Elmshorn. Die Initiative Fridays for Future in Elmshorn versammelte am Freitag so viele Teilnehmer wie noch nie zum Klimastreik in der Krückaustadt.

„4000 Teilnehmer – und das hier in Elmshorn!“, ruft Malte Knöppler voller Inbrunst ins Mikrofon. Vor ihm hat eine große, laute, Transparente tragende Menschenmenge den Alten Markt geflutet. Und der Hauptorganisator der Fridays for Future-Demonstration wirkt stolz, überrascht und begeistert zugleich. 4000 Menschen hatte sich Knöppler vielleicht erhofft, damit gerechnet hat er offenbar nicht.

Weltweit haben am Freitag Aktivisten zum zweiten globalen Klimastreikaufgerufen. Allein in Deuschland sind mehr als 500 Demonstration angemeldet worden – eine davon in Elmshorn. Am Tag, an dem die Bundesregierung ihren Klima-Pakt vorstellte und in Hamburg etwa 70.000 Menschen für eine klimagerechte Politik auf die Straße gingen, sah Malte Knöppler die hohe Zahl der Teilnehmer in Elmshorn auch als Zeichen an die Zweifler, die behauptet hatten, dass die Demos schnell wieder vorbei sein würden.

Während der Demo, die quer durch Stadt verläuft, heizt Knöppler als „Vorsänger“ die Menge immer wieder mit Parolen wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ an. Die friedliche und stimmungsvolle Art des jungen Mannes lässt auch anfangs skeptische, an der Seite stehende Zuschauer in die Gesänge mit einstimmen.

Neun Monate nach dem Beginn der Klimaprotest-Bewegung habe es ein Umdenken gegeben, sagt Knöppler, der sich noch an die erste Demo in Elmshorn erinnert. Da kamen 300 Menschen. „Langsam fängt sogar die Politik an, darüber nachzudenken“, auch wenn die vorgestellten Maßnahmen „Scheinbemühungen“ seien. Mit dieser Ansicht war der Organisator nicht allein. Auch für den 23-jährigen Yannick Fischer „müssen die Lippenbekenntnisse der Politiker aufhören“, Taten wären ihm lieber.

Neu an diesem Freitag ist, dass auch viele ältere Menschen an den Protesten teilnehmen. Knöppler freut sich über diesen „großen Schritt, zusammen mit Erwachsenen ein riesiges Bündnis zu bilden“. Ein Beweis dafür ist der 64-jährige Energieberater Bernd Biggeman: „Auch als Oldie“ fühle er sich verantwortlich für einen wirksamen Klimaschutz. Er ist außerdem der Meinung, dass die Regierung viel zu wenig macht, um das Autofahren unattraktiver werden zu lassen.

Organisator Knöppler versteht nicht, dass es trotz der „offensichtlichen Zeichen“ immer noch Leugner des Klimawandels gibt, sogar im Bundestag. Dabei können „wir Alten was lernen“ von der Jugendbewegung, sagt Hans-Jürgen Bethe, ein Koch in Rente. Er sei erstaunt, wie engagiert Jugendliche wie die Geschwister Jil (18) und Lia (11) Skerra sind. Sie setzen sich „mit doppelter Power“ für den Kohleausstieg ein. Zumal Wissenschaftler schon lange vor dem Klimawandel warnen und laut Felix Fröhlich (15) aus Holm „die Politiker endlich auf diese hören und etwas gegen den massiven CO2 Ausstoß tun sollten“.

Auch der gescheiterte Bürgermeisterkandidat und Kreisvorsitzende der Partei „Die PARTEI“ Jonas Stiefel (21) läuft mit. Wichtiger als die Frage, warum er da ist, findet er aber die Frage „warum andere Leute nicht hier sind“. Andererseits: Mehr Menschen hätten kaum auf den Start- und Zielpunkt der Demo gepasst. Denn: Der Alte Markt ist voll, und zwar beim Start und der Abschlusskundgebung. Bei der verabschiedet sich Knöppler mit den Worten: „Das hier ist der bisherige Höhepunkt, aber wir werden nicht aufhören bis unsere Zukunft gesichert ist!“