion antrat, ist damit zum zweiten Mal wiedergewählt worden.

Der ehemalige Europa- und Landtagsabgeordnete, Minister und heutige Geschäftsführer der Peter Kölln GmbH & Co. KGaA war sich der Unterstützung der Landtagsabgeordneten Barbara Ostmeier und Peter Lehnert sowie des Bundestagsabgeordneten Michael von Abercron sicher, die allesamt dem Kreisvorstand angehören. Sie hatten sich noch kurz vor dem Parteitag öffentlich für ihn ausgesprochen, weil er erfahrener, kompetenter und durchsetzungsfähiger als sein Herausforderer sei. Was von Boetticher mit den Worten kommentierte: „Es ist toll, wenn das ganze enge Leitungsteam und die Abgeordneten so hinter einem stehen und die Zusammenarbeit fortsetzen wollen. Nur geschlossen werden wir die Menschen von unserer Politik überzeugen und begeistern können.“

Junge Union und Mittelstandsvereinigung unterstützten Sölter

Für Sölter hatten sich im Vorfeld des Parteitages unter anderen der Kreisverband der Jungen Union und die der Wirtschaft nahe stehende Mittelstandsvereinigung sowie einige einflussreiche Kreistagsabgeordneten wie der ehemalige Kreispräsident Burkhard E. Tiemann und dessen Nachfolger Helmuth Ahrens ausgesprochen. Sölter gehörte bereits dem 21-köpfigen Kreisvorstand der CDU als stellvertretender Vorsitzender an.

Beide Kandidaten, beide promovierte Juristen, hatten sich vor der Wahl jeweils 26 Minuten lang vorgestellt. Christian von Boetticher lobte dabei sein tolles Team im Kreisvorstand, das hervorragend vernetzt sei. „Am Ende ist man nur erfolgreich im Team“, sagte er und erklärte, dass er bereits mit den Ortsvorsitzenden verabredet habe, dass sich der Kreisvorstand zweimal im Jahr mit ihnen treffen werde, um ohne Block und Bleistift wichtige Themen zu besprechen. Außerdem kündigte er an, dass sich die CDU verstärkt auf Stadtfesten präsentieren werde. Nicolas Sölter kritisierte den fehlenden Draht des Kreisvorstands zu den Ortsverbänden: „Wir brauchen einen Wechsel. Es besteht Lust auf mehr Mitsprache.“ Der Kreisverband müsse lebendiger werden, junge Leute ansprechen.

Die Landesvorsitzende der Jungen Union, Birte Glißmann aus Elmshorn, schlug dann Sölter vor, der Landtagsabgeordnete Peter Lehnert aus Bilsen von Boetticher.

Herausforderer hatte sich auf Absprachen berufen

Zum Machtkampf um den Kreisvorsitz war es Mitte des Jahres gekommen, als sich herausstellte, dass von Boetticher eine dritte Amtszeit anstrebte. Sölter, der sich auf vorherige anderslautende Absprachen berief, sah darin einen Affront gegen seine politischen Ambitionen. So ging er davon aus, dass sich von Boetticher zu seinen Gunsten zurückziehen würde, wozu der aber nun plötzlich doch nicht mehr bereit war.

Sölters Argumentation lautete, dass das politische Gewicht des CDU-Kreisverbandes auf Landesebene erheblich verloren hätte und durch das angeblich zerrüttete persönliche Verhältnis zwischen dem Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Daniel Günther und Kreischef Christian von Boetticher kaum Besserung verspreche. So gilt Günther in Parteikreisen als einer der Wegbereiter der sogenannten „Lolita-Affäre“, die von Boetticher vor acht Jahren zum Rücktritt als Fraktionschef im Landtag in Kiel zwang und somit seine bis dahin glänzende politische Karriere abrupt beendete; er galt einst als aussichtsreicher Kandidat für das Ministerpräsidenten-Amt.

Von Boetticher widersprach dieser Sichtweise klar und deutlich. Zum einen habe es nie entsprechende Absprachen gegeben, dass er jetzt Sölter Platz machen werde. Und zum anderen sei das Verhältnis des Kreisverbandes zur Landespartei „sehr gut und konstruktiv“ und keineswegs nachhaltig gestört, wie seine Gegner behaupteten.

Mit der Niederlage Sölters dürfte parteiintern auch die Position des Bundestagsabgeordneten Michael von Abercron gestärkt worden sein – auch wenn es der heute 66-Jährige bislang offen lässt, ob er 2021 noch ein zweites Mal für den Bundestag kandidieren will.

Sölter sagte dem Kreisvorstand „volle Unterstützung“ zu, was von Boetticher anerkannte.