Ellerhoop/Kummerfeld. Acht Hektar große Wiese an der Bilsbek in Ellerhoop und Kummerfeld wird so vernässt, dass sich auch Moorfrosch und Insekten ansiedeln.

Nass und feucht genug dürfte es nach den vielen Regentagen zuletzt auch so für die Amphibien an der Bilsbekniederung sein. Damit das auch dauerhaft und vor allem in der Brutzeit im Frühjahr so bleibt und sich der Moorfrosch wieder in großer Zahl an der Bilsbek ansiedeln kann, rückten am Montagvormittag Bagger und schweres Gerät auf die Wiesen zwischen dem Arboretum in Ellerhoop und dem Kummerfelder Gehege.

Auf einer Fläche von 8,2 Hektar Größe werden bis zum Ende der Woche zwei Tümpel gegraben, in denen der vom Aussterben bedrohte und europaweit geschützte Moorfrosch im März in seinem beliebten Revier laichen kann. „Wir schaffen hier neuen Lebensraum für den Moorfrosch und sorgen gleichzeitig für eine vorgezogene Ausgleichsmaßnahme für ein noch nicht bestimmtes Bauprojekt“, erklärt Julia Voß.

Die Agrarwissenschaftlerin aus Kiel beaufsichtigt die Vernässung der Weide auf Ellerhooper und Kummerfelder Gebiet, das der Stiftung Naturschutz gehört. Diese hat eine ganze Reihe von benachbarten Wiesen und Weiden von den örtlichen Landwirten und der Landgesellschaft erworben. Wie ein zusammenhängendes Biotop ziehen sie sich entlang der Bilsbek bis zum Himmelmoor in Quickborn.

Zwei etwa 800 bis 900 Quadratmeter große Wasserflächen werden geschaffen, die nur etwa 60 bis 70 Zentimeter tief sein dürfen, erklärt der Geologe Florian Bibelriether. Wichtig dabei sei, dass sich die Tümpel zum Rand hin langsam abflachten, weil der Moorfrosch es besonders liebe, wenn er im flachen, warmen Wasser sei. Sobald im Frühjahr die Sonne herauskomme, würden die Amphibien sich zum Laichen in diese nassen Bereiche zurückziehen.

Und da seien die letzten beiden Jahre – vor allem der Jahrhundertsommer 2018 und das überwiegend trockene Frühjahr in diesem Jahr – Gift für viele Amphibien gewesen, erklärt der Geologe. „Das war ein schreckliches Jahr für den Moorfrosch“, sagt der Amphibienexperte Bibelriether. Insbesondere in Nordfriesland und Dithmarschen habe der Moorfrosch durch die Trockenheit viel Lebensraum verloren.

Landwirt darf auf der Fläche 16 Rinder weiden lassen

Aber auch im Kreis Pinneberg soll sich die hell- bis dunkelbraune, kleine Froschart bald wieder in großer Zahl wohlfühlen, was dann auch wieder andere Amphibien und Insekten wie Sumpfschrecken und Neuntöter sowie Vögel wie die Braunkehlchen und Fledermäuse anlocken werde. „Mit der Wiederherstellung des natürlichen Wasserhaushalts auf dieser Naturschutzfläche leistet die Stiftung Naturschutz somit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Projektleiterin Julia Voß.

Dafür wird die von der intensiven Landwirtschaft zuvor weitgehend trockengelegte Wiese systematisch vernässt. Drainagen werden abgebaut, damit sich das Regenwasser wieder sammeln und nicht abfließen kann. Die Wiese solle auch weiterhin beweidet werden, damit die neuen Tümpel nicht gleich zuwachsen könnten, erklärt Julia Voß. Einige wenige Wasserpflanzen würden auch der Ansiedelung der Frösche helfen. Wenn es zu schattig werde, laiche der Moorfrosch dort nicht.

Darum sei dem Landwirt, an den die Stiftung die Wiese verpachtet habe, erlaubt, bis zu zwei Rinder je Hektar, also insgesamt 16 Tiere hier weiden zu lassen. Außerdem dürfe er die Weide erst spät, nach der Laichzeit, die von März bis Ende Juni andauert, abmähen, erläutert die Agrarwissenschaftlerin die Auflagen.

Amphibienexperte Florian Bibelriether zeigt, wie sich die Wassertümpel für den Moorfrosch allmählich abflachen sollen.
Amphibienexperte Florian Bibelriether zeigt, wie sich die Wassertümpel für den Moorfrosch allmählich abflachen sollen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Landesweit werden jedes Jahr von der Stiftung Naturschutz etwa 50 bis 60 solcher kleineren künstlichen Gewässer für Amphibien auf ehemals intensiv bewirtschafteten Ackerflächen geschaffen, erklärt Bibelriether. Zuletzt sei im vorigen Jahr der Angelsee in Kummerfeld nahe der Müllverbrennungsanlage ökologisch so aufbereitet worden, dass sich auch dort wieder Amphibien tummeln könnten, ohne dass Fische sie dabei störten, erklärt der Experte. Und vor etwa zehn Jahren seien Wiesen in der Umgebung von Wedel und Uetersen auf diese Weise wieder vernässt worden.

Die Baggerarbeiten, die jetzt etwa 500 Kubikmeter Erde bewegen werden, kosteten etwa 7000 Euro, erklärt Julia Voß. Investoren von künftigen Bauvorhaben könnten sich diese Fläche dann als Ausgleichsmaßnahme sichern, um ihren Eingriff in die Natur mit dem Erwerb ökologisch natürlicher Flächen freizukaufen. Dafür erhalte diese wiedervernässte Fläche eine bestimmte Punktzahl auf dem Öko-Konto, nach dem sich Aufwand und Preis für den Investor berechneten.

Amphibienexperte Bibelriether ist überzeugt, dass sich schon im Frühjahr Hunderte Moorfrösche hier wieder tummeln werden.