Pinneberg. Einigen Gewässern im Kreis fehlen bis zu 80 Prozent ihrer Füllmenge. Was das für Tiere, Pflanzen und Menschen bedeutet.

Mehr als Pfützen sind vom Löschteich nicht geblieben. Der klägliche Rest Wasser sammelt sich in knöcheltiefen Löchern. Ausgetrocknet, verdunstet, fast leer – das Gewässer in den Holmer Sandbergen ist ein Schatten seiner selbst. Die beiden Bauminseln können inzwischen bequem zu Fuß erreicht werden, sogar Findlinge, sonst unter der Wasseroberfläche verborgen, sind zum Vorschein gekommen. Und der ausgemergelte Feuerlöschteich bei Holm ist nur ein Beispiel für den dramatischen Wassermangel in vielen Seen, Mooren und Teichen des Kreises.

Angesichts der ergiebigen Regenfälle der vergangenen Tage mag es seltsam anmuten, aber: Der Dürre-Sommer 2018 hallt immer noch nach, wie die Kreisverwaltung bestätigt. So gut wie alle stehenden Gewässer seien von der Trockenheit der vergangenen Monate betroffen, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. Die untere Wasserbehörde beobachte fast überall niedrigere Wasserstände als gewöhnlich.

Mehrere Teiche haben viel zu wenig Wasser

„Neben dem Holmer Löschteich sind etwa die Seen in Elmshorn-Sibirien und im Liether Wald bei Elmshorn so gut wie ausgetrocknet“, sagt Carstens. Dem See in Sibirien fehlt die Hälfte seines sonstigen Wasservolumens, im Liether Wald sind es sogar 80 Prozent. Grund ist der nach wie vor viel zu niedrige Grundwasserspiegel infolge mangelnder Niederschläge. In Holm schlug bereits der Feuerwehrchef Alarm, immerhin sei der Teich im Fall eines Feuers nicht mehr als Löschwasserreservoir zu gebrauchen.

Ein Bild aus dem September zeigt, wie niedrig der Wasserstand im Teich in den Holmer Sandbergen war.
Ein Bild aus dem September zeigt, wie niedrig der Wasserstand im Teich in den Holmer Sandbergen war. © HA | Wolfgang Könneke

Das Problem von fast trocken gelegten, Grundwasser gespeisten Teichen und Seen hat der Kreis nicht allein. Es betrifft die gesamte Region. So ist etwa die Alsterquelle im Kreis Segeberg erst Mitte September versiegt (das Abendblatt berichtete). In Hamburgs Raakmoor, dem Schnaakenmoor oder dem Eppendorfer Moor sind Teiche und Tümpel, die sonst voller Wasser stehen, komplett ausgetrocknet. Auch Gewässer wie der Hummelsee oder der Kleine Bramfelder See führen statt Wasser mehr und mehr Sandbänke und Schlammebenen.

Bis der Grundwasserspiegel steigt, kann es Monate dauern

Nicht anders ist es im Kreis Pinneberg: „Der insgesamt zu niedrige Grundwasserspiegel wirkt sich auf die Moore aus, so führen Bäche, die die Moore entwässern, schon geraume Zeit niedrige bis sehr niedrige Wasserstände“, sagt Kreissprecher Carstens. Sicher trage die aktuelle, regnerische Wetterlage zu einer Verbesserung bei, aber insgesamt werde es noch Wochen wenn nicht gar Monate dauern, bis das Grundwasser seine ursprüngliche Höhe erreicht hat.

„Unsere Grundwasserspeicher liegen in 30 bis 160 Meter Tiefe“, sagte Olaf Deich, Bereichsleiter bei den Elmshorner Stadtwerken. „Insofern sind die sehr niedrigen Wasserstände bis auf weiteres nicht so problematisch. Die Trinkwasserversorgung ist jedenfalls gesichert.“

Problematisch sei die Situation in den beiden Wasserschutzgebieten Sibirien und Liether Wald aber für die Flora und Fauna. „Andererseits können wir momentan nicht mehr machen, als die Situation zu beobachten“, so Deich. Immer wieder werde er von Spaziergängern auf die niedrigen Wasserstände hingewiesen. „Den Menschen fällt das natürlich auch auf.“ Stehende Gewässer sind besonders betroffen, aber laut der Umweltdatenbank des Landes Schleswig-Holstein führt auch die Pinnau schon seit Mitte Juni am Pegel Renzel zu wenig Wasser. Gleiches gilt für die Mühlenau am Pegel Rellingen.

„Seit dem Sommer 2018 liegen wir tendenziell permanent unter dem normal niedrigen Wasserstand“, sagt Hermann Ahrens, Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Mühlenau. Etwa 40 Zentimeter fehlen auch den Gräben von Mühlenau, Bek und Moorbek. „Das liegt daran, dass der Regenmangel von etwa 300 Millimeter aus dem vergangenen Jahr noch nicht wieder aufgeholt werden konnte“, so Ahrens.

Pflanzen haben mit hoher Wahrscheinlichkeit gelitten

Im Moment, so Ahrens, könne die Landwirtschaft den Wassermangel gut ausgleichen. „Im vergangenen Jahr haben die Bauern mehr gelitten.“ Aber auf „leichten Böden“ wirke der trockene Sommer des Vorjahres immer noch nach, wenngleich in diesem Jahre die normale Regenmenge gefallen sei. Doch gerade auf „leichten Standorten“ bräuchte es lang anhaltenden Regen, bis die Wasserspeicher wieder gefüllt seien.

Die niedrigen Wasserstände haben aber auch Auswirkungen auf die Natur: „Es ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Pflanzen, die auf feuchte Standorte angewiesen sind, schon recht massiv unter der Trockenheit gelitten haben“, sagt Oliver Carstens vom Kreis. „Möglicherweise sind sie an einigen Standorten sogar ganz verschwunden, dies möchte ich nicht ausschließen.“

Erste, direkte und zählbare Opfer gibt es im Klövensteen. Revierförster Nils Fischer sagte kürzlich dem Abendblatt: „Einen so extremen Zustand habe ich noch nie erlebt. Keine einzige Wasserstelle im Klövensteen führt mehr Wasser, dabei haben wir hier sonst eher zu viel davon.“

Im Klövensteen leiden die Bäume

Den Bäumen im Wald sehe man ihren Stress nicht nur an, er mache sich unmittelbar bemerkbar: Die Blätter der Laubbäume seien zu klein und an den Rändern gerollt, Fichten und Kiefern hätten lichte Kronen. Dazu litten die durch Trockenheit und Strahlungshitze geschwächten Bäume unter Schädlingen wie dem Buchdrucker.

Auch die Setzlinge, von denen Fischer und seine Mitarbeiter etwa 10.000 pro Jahr pflanzen, leiden unter der Dürre. „Von den jungen Bäumen, die wir im vergangenen Herbst und im Frühjahr in die Erde gebracht haben, sind etwa 20 Prozent vertrocknet“, sagt Fischer. Nachhaltig Abhilfe schaffe nur Regen, der die Grundwasserreserven wieder auffüllt. Ob dieser Herbst schon reicht, bleibt abzuwarten.