Uetersen/Heist. Betreiber gibt auf. Ralph Post, Geschäftsführer der Flugplatz GmbH bereitet die Suche nach einem neuen Pächter für das „Tower-Restaurant“ vor.

Der Flugplatz Uetersen-Heist ist um einen Anziehungspunkt ärmer. Seit Jahrzehnten zählt die Start- und Landepiste zu den beliebtesten Naherholungsszielen im Kreis Pinneberg. Denn neben dem Flugbetrieb gibt viele weitere Attraktionen wie Feste, Flohmärkte und Open-Air-Konzerte. Gastronomischer Mittelpunkt war bis vor drei Wochen das „Tower-Restaurant“ mit Platz für Ausflügler, Familienfeiern und einer geräumigem Terrasse, von der aus die Besucher bei gutem Wetter den Motor- und Segelflugbetrieb unter freiem Himmel verfolgen konnten.

Doch damit ist nun vorerst Schluss: Pächter Sven Szaguhn, der seit zehn Jahren das „Tower-Restaurant“ führte, hat aufgegeben. Im Oktober wurde das Lokal geschlossen. „Ich habe die Reißleine gezogen, um zu verhindern, dass der Betrieb in eine Insolvenz schlittert“, sagt der 41 Jahre alte Gastronom und gelernte Koch.

Seitdem ist die gläserne Doppeltür, die in den geräumigen Gastsaal führt, mit Eisenketten und Vorhängeschloss gesichert. An der Scheibe klebt ein Abschiedsgruß des Restaurantteams: „Wir möchten uns für die Treue der vergangenen zehn Jahre bei Ihnen herzlich bedanken.“ Aber die Schließung des Lokals soll kein Dauerzustand werden.

Ralph Post, Geschäftsführer der Flugplatz Uetersen-Heist GmbH, ist schon startbereit. Als sich das Ende der Zusammenarbeit mit Szaguhn abzeichnete, berief er eine Gesellschafterversammlung ein. Die Vertreter der vier beteiligten Luftsportvereine gaben ihm grünes Licht für eine Fortführung des „Tower-Restaurants“. Nun wird sich demnächst im Fachmagazin der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) per Anzeige auf die Suche nach einem neuen Pächter gemacht.

Es könnte aber auch sein, dass sich vorher schon eine Lösung ergibt. Am Flugplatz kursierende Gerüchte, wonach bereits eine Entscheidung gefallen sein soll, möchte Post nicht bestätigen. „Doch es gibt mehrere Interessenten aus der Region“, sagt der Geschäftsführer in Heist.

Gesucht würden Pächter mit Ideen für eine attraktivere Gestaltung des gastronomischen Angebots wie auch des Veranstaltungsbereichs. Dabei soll den Interessenten weitgehend freie Hand gelassen werden. „Schließlich sind nicht wir die Gaststättenverantwortlichen, sondern die Bewerber“, betont Post. Die Flugplatz GmbH ist Eigentümer des gesamten Gebäudekomplexes, zu dem neben dem Lokal mitsamt Mobiliar und fest verbauten Kücheneinrichtungen auch die Büros der ansässigen Luftfahrtunternehmen sowie der Tower der Luftaufsicht gehören. Auch die große Wiese im Außenbereich kann für Veranstaltungen mit einbezogen werden.

Weitere Interessenten für die Gastronomie können sich direkt an die Flugplatz GmbH wenden. Geschäftsführer Post rechnet damit, dass nach Abschluss der Bewerberauswahl wohl zum 1. März nächsten Jahres das „Tower-Restaurant“ wieder eröffnet werden wird. Bei so viel Aktivität dürfte es wohl nicht zu der scherzhaft kursierenden Variante kommen, die angeblich einen Umbau des „Tower-Restaurants“ in einen beheizten Flugzeug-Hangar vorsieht.

Der bisherige Betreiber Sven Szaguhn ist in diesen Tagen mit einigen Helfern dabei, das „Tower-Restaurant“, wie er sagt, „abzuwickeln“. Ende Oktober will er es „besenrein“ an die Flugplatz GmbH übergeben. Szaguhn begründet die Betriebsaufgabe unter anderem mit rückläufigen Einnahmen: „An Wochenenden lief das Geschäft in den Frühjahrs- und Sommermonaten meist gut, doch von montags bis freitags blieben die Gäste weitgehend aus.“

Restaurant-Pächter hatte schon in Tornesch kein Glück

Da von Oktober bis Ende Februar ohnehin die umsatzschwächste Zeit bevorstand, habe er sich entschlossen, jetzt aufzugeben statt nach einer harten Wintersaison. Der Gastwirt beklagt zudem die immer aufwendigeren behördlichen Auflagen. So hätte das Finanzamt für das Jahr 2020 die Installation eines neuen Kassenabrechnungssystems verlangt, obwohl das vorhandene erst vor zwei Jahren aufgerüstet worden sei. Damit wären erneut Kosten in Höhe von mindestens 8000 Euro verbunden gewesen.

Auch verändertes Gästeverhalten habe ein Rolle gespielt. So könne wegen immer geringerer Nachfrage im A-La-Carte-Geschäft nicht mehr wirtschaftlich gearbeitet werden. Neben dem bewährten Stammpersonal mit vier Mitarbeitern wären Saisonkräfte kaum zu bekommen. Szaguhn ist froh, dass sein Team mittlerweile anderweitig neue Beschäftigung gefunden hat.

Zeitweise war der Chef im „Tower-Restaurant“ zusätzlich noch Pächter weiterer Gastronomieobjekte – etwa von 2010 bis 2017 im Tennisclub Ellerbek. In die roten Zahlen geriet Szaguhn im Tornescher Sportpark Torneum, wo er von 2014 bis 2018 Pächter war und dann verlustreich ausschied. Die Abwicklung hatte für ihn auch weitgehende persönliche finanzielle Folgen.

Veränderungen gab es danach auch im „Tower-Restaurant“, das Szaguhn zunächst als Inhaber geführt hatte. Seit Februar 2018 war er dort nur noch angestellter Geschäftsführer. Das Lokal wurde als Unternehmensgesellschaft (UG) mit einem zusätzlich an Bord genommenen Gesellschafter betrieben. Die UG ist handelsrechtlich eine „Mini-GmbH“, die bereits mit einem Stammkapital von einem Euro gegründet werden kann. Doch letztlich half das auch nicht.

Auch deshalb sucht Szaguhn nun Arbeit als Angestellter außerhalb des Gastronomiesektors. Ihm gehe es auch darum, mehr Zeit für die Familie zu haben. Vielleicht kehrt er irgendwann als Gast ins Tower-Restaurant zurück.