Hamburg/Bönningstedt. Bönningstedter verlieren Geheimspiel im Volkspark 1:4 – ihr bestes Ergebnis im traditionellen Duell beider Mannschaften.

„Torwart Julian Pollersbeck zögerte einen Moment. Da habe ich den Ball problemlos an ihm vorbei ins Netz geschoben.“ Das war der Moment, von dem Kilian Utcke möglicherweise noch seinen Enkeln erzählen wird. Beim 1:4 (1:3) des SV Rugenbergen gegen die Zweitliga-Profis des HSV hatte der 20 Jahre alte Pinneberger nach einem Traumpass des Teamgefährten Hassan Zarei das 1:1 der Bönningstedter Oberliga-Fußballer erzielt.

Rugenbergens Torschütze Kilian Utcke.
Rugenbergens Torschütze Kilian Utcke. © KBS-picture | KBS-Picture Kalle Meincke

Geheim, geheim. Von diesem freundschaftlichen Vergleich auf dem Trainingsplatz im Schatten der Osttribüne des Volksparkstadion durfte die Öffentlichkeit vor dem Anpfiff nichts erfahren. Der HSV wollte sich den mit einem Zuschaueransturm verbundenen organisatorischen Aufwand ersparen. Intern aber hatten die Bönningstedter Kicker Freunde und Verwandte natürlich auf den Termin aufmerksam gemacht. Beate Marciniak aus Pinneberg durfte sich deshalb an zwei tollen Paraden ihres Sohnes Patrick Marciniak bei gefährlichen Schüssen von HSV-Hoffnungsträger Sonny Kittel (48.), und Manuel Wintzheimer (56.) erfreuen. Axel Heuwies aus Norderstedt lobte seinen Neffen Steven Tegeler, der nach einem Kreuzbandriss um den Anschluss kämpft. „Dieses gute Spiel von ihm gegen Stars der zweiten Liga hat ihm geholfen, im Kopf frei zu werden.“ Die Pinneberger Marcel, Tobias und Yannik beglückwünschten den Kumpel Kilian zu seinem Torerfolg. Routinier Sebastian Munzel begrüßte von seiner Familie Bruder Oliver und Vater Heinz.

Grundschulkinder aus Appen sehen plötzlich ihren Lehrer auf dem Spielfeld

Kinder der Grundschule Appen wollten ursprünglich nur ein HSV-Training sehen und staunten nicht schlecht, als sie ihren Lehrer Jan-Niclas Galke gegen ihre Idole in Aktion treten sahen. Verteidiger Galke, wie seine Arbeitskollegen in den Sommerferien, ärgerte sich über einen Elfmeterpfiff. „Das war nie und nimmer ein Foul von mir an Jairo Samperio.“

Bei Budnikowsky in Bahrenfeld hatte sich der links im Mittelfeld aufgebotene Edouard Mesenholl eine halben Tag frei genommen. Nach 45 Minuten war er fix und fertig. „Das war eine enorme Laufleistung, die ich verrichten musste. “ Ungefähr das 100- bis 150-fache wie der talentierte SVR-Neue (bisher BSV Rehden, davor Altona 93) verdient der von Hannover 96 zum HSV zurückgekehrte Bobby Wood. Dem US-Stürmer fiel sichtlich ein Stein vom Herzen. In der 27. Minute war er noch an Patrick Hartmann, dem anderen SVR-Torhüter, hängengeblieben. Dann erzielte er aber das 2:1 nach einem Querpass von Wintzheimer und das 3:1, als Galke das Laufduell mit Wintzheimer verlor.

HSV gewann in der Vergangenheit 12:0 und 13:1

Dass sich die Mannschaften beider Clubs treffen, hat fast schon Tradition. Nie schlug sich der SVR besser als diesmal. Am 25. Januar 2012 hatte der von Torsten Fink trainierte HSV 12:0 gewonnen. Mladen Petric und der beim Tottenham Hotspur in England zum Weltstar gereifte Heung Min Son glückte jeweils ein Hattrick. Am 6. Oktober 2017 erzielte der zum USC Paloma gewechselte Pascal Haase zwar das 1:0 des SVR, am Ende aber hieß es 13:1 für die Schützlinge von Markus Gisdol. Der ist als HSV-Coach längst Geschichte, ebenso Jörn Wolf als HSV-Mediendirektor von 2002 bis 2016, der für den TuS Holstein, den TuS Hasloh und den SVR (in der Landesliga) kickte. Der langjährige Trainer Ralf Palapies erinnert sich. „Über Jörn kam die Verbindung zum HSV zustande.“ Der Kontakt zu den Rothosen gipfelte dann darin, dass der SVR Nico-Jan Hoogma zum Ehrenmitglied ernannte. Mit dem früheren HSV-Kapitän, inzwischen Direktor des niederländischen Fußball-Verbandes, hatte einst SVR-Clubchef Andreas Lätsch Freundschaft geschlossen. Beide Männer wohnten in Kaltenkirchen Tür an Tür.

Dass der HSV-Vermarkter überhaupt bei Palapies’ Nachfolger Andjelko Ivanko angerufen und ihm diese Partie außer der Reihe vorgeschlagen hatte, hat auch etwas mit der fairen Spielweise der SVR zu tun. Mit Ausnahme der 66. Minute, als Felix Dieterich HSV-Abwehrikone Kyriakos Papadopoulos zu Boden grätschte, gab’s kein grobes Foul. Als sich Dieterich gleich darauf mit Ex-HSV-Kapitän Gotoku Sakai anlegte, eilte erst der Schiedsrichter hinzu und dann „Papa“, der den SVR-Spieler mit einer Streicheleinheit beruhigte.

Tore: 1:0 Jairo (13./Foulelfmeter), 1:1 Utcke (16.), 2:1, 3:1 Wood (37., 43.), 4:1 Jairo (62.).

HSV: Pollersbeck – Sakai, Papadopoulos, Bates, Vagnoman – David, Moritz, Kittel – Jairo, Wood, Wintzheimer (2. Halbzeit Mickel, Öczan, Hinterseer).

SV Rugenbergen: Hartmann - Feigenspan, Wilckens, Schrage, Galke, Mesenholl - Munzel, Zarei, de Oliveira, Dietderich -Utcke (46. Mane, Neumann, Tegeler, 57. Banoub, Walter, 61. Rüster, Rörström).