Uetersen/Kaltenkirchen. Maschinen und Fuhrpark gehören der Rother Beteiligungs-Firma. Uetersener Betrieb verfügt zurzeit über keinerlei Anlagevermögen.

Die verbliebenen 28 Mitarbeiter der ehemaligen Fertigung der Uetersener Maschinenfabrik Hatlapa machen zurzeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit. Innerhalb eines Dreivierteljahres erleben sie eine zwei zweite Insolvenz: Erst hatte der neue Hatlapa-Eigentümer Mac Gregor die Maschinenschlosser aus dem Betrieb herausgelöst und insolvent gemeldet. Und nun musste – wie berichtet – der vermeintliche Retter Sven Rother aus Kaltenkirchen Insolvenz für die von ihm im März neu gegründete Uetersener Zerspanungstechnik und Vorrichtungsbau (UZV) GmbH anmelden.

Die für sie gute Nachricht erfuhren die Beschäftigten am Montag bei der IG-Metallversammlung in Uetersen vom Insolvenzverwalter Klaus Pannen, einem Rechtsanwalt aus Elmshorn, der seit drei Jahrzehnten mit pleite gegangenen Betrieben zu tun hat. „Das Gute vorweg: Morgen haben Sie wieder Geld auf dem Konto.“ In den Verhandlungen mit der Arbeitsagentur habe er erreicht, dass sie das Insolvenzgeld vorstrecke, obwohl die eigentliche Insolvenzeröffnung des Betriebes erst Mitte November über die Bühne gehen werde. Da aber die Uetersener Mitarbeiter von Rother seit Mitte August keinen Lohn mehr ausgezahlt bekamen, „musste es jetzt schnell gehen“, betont Pannen. Heute sollen die Mitarbeiter die ausstehenden Löhne für August und September und nächste Woche die für Oktober überwiesen bekommen, so Pannens Buchhalterin Marlies Bartels.

Ob und wie es für die UZV-Mitarbeiter weitergeht, stehe allerdings noch nicht fest. „Das ist schon Hardcore, was hier gemacht worden ist“, berichtete Pannen den staunenden Mitarbeitern, die dafür drastische Worte fanden. So sei der gesamte Maschinenpark von ehemals Hatlapa und MacGregor nicht etwa an die UZV, sondern an die Rother Beteiligungs GmbH mit Sitz in Kaltenkirchen übergegangen, die insgesamt ein halbes Dutzend insolvente Firmen aufgekauft hat. Das bedeute, dass die UZV praktisch kein Betriebs- und Anlagevermögen besitze, erläuterte Insolvenzverwalter Pannen.

Die Maschinen wiederum hätte Rother weiterverkauft und zurückgeliehen. Dafür habe die UZV monatliche Leasinggebühren an die Rother-Beteiligung abführen müssen. Zudem hätte Rother am Wochenende vor der Insolvenzmeldung in der vorigen Woche alle beweglichen Geräte, Werkzeug, Computer abgebaut.

Hinzu komme, dass Rother offenbar die Miete für die alten Hatlapa-Fabrikhallen am Tornescher Weg, die immer noch MacGregor gehören, nicht bedient hätte. Somit habe MacGregor jetzt den Mietvertrag fristlos gekündigt. Kein Mitarbeiter dürfe zurzeit mehr auf das Gelände, sagte der Insolvenzverwalter. Er werde aber dafür sorgen, dass alle ihre persönlichen Sachen aus den Büroräumen herausholen könnten.

Damit nicht genug, habe Rother offenbar Ansprüche gegenüber Kunden an Finanzdienstleister verkauft, die ihn wiederum für hohe Prämien damit liquide gehalten hätten. Für den Elmshorner IG-Metall-Bevollmächtigten Kai Trulsson ist das „ein ganz dreistes Geschäftsmodell“, das er so in seiner jahrzehntelangen Erfahrung noch nicht erlebt habe. Aber offenbar sei es legal, einen Betrieb ohne jedwedes Anlagevermögen zu betreiben. „In Deutschland wiegen die Interessen des Kapitals höher als die für Arbeitnehmer“, ärgert er sich.

Doch Insolvenzverwalter Pannen will noch nicht so schnell aufgeben. So werde er auf jeden Fall für einen Interessensausgleich und wohl auch für einen Sozialplan für die Kollegen sorgen, versprach er am Montag. So gebe es zahlreiche vereinbarte Ratenzahlungen mit Lieferanten und Pfändungen von Betriebsvermögen, die er jetzt rückgängig machen und so für neues Kapital der insolventen Firma sorgen werde. „Sie kriegen das, was Ihnen maximal zusteht“, versprach Pannen den etwas erleichtert dreinschauenden UZV-Mitarbeitern, die zum großen Teil nach jahrzehntelanger Arbeit bei Hatlapa und MacGregor plötzlich vor dem beruflichen Aus stehen.

UZV-Chef Rother war am Montag für keine Stellungnahme zu erreichen.