Elmshorn. Professor Klaus Pannenhat in seinem Leben Tausende von Arbeitsplätzen gerettet und viel Geld gespendet. Jetzt wird er Elmshorner Ehrenbürger.
Er ist Weltbürger und seiner Heimat treu. Er hat Tausende von Arbeitsplätzen gerettet und viele gemeinnützige Projekte vorangetrieben. Er ist Insolvenzverwalter und Gentleman. Und er ist Elmshorner. Am Freitag wird Klaus Pannen Ehrenbürger der Stadt.
Der 67-Jährige gilt als einer der zehn führenden Insolvenzverwalter Deutschlands. In seiner 30-jährigen Praxis als Rechtsanwalt hat er viele Insolvenz- und Konkursverfahren bearbeitet. So war er unter anderem Verwalter des internationalen Stahlhandelunternehmens und Anlagenbauers Coutinho Caro, Insolvenzverwalter des Vermögens des Softwareunternehmens Management Data Media Systems. „Soweit es möglich ist, führe ich die Unternehmen fort und restrukturiere sie“, sagt der Vater dreier Töchter. „Mein Hauptanliegen ist es, die Firmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“
So sanierte er unter anderem den Automobilzulieferer NIER mit drei Standorten. Von den 530 Arbeitsplätzen konnten 300 erhalten werden. Pannen sanierte die Schieder-Möbelwerke mit mehr als 600 Mitarbeitern und fand einen Käufer. 2014 gelang ihm die Sanierung des Lübecker Flughafens im zweiten Anlauf. Zunächst verkaufte er an einen chinesischen Investor, nach dessen Insolvenz an den Lübecker Unternehmer Winfried Stöcker. Die rund 100 Arbeitsplätze blieben erhalten. Im Jahr 2016 rettete er Wagner Pralinen mit 100 Mitarbeitern. Er führte den Betrieb bis zur Sanierung ein Jahr weiter. „Heute arbeiten dort 180 Menschen“, sagt der 67-Jährige. Die Liste ließe sich noch weiterführen.
Über besondere Expertise verfügt Klaus Pannen bei der Insolvenz von Kreditinstituten. Von den Amtsgerichten Hamburg und Frankfurt/Main wurde Pannen zum Verwalter über die Vermögen des Bankhauses Fischer und Co. und der Gontard und Metallbank bestellt sowie vom Amtsgericht Bremerhaven zum Insolvenzverwalter über das Vermögen der Weserbank AG. Ferner ist er Insolvenzverwalter etlicher Finanzdienstleister und Beteiligungsgesellschaften mit mehreren Tausend Gläubigern.
In der Kanzlei-Jahresauswertung für 2018 belegt „Prof. Dr. Pannen Rechtsanwälte“ mit 51 eröffneten Unternehmensinsolvenzen bundesweit Platz 29. Damit zählt die Kanzlei zu den Top 30 der Insolvenzkanzleien in Deutschland. Mit 50 Mitarbeitern – darunter acht Rechtsanwälte – ist sie am Neuen Wall in Hamburg und sowie in Frankfurt/Main, Berlin, Dresden und neuerdings in Stuttgart vertreten. „Seit dem 1. April ist Susanne Riedemann gemeinsam mit mir geschäftsführende Gesellschafterin“, sagt Pannen. Zeit für den Ruhestand? „Ich verspüre nicht das Bedürfnis.“
Pannen gilt als Experte für insolvente Kreditinstitute
Er hält insolvenzrechtliche Vorträge und beschäftigt sich als Mitglied verschiedener Gremien mit rechtspolitischen Fragestellungen. Zum Beispiel hat die Europäische Kommission 2010 Pannen zum Mitglied der Insolvency Law Expert Group (ILEG) ernannt. Die Expertengruppe für Europäisches Insolvenzrecht wurde von der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen im grenzübergreifenden Krisenmanagement eingesetzt. Pannen, der viele Artikel zum Insolvenz-, Bank- und Gesellschaftsrecht in Fachzeitschriften veröffentlicht hat, ist seit 2008 Lehrbeauftragter an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2013 wurde er Honorarprofessor.
In seiner Heimatstadt ist Klaus Pannen als engagierter und großzügiger Mensch bekannt. Als Vorsitzender der Vereinigung Ehemaliger, Freunde und Förderer der Bismarckschule Elmshorn schaffte er es, dass die Mitgliederzahl von 200 auf 700 gewachsen ist, indem er den Förderverein für alle öffnete. „In 22 Jahren konnten wir so 430.000 Euro für die Schule generieren. Die Bismarckschule war die erste Schule in Schleswig-Holstein, die voll digitalisiert war“, sagt Pannen, der sein Abitur an der Bismarckschule machte, wie auch schon sein Großvater und Vater vor ihm und seine drei Töchter Karin (38), Bettina (33) und Malin (24) nach ihm.
Vom Angestellten zur eigenen Kanzlei
Als Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Stadttheaters Elmshorn ermöglichte er mit einer Spende in Höhe von 500.000 Euro die umfangreiche Sanierung des Gebäudes. Auch an der Rettung des Ewers „Gloria“ ist er maßgeblich beteiligt. Er gründete 2001 einen Verein zur Rettung des Traditionsschiffes in Elmshorn. Der Verein ermöglichte die Restaurierung des 1897 gebauten Frachtseglers. „Mit dem Projekt wurden 23 Mitarbeiter beschäftigt, unter ihnen 14 arbeitslose Jugendliche. Die Jugendlichen qualifizierten sich für eine spätere Ausbildung oder Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt“, sagt er. Durch das Sammeln von Spenden wurde der Ewer wieder segeltüchtig. Als Mitglied des Fördervereins MS „Klostersande“ trug Pannen dazu bei, das Frachtschiff im Elmshorner Hafen zu erhalten. Heute ist es Außenstelle des Standesamts und Veranstaltungsstätte.
Pannens neuestes Projekt: die Erneuerung der originalen Schnitger-Orgel in der Kirche St. Nikolai in Elmshorn. Hier gehört Pannen einem Komitee an, das Spenden für den Erhalt sammelt. „Das ist ein 600.000-Euro-Projekt. 170.000 Euro haben wir bereits“, so Pannen, der in St. Nikolai getauft und konfirmiert wurde, genau wie seine Mädchen.
Er ist seit mehr als 50 Jahren aktives und förderndes Mitglied des Elmshorner Ruder-Clubs von 1909, spendierte bereits zwei Boote und förderte den Neubau des Clubhauses. Auch hier ließe sich die Liste erweitern: So ist Pannen Mitglied im Lions Club Elmshorn, im Johanniterorden, einem geistlichen Ritterorden, dessen Mitglieder sich verpflichten, für den Glauben einzutreten und sich für die Kranken und Hilfsbedürftigen einzusetzen. Er gehört der Bürgerstiftung Elmshorn an, der Initiative Elmshorn, die die öffentliche Wahrnehmung der Stadt fördern soll, der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper, der Hülfskasse deutscher Rechtsanwälte und vieles mehr.