Pinneberg. Mit einem Autokorso wird die Straße freigegeben, von der erstmals 1953 die Rede war. Bau dauert länger und ist teurer als geplant.
Endlich. Wie nach einem sehr langen Marathonlauf waren Freude und Erleichterung am vergangenen Sonnabend auf dem neuen Abschnitt des Westrings förmlich spürbar: Endlich ist es geschafft. Endlich ist die Westumgehung fertig. Endlich wird die neue Straße eingeweiht. Es hat ja auch lange genug gedauert.
Wie ein „gefühltes Jahrhundert“ sei es ihm vorgekommen, bis die neue Straße für Pinneberg fertig war, räumt Klaus Stieghorst, bei der Stadt Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen, in seiner Rede ein. Doch nun ist es soweit, seit dem heutigen Montag kann die Westumgehung komplett genutzt werden. „Ich gratuliere der Stadt Pinneberg, dass sie es geschafft hat“, so Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Und er sagt weiter: „Das war eine schwere Geburt“.
Eine schwere Geburt war es vor allem bis zum Baubeginn der Umgehungsstraße. Aus dem Jahr 1953 stammt laut Bürgermeisterin Urte Steinberg das erste Dokument, in dem die Westumgehung Thema ist. Die Entscheidung für die Straße fällt in den 80er-Jahren. Doch die Diskussion zieht sich in die Länge, viele Male wird das Projekt von Politikern für tot erklärt. Richtig Fahrt nimmt die Debatte erst auf, als Bernd Stachowski die Initiative „Westumgehung – jetzt!“ gründet und viele Mitstreiter mobilisiert, die sich für das Projekt stark machen.
2015 folgt dann das Aufatmen: Endlich, der Bau des letzten Abschnitts beginnt. Mehr als 30 Millionen Euro flossen insgesamt in das Projekt – ursprünglich angesetzt waren 23 Millionen. Deutsche Mark! Doch die hohen Investitionen, von denen das Land Schleswig-Holstein rund zwei Drittel trägt, sollen sich lohnen: Zwei große Gewerbegebiete werden angeschlossen, die Durchgangsstraßen in der Innenstadt werden vom Verkehr entlastet und dadurch schließlich auch die Anwohner weniger belastet.
Kein Wunder, dass zur Eröffnungsfeier mehrere Hundert Bürger gekommen sind, die den neuen Teil des Westrings sehen und seine Einweihung feiern wollen. Bürgermeisterin Urte Steinberg will zu diesem Anlass aber nicht nur zurückblicken auf die lange Geschichte des Projektes. Sie möchte vor allem nach vorne schauen und hofft, dass die Westumgehung, wenn sie auch in erster Linie für den Autoverkehr gebaut wurde, mit ihrem breit ausgebauten Fuß- und Radweg auch für andere Verkehrsmittel attraktiv ist und so ebenfalls einen Beitrag zur Verkehrswende sowie zu der Entlastungsstrategie Pinnebergs leistet.
Passend dazu stimmt das Soundorchester Pinneberg, dass die Veranstaltung musikalisch begleitet, das Lied „Über sieben Brücken musst Du gehen“ an. „Wenn die Westumgehung auch nicht sieben Brücken bietet, wenn es auch länger als sieben Jahre gedauert hat, bis sie fertig war, so finde ich das Lied dennoch passend“, erklärt die Bürgermeisterin. „Einmal wirst Du der helle Schein sein, einmal wird es auch in Pinneberg diese dringend benötigte Umgehungsstraße geben.“
Einmal ist jetzt. Die Umgehungsstraße ist fertig. Und so dürfen nach der Eröffnung durch Roland Schultz, Leiter des Fachdienstes Straßenbau, Klaus Stieghorst, Urte Steinberg und Bernd Buchholz sowie der Enthüllung des neuen Straßenschildes mit der Aufschrift Westring auch endlich die ersten Autos über den frischen Asphalt rollen. Frank Nieny, Inhaber des Autohauses Nieny & Söhne, führt den Korso gemeinsam mit Stieghorst, Steinberg und Buchholz im Auto an: „Ich freue mich, dass die Straße endlich fertiggestellt ist und die Bauarbeiten beendet sind.“
Sein Autohaus liegt direkt am Ende der Ausbaustrecke. Für den besonderen Anlass fährt er im historischen Cadillac vor, Baujahr 1954. Das ist natürlich kein Zufall, stammt der Wagen doch aus der gleichen Zeit, in der die Westumgehung das erste Mal thematisiert wurde. Auch Fahrzeuge von Pinneberg Mobil, Polizei, Feuerwehr, THW, DRK, RKiSH, DLRG, der Initiative „Westumgehung: Jetzt“ und der Jugendbus sind im Autokorso vertreten. Das letzte Auto, ein Smart mit Elektromotor, bildet die symbolische Brücke in die Zukunft.
Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie können die Bürger die Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden. Einige von ihnen wählen einen E-Scooter oder ein Golfcart, um das erste Mal die Fahrbahn zu nutzen. Und neben dem offiziellen Programm warten an den jeweiligen Enden der Straße Attraktionen auf die Gäste. Beim Autohaus Nieny & Söhne sind eine Hüpfburg und eine Torwand des Vfl Pinneberg aufgebaut. Bei Famila gibt es Speisen und Getränke sowie ein Kinderkarussell. Auf der anderen Seite der Straße in Prisdorf bieten Edeka und Marktkauf ebenfalls ein buntes Rahmenprogramm mit Foodtrucks und Getränkebuden, unterstützt vom Fußballverein TBS Pinneberg, sowie der Prisdorfer Jugendfeuerwehr, an.
Um 15 Uhr wurde die Straße dann wieder geschlossen. Die letzten Schilder mussten aufgestellt, die Ampelsignale eingestellt werden. Für den Rest des Wochenendes war hier noch einmal Baustelle. Bis jetzt. Seit Montag kann die Straße von allen befahren werden. Endlich.