Elmshorn. Am Sonntag ist Bürgermeisterwahl. Die Einwohner können sich zwischen fünf Männern entscheiden. Wer sind sie, wofür stehen sie?
So viele Kandidaten wie bei dieser Bürgermeisterwahl gab es lange nicht – zumal auch der Amtsinhaber wieder antritt. Gleich vier Kandidaten fordern Volker Hatje (parteilos) heraus: Tafin Ahsbahs (Grüne), Uwe Graw (parteilos), Thomas Philipp Reiter (FDP) und Jonas Stiefel (Die Partei). Etwa 36.500 Wahlberechtigte können am Sonntag, 15. September, darüber abstimmen, wer in den nächsten sechs Jahren Elmshorner Bürgermeister sein soll. Alle Bürger sind eingeladen, den Wahlabend im Elmshorner Rathaus zu begleiten. Im Kollegiumssaal werden die Ergebnisse der Bürgermeisterwahl von 18 Uhr an auf zwei Leinwänden präsentiert. Mit jedem ausgezählten Wahlbezirk wird die Ansicht aktualisiert.
Uwe Graw hat während einer Veranstaltung am 20. August seinen Rücktritt von der Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Elmshorn erklärt. Dies ist nicht möglich. Nach Zulassung der Wahlvorschläge durch den Gemeindewahlausschuss kann keine Bewerbung mehr zurückgenommen werden.
Wer am Wahltag nicht persönlich vor Ort wählen kann, hat seit dem 5. August die Möglichkeit, seine Stimme durch Briefwahl abzugeben. 4600 Briefwähler haben bereits davon Gebrauch gemacht. „Das sind fast 25 Prozent der Briefwähler“, sagt Gemeindewahlleiter und Erster Stadtrat Dirk Moritz. „Da zeichnet sich schon jetzt eine hohe Wahlbeteiligung ab.“
Wahlunterlagen gelten für Haupt- und Stichwahl
Wählen darf, wer das 16. Lebensjahr vollendet hat, seit mindestens sechs Wochen in Elmshorn eine Wohnung hat oder sich im Stadtgebiet sonst gewöhnlich aufhält und keine Wohnung außerhalb des Wahlgebietes hat sowie nicht nach Paragraf 4 Gemeinde- und Kreiswahlgesetz vom Wahlrecht ausgeschlossen ist (Ausschluss infolge Richterspruchs). Alle Wahlberechtigten, die in das Wählerverzeichnis eingetragen sind, haben spätestens am 25. August eine Wahlbenachrichtigung erhalten. Diese gilt sowohl für die Haupt- als auch für die Stichwahl.
Es kommt zu einer Stichwahl, wenn ein Bewerber nicht mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat. Es kommt dann zwischen den zwei Bewerbern zur Stichwahl, die bei der ersten Wahl die höchsten Stimmenzahlen erhalten haben. Termin einer möglichen Stichwahl wäre der 29. September. Nach Entscheidung des Gemeindewahlausschuss am Montag, 16. September, über das Wahlergebnis und die Durchführung einer Stichwahl könnten ab dem 17. September die Briefwahlunterlagen für die Stichwahl verschickt werden, beziehungsweise ab dann ist die Briefwahl im Wahlbüro (Mehrzwecksaal des Rathauses Elmshorn, Schulstraße 15–17) möglich.
2013 lag die Wahlbeteiligung bei 65,41 Prozent
Briefwahlunterlagen für die Stichwahl können bereits ab dem 16. September beantragt werden – und sogar schon vor der Hauptwahl. Letzte Möglichkeit, Briefwahl für die Stichwahl zu beantragen, ist Freitag, 27. September, 12 Uhr. Wer danach erkrankt und deshalb nicht im Wahlraum wählen kann, kann auch noch am Wahltag bis 15 Uhr Briefwahlunterlagen beantragen. Das Wahlbüro bleibt am Tag nach der Hauptwahl geschlossen.
Bei der letzten Bürgermeisterwahl in Elmshorn 2013 lag die Wahlbeteiligung bei 65,41 Prozent. Volker Hatje, der zum ersten Mal antrat, erhielt 81,9 Prozent der Stimmen, Quereinsteigerin Katja Wolframm erreichte 18,1 Prozent. Die Diplom-Ökonomin war Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. SPD, CDU und FDP hatten sich früh auf den parteilosen Ersten Stadtrat Volker Hatje als Nachfolger der scheidenden Bürgermeisterin Brigitte Fronzek festgelegt.
Das ist Tafin Ahsbahs
Umwelt- und Klimaschutz sind zentrale Themen dieser Zeit. Das könnte Tafin Ahsbahs bei der Bürgermeisterwahl zugute kommen. „Ich möchte in puncto Klimaschutz mutig vorangehen und Elmshorn in eine Vorreiterrolle bringen“, sagt der 30-Jährige. Der Grünen-Politiker wurde in Neumünster geboren, wuchs in Elmshorn auf. Mit 21 Jahren zog er nach Pinneberg, wo er heute als Ratsherr und Fraktionsmitglied für Grünen & Unabhängige politisch aktiv ist.
Als Jugendlicher habe er zu schätzen gewusst, dass Elmshorn Schwimmbad und Kino hat. Mit 15 Jahren sammelte er für eine Skateboardanlage Unterschriften – mit Erfolg. Der Skaterpark steht heute noch im Steindammpark. Das Herz des ehemaligen Fighting-Pirates-Spielers schlägt für American Football. Als gelernter Tischler und staatlich geprüfter Holztechniker arbeitet er als Projektleiter für millionenschwere Hochbauprojekte in einem Hamburger Unternehmen. „Für Elmshorn kann es ein Vorteil sein, für den Stadtumbau einen Bauexperten an der Spitze zu haben“, sagt er. Ahsbahs – die Elmshorner Parteikollegen haben ihn einstimmig zu ihrem Kandidaten gewählt – möchte die Verwaltung offen, bürgernah und effizient gestalten. Neben der Renaturierung und Aufwertung der Krückau stehen auch nachhaltige Stadtentwicklung und sozialer Wohnungsbau auf seiner Agenda.
Drei Fragen an Tafin Ahsbahs
Das ist Uwe Graw
Er war der Überraschungskandidat dieser Wahl. Innerhalb von fünf Tagen sammelte Uwe Graw 195 Unterschriften von Unterstützern und gab kurz vor Ende der Bewerbungsfrist seine Wahlunterlagen im Rathaus ab. Genauso fix und überraschend kam die Ansage bei einem Kandidatenduell im Kranhaus, der 75-Jährige trete von seiner Kandidatur zurück. Doch ein Zurück gibt es nicht, denn der Gemeindewahlausschuss hatte ihn zugelassen und die ersten Unterlagen zur Briefwahl verschickt.
Graw ist als Maschinist zur See gefahren, war auch Fernfahrer und selbstständiger Erdbauunternehmer. Er singt im Shantychor in Glückstadt, hat vier Kinder und zehn Enkel. Er wohnt in einer Elmshorner Siedlung, in der einige Straßen saniert worden sind. „Dank meines Eckgrundstücks soll ich 25.000 Euro an Straßenausbaubeiträgen zahlen. Dabei haben meine Frau und ich nur eine kleine Rente.“ Graw hat Widerspruch eingelegt, den die Stadt abgelehnt hat. Inzwischen sind die Gebühren abgeschafft worden, Graws Fall liegt beim Verwaltungsgericht Schleswig. „Die Sache hat mich motiviert, noch einmal bei der Wahl anzutreten.“ 2001 wollte er Bürgermeisterin Brigitte Fronzek herausfordern, war zunächst vom Wahlausschuss mangels Sachkunde abgelehnt, dann zugelassen worden. Er holte 2,64 Prozent der Stimmen.
Drei Fragen an Uwe Graw (Parteilos)
Das ist Volker Hatje
Seit dem 1. Januar 2014 ist Volker Hatje (parteilos) Elmshorns Bürgermeister. Der gebürtige Elmshorner war zuvor vier Jahre lang Stadtrat. Der 58-Jährige ist vierfacher Familienvater und gilt als Verwaltungsfachmann: Er studierte an der Verwaltungsfachhochschule Altenholz und begann seine Karriere im Amt Horst, wo er zuletzt als stellvertretender Verwaltungsleiter tätig war. Bis 2009 war er bei der Stadt Wedel als Fachbereichsleiter Innerer Service tätig.
Unterstützt wird er von den beiden großen Parteien CDU und SPD. In den sechs Jahren seiner Amtszeit hat sich Hatje insbesondere für die Stadtentwicklung im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen eingesetzt. Das Kibek-Quartier wurde neu geschaffen, ein neues Gewerbegebiet an der A 23 ausgewiesen. Land und Bahn sind aktiv in die Planung des Bahnhofs eingestiegen. Der Haushalt der Stadt verzeichnet Überschüsse. Geld, das unter anderem in den Ausbau von Straßen, Radwegen, Kitas und die Sanierung von Schulen, Hallenbad und Stadttheater fließt. Die Integration von mehr als 1000 Flüchtlingen gelang.
Hatje will „ein Bürgermeister zum Anfassen“ bleiben. „Viele Bürger sprechen mich auf der Straße zu den kleinen und großen Dingen an, die sie bewegen“, sagt er. „Elmshorn ist mir wichtig. Ich möchte etwas in meiner Heimatstadt bewegen.“
Drei Fragen an Volker Hatje (Parteilos)
Das ist Thomas P. Reiter
ELM statt PI – mit einem eigenen Kfz-Kennzeichen für Elmshorn wollte Thomas Philipp Reiter „die überregionale Bekanntheit der Stadt steigern“. Zudem fordert er ein eigenes NDR-Korrespondentenbüro für die Kreise Pinneberg und Steinburg mit Sitz in Elmshorn. Der 51-Jährige weiß, wie man Schlagzeilen macht. Im Herbst 2018 wurde er auf Listenplatz zwei der FDP Schleswig-Holstein zur Europawahl 2019 gewählt. Nun stellt er sich den Elmshornern zur Wahl.
Mit Frau und beiden Kindern lebt er in Herzhorn (Kreis Steinburg). „Elmshorn liegt uns am Herzen. Meine Kinder gehen hier zur Kita und Schule. Und ich habe mein Büro in der Marktpassage am Alten Markt“, sagt der Groß- und Außenhandelskaufmann. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Hamburg arbeitete Reiter an der Schnittstelle von Wirtschaft und Öffentlichkeit. 1997 gründete er seine erste Firma für Wirtschaft und Politik. „Heute bin ich mit Leib und Seele Gründer und Unternehmer.“ Im Bundesverband Liberaler Mittelstand bekleidet er seit 2011 diverse Ämter; ist Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg/Schleswig-Holstein und Generalsekretär des Bundesverbandes. Trotz Zugehörigkeit zur FDP versteht Reiter sich als unabhängiger Kandidat, der „im Dialog den Innovations- und Investitionsstau auflösen und die Digitalisierung vorantreiben“ möchte.
Drei Fragen an Thomas P. Reiter
Das ist Jonas Stiefel
Als Kreisvorsitzender der Satirepartei Die Partei meint Jonas Stiefel seine Kandidatur durchaus ernst. „Wir machen Satire, um auf etwas aufmerksam zu machen. Bestenfalls ist ein Vorschlag für eine bessere Lösung Teil der Satire“, sagt er. Der kreative 21-Jährige mit nordfriesischen Wurzeln, der sich wegen seiner Ähnlichkeit mit Harry Potter gern mal eine Narbe auf die Stirn malt, ist in seiner Wahlheimat Elmshorn gut vernetzt und dürfte insbesondere die jüngeren Wähler ansprechen. Seit Februar ist der Student Mitglied im Kinder- und Jugendbeirat, sitzt als dessen Vertreter in zwei städtischen Ausschüssen. Er nimmt erfolgreich an Poetry Slams teil, studiert Slawistik und Musikwissenschaft an der Hamburger Universität.
Stiefel möchte die Innenstadt für Jugendliche attraktiver gestalten, legale Graffiti-Flächen etablieren, das Apollo als Bildungs-, Kultur-, und Jugendzentrum wiederbeleben und so der Stadtflucht junger Menschen etwas entgegen setzen. Er plädiert für eine fahrradfreundliche City und einen Bürgerrat, der sich aus zufällig ausgewählten Bürgern zusammensetzt. Die Stimmen der Flunkyball-Freunde sind ihm wohl sicher. In seinem Wahlprogramm spricht er sich für einen offeneren Umgang mit dem Trinkspiel und die Umbenennung der Steindammwiese in Niel-Eppenhofer-Platz aus – nach dem Orga-Team.
Drei Fragen an Jonas Stiefel