Wedel. Untersuchungsergebnis bestätigt die schädigende Wirkung der Partikel aus dem Wedel Kraftwerk. Deutliche Abweichung von bisherigen Untersuchungen.

Jetzt haben es die Anwohner des Kraftwerks Wedel noch einmal schwarz auf weiß: Die Partikel, die im Juli aus dem benachbarten Meiler gekommen sind und für Ätzschäden in der Umgebung verantwortlich sein sollen, weisen hohe Gehalte an Aluminium, Schwefel und Sauerstoff auf. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um Aluminiumsulfat handelt – das Aluminiumsalz der Schwefelsäure. Zudem wurden hohe Nickelgehalte gemessen. Alles in allem sei der Befund „ungewöhnlich“, da er von vorangegangenen Untersuchungen deutlich abweicht.

Zu diesem Ergebnis ist das Hamburger Institut für Raster- und Elektronenmikroskopie (IFEM) bei der Untersuchung von vier „frischen“ Proben aus dem Kraftwerksumfeld gekommen. Nach wiederholten Anwohnerbeschwerden hatte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume die Studie in Auftrag gegeben. Welche Konsequenz aus diesem Untersuchungsergebnis folgt, lassen sowohl das Landesamt als auch das Kieler Umweltministerium und der neue Betreiber, die Stadt Hamburg, offen. Es wurden lediglich weitere Untersuchungen angekündigt.

Für Kerstin Lueckow, Sprecherin der örtlichen Bürgerinitiative, ist das Ergebnis hingegen wenig überraschend. „Bereits das IFO-Institut in Schwäbisch-Gmünd hat im Dezember 2018 Aluminiumsulfat in den Partikeln ermittelt.“ Das erkläre auch die stark sauren, ätzenden pH-Werte und die daraus resultierenden Schäden in der Kraftwerksumgebung. Überraschter sei Lueckow aber von den hohen Nickelgehalten mit Schwefel. „Nickel ist nachweislich krebserregend“, sagt sie. Deshalb müsse der „Partikelauswurf unverzüglich eingestellt werden“.

Noch in der vergangenen Woche antwortete ein Mitarbeiter des neuen Betreibers, der Stadt Hamburg, auf eine Schadensersatzforderung: „Aufgrund der ausführlichen Gutachten und Untersuchungen müssen wir davon ausgehen, dass eine Schädigung durch Partikelniederschläge aus dem Kraftwerk ausgeschlossen ist.“ Die Hamburger Umweltbehörde hatte zudem ausrichten lassen, dass „das Heizkraftwerk Wedel zuverlässig alle bestehenden gesetzlichen Grenzwerte einhält.“

Die Kritik der Anwohner an diesen Aussagen beziehe sich vor allem auf die Tatsache, dass die letzten Stichprobenuntersuchungen des langjährigen Betreibers Vattenfall aus dem Jahr 2017 stammen. Zumal es laut Kerstin Lueckow „keine Grenzwerte für ätzenden Partikelauswurf aus Kohlekraftwerken“ gebe. Denn Partikelauswurf sei vom Gesetzgeber nicht vorgesehen. Insofern sei der Meiler Wedel das einzig bekannte Kohlekraftwerk, das Partikel auswerfen dürfe.

Die Untersuchungsergebnisse sind für die Anwohner ohnehin mindestens der Beweis dafür, dass die Zusammensetzung des Ascheregens aus dem Kraftwerk Schwankungen unterliegt. Schäden könnten somit – wie von der Stadt Hamburg behauptet – nicht pauschal ausgeschlossen werden. Zudem würden die angeführten Untersuchungen und Gutachten zwei Jahre zurückliegen. Seitdem wurden auch die Schadensersatzzahlungen eingestellt.

Die neue Studie legt nun aber sehr klar nahe, dass die aktuellen Proben Stoffe enthalten, die mit Wasser eine schädigende Wirkung hervorrufen können. Die Initiative untermauert deshalb ihre Forderung an den neuen Betreiber, für diese Schäden auch aufzukommen.